Wissenschaftsstadt Darmstadt und HSE AG sanieren ehemaligen Gaswerkstandort auf der Knell - Land Hessen unterstützt die Sanierung mit 6,4 Millionen €

  • Pressemitteilung der Firma HEAG Suedhessische Energie AG (HSE), 15.03.2012
Pressemitteilung vom: 15.03.2012 von der Firma HEAG Suedhessische Energie AG (HSE) aus Darmstadt

Kurzfassung: In der Brandnacht 1944 wurde das 1902 entstandene städtische Gaswerk in der Frankfurter Straße stark beschädigt. Aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen, die bei der Herstellung von Stadtgas durch Kohlevergasung entstanden, gelangten ins ...

[HEAG Suedhessische Energie AG (HSE) - 15.03.2012] Wissenschaftsstadt Darmstadt und HSE AG sanieren ehemaligen Gaswerkstandort auf der Knell - Land Hessen unterstützt die Sanierung mit 6,4 Millionen €


In der Brandnacht 1944 wurde das 1902 entstandene städtische Gaswerk in der Frankfurter Straße stark beschädigt. Aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen, die bei der Herstellung von Stadtgas durch Kohlevergasung entstanden, gelangten ins Erdreich. Die Südhessische Gas und Wasser AG, das Vorläuferunternehmen der HEAG Südhessische Energie AG (HSE), hat das Gaswerk nach dem Krieg wieder aufgebaut und von 1949 bis 1966 betrieben.

Durch Sanierungsmaßnahmen der HSE in den letzten Jahren konnten die Schadstoffmengen deutlich reduziert werden, neueste Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass auch tiefere Bodenschichten betroffen sind. Eine Gefahr für Bürger und Anwohner besteht nicht, die Schadstofffahne liegt in zehn Meter Tiefe, fünf Kilometer von der nächsten Trinkwassergewinnungsanlage entfernt. Aus Gründen des Grundwasserschutzes ist eine Sanierung aber unbedingt notwendig. Daher sanieren die Wissenschaftsstadt Darmstadt und die HSE Boden und Grundwasser am ehemaligen Gaswerkstandort auf der Knell: Die mehrstufige Sanierungsmaßnahme dauert rund 20 Jahre und kostet 9,2 Millionen Euro. 6,4 Millionen Euro trägt das Land Hessen, 2,8 Millionen Euro übernimmt die HSE.

"Auch wenn für die Bürgerinnen und Bürger keine Gefährdung vom Gelände des in der Brandnacht zerstörten Gaswerkes auf der Knell ausgeht, lässt die Boden- und Grundwasserbelastung nur einen Schluss zu: Eine umfassende Sanierung ist zum aktiven Grundwasserschutz unbedingt notwendig. Wir werden gemeinsam mit der HSE die Arbeiten an der Frankfurter Straße mit umfassenden Informationen für die Anwohner begleiten. Hierzu haben wir gemeinsam mit der HSE eine Internetseite mit einem umfassenden Informationsangebot erstellt. Darüber hinaus werden wir am 26. März gemeinsam das Gesamtprojekt bei einer Veranstaltung detailliert vorstellen und Fragen der Bürgerinnen und Bürger dazu direkt beantworten", erläutert Darmstadts Bau- und Umweltdezernentin Brigitte Lindscheid.

Schmale Schadstofffahne

Die Südhessische Gas und Wasser AG und später die HSE sanierten von 1989 bis 2010 in mehreren Stufen den Boden am Standort. "Durch die über 20 Jahre dauernden Sanierungsmaßnahmen konnten die Schadstoffmengen bereits deutlich reduziert werden", erläuterte HSE-Vorstand Andreas Niedermaier. "Zum Schutz des Grundwassers haben wir nun ein neues Sanierungskonzept erarbeitet und werden dieses in den kommenden Jahren konsequent umsetzen", so Niedermaier weiter. Den mengenmäßig größten Anteil am Schadstoffaufkommen hat das Benzol. Daneben finden sich weitere Kohlenwasserstoffverbindungen wie Toluol, Naphthalin, Xylole sowie Ammonium. Die Schadstoffe im Boden konzentrieren sich im Wesentlichen auf das Firmengelände der HSE an der Frankfurter Straße 100. Im Verlauf der zurückliegenden Jahrzehnte wanderten die wasserlöslichen Kohlenwasserstoffverbindungen - hauptsächlich Benzol - aus den oberen Bodenschichten in den darunter liegenden Grundwasserleiter. Langsam aber stetig konnte sich d amit eine schmale Schadstofffahne etwa 900 Meter in westliche Richtung ausbreiten. Die Schadstoffkonzentration nimmt mit zunehmender Entfernung ab.

Trotz hoher Schadstoffkonzentrationen keine Gesundheitsgefahr

Aromatische Kohlenwasserstoffe sind gesundheitsschädlich. Benzol wird als krebserregend eingestuft. Sowohl im Grundwasser als auch für Teilbereiche im Boden sind die Richtwerte für die einzelnen Stoffe überschritten. Menschen und Tiere kommen in der jetzigen Situation nicht in Kontakt mit diesen Stoffen, eine unmittelbare Gesundheitsgefährdung besteht nicht. Dennoch sollte in unmittelbarer Nähe zur Schadstofffahne kein Grundwasser genutzt werden. Für das Trinkwasser besteht aufgrund der großen Entfernung zum Trinkwasserleiter keine Gefahr. Mit der Erkundung und der Erstellung eines Sanierungskonzeptes wurde die international tätige Ingenieurgesellschaft ARCADIS von der HSE AG beauftragt. Die Erarbeitung des Sanierungskonzeptes erfolgte in enger Abstimmung zwischen der Stadt Darmstadt als Sanierungsverantwortlicher und der HSE AG als diejenige, die die Sanierung umsetzt. Überacht wird die Sanierung vom Regierungspräsidium Darmstadt. Das Hessische Ministerium für Umwelt, Energi e, Landwirtschaft und Verbraucherschutz stellt für die weitere Planung und Sanierung Fördermittel zur Verfügung.

Mehrstufiges Sanierungskonzept

Ziel des mehrstufigen Sanierungskonzeptes ist es, die Menge der im Boden und im Grundwasser befindlichen Stoffe zu reduzieren und gleichzeitig eine weitere Ausdehnung der Schadstofffahne zu verhindern. Die betroffenen Gebiete wurden entsprechend dem Grad der Belastungen in fünf Bereiche eingeteilt. Je nach Bereich sollen unterschiedliche Sanierungsverfahren eingesetzt werden, wobei im Rahmen der Genehmigungsplanung noch die Eignung der jeweiligen Verfahren geprüft wird. Im Schadenszentrum sollen die dort noch vorhandenen Bodenbelastungen mittels chemischer Oxidation (ISCO) weitestgehend entfernt werden. Weiter im Abstrom soll durch eine Brunnengalerie das belastete Grundwasser abgepumpt und in einer Anlage gereinigt werden. Im Abstrom hinter der Brunnengalerie sollen passive Maßnahmen wie z.B. ein Funnel
Gate-System verwendet werden. Bei diesem Reinigungsverfahren strömt verunreinigtes Grundwasser durch einen Trichter (engl. "Funnel") aus Spundwänden zu einem unterirdischen Tor (engl. "Gate"). Im durchlässigen Gate werden die Schadstoffe an Aktivkohle gebunden. Wann und wo dieses Verfahren zum Einsatz kommt, ergibt sich aus zusätzlichen Grundwasseruntersuchungen. Im weiteren Verlauf überlässt man die verbleibenden Schadstoffe der Selbstreinigung durch Mikroorganismen und überwacht diesen Prozess (MNA: Monitored Natural Attenuation). Die Bodensanierung mittels ISCO-Verfahren wird voraussichtlich bis Ende 2013 abgeschlossen sein. Die Pump-Maßnahme ist bis 2018 geplant (ca. 5 Jahre). Die passiven Maßnahmen sind mit rund 10 bis 15 Jahren veranschlagt, die Überwachung ist auf 20 Jahre angelegt.

Detailinformationen zur Sanierung des Gaswerkgeländes gibt es auch im Internet unter www.gaswerk-sanierung.de.


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