Rede Außenminister Westerwelles zur deutschen Bewerbung um den Sitz des IPBES-Sekretariats

  • Pressemitteilung der Firma Auswärtiges Amt, 28.03.2012
Pressemitteilung vom: 28.03.2012 von der Firma Auswärtiges Amt aus Berlin

Kurzfassung: -- es gilt das gesprochene Wort -- Exzellenzen, lieber Herr Kollege Röttgen, lieber Herr Oberbürgermeister Nimptsch, sehr geehrte Damen und Herren, In weniger als zwei Wochen, vom 16. bis 19. April, werden in Panama-Stadt die Regierungen Ihrer ...

[Auswärtiges Amt - 28.03.2012] Rede Außenminister Westerwelles zur deutschen Bewerbung um den Sitz des IPBES-Sekretariats


-- es gilt das gesprochene Wort --
Exzellenzen,
lieber Herr Kollege Röttgen,
lieber Herr Oberbürgermeister Nimptsch,
sehr geehrte Damen und Herren,

In weniger als zwei Wochen, vom 16. bis 19. April, werden in Panama-Stadt die Regierungen Ihrer Länder zusammen kommen und über den Sitz eines neuen Gremiums zum Schutz der Artenvielfalt entscheiden. Es geht um die Ansiedlung des Sekretariates von IPBES, der "Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services".

IPBES soll Politik und Öffentlichkeit Informationen über den Zustand und die Entwicklung der Biodiversität zur Verfügung stellen, damit bei politischen Entscheidungen der Schutz der Artenvielfalt berücksichtigt werden kann. Die Schaffung eines Gremiums wie IPBES zur wissenschaftlichen Politikberatung ist für den Erhalt der biologische Vielfalt von zentraler Bedeutung, so wie die Arbeit des Weltklimarates für den Klimaschutz. Dessen Arbeit wurde 2007 mit der Verleihung des Friedensnobelpreises gewürdigt. Ich erhoffe mir, dass IPBES den Artenschutz stärker in die öffentliche Aufmerksamkeit und auf die politische Agenda rücken wird.

Wir haben Sie heute eingeladen, weil die Bundesregierung sich mit Bonn, der deutschen Stadt der Vereinten Nationen, um den Sitz des Sekretariates von IPBES bewirbt. Wir möchten Ihnen Argumente für diese Bewerbung an die Hand geben und Sie um Ihre Unterstützung bitten.

Bonn hat in Fragen der internationalen Nachhaltigkeitspolitik eine besondere Rolle übernommen. Die frühere Bundeshauptstadt ist seit Jahren Gastgeber von Einrichtungen der Vereinten Nationen im Bereich Umwelt-, Klima- und Naturschutz sowie zahlreicher weiterer internationaler Organisationen.

Bonn ist ein guter Gastgeber für die Welt. Die Stadt ist Heimat geworden für fast 900 Menschen, die in diesen Institutionen arbeiten. Im stetig wachsenden VN-Campus ist auch für Besucher eine besonders produktive und offene Atmosphäre spürbar. Viele der Fachleute und Beamten, die aus Ihren Ländern nach Bonn gezogen sind, werden Ihnen dies bestätigen können. Auch deren Familien fühlen sich dort sehr wohl.

Mit der Fertigstellung des Kongress-Zentrums WCCB in der ersten Hälfte des kommenden Jahres wird zudem ein Konferenzzentrum zur Verfügung stehen, das für große internationale Konferenzen ideale Voraussetzungen bietet.

Bonn steht für ein demokratisches und freiheitliches Deutschland, das tief in der europäischen Idee verankert ist. Die sogenannte "Bonner Republik" setzte Maßstäbe bei der Annäherung zwischen Völkern, Staaten und Systemen und der Versöhnung Europas und der Welt nach den schrecklichen Ereignissen des Krieges. Das prägt die Stadt und ihre Einwohner bis heute. Bonn ist daher aus meiner Sicht besonders geeignet, internationale Einrichtungen zu beherbergen und Menschen aus aller Welt in Freundschaft und Toleranz als Gäste aufzunehmen.

Für IPBES können wir Räumlichkeiten in bester Lage zur Verfügung stellen. Zudem unterstützen wir die Arbeit von IPBES mit einem jährlichen Beitrag von 1 Mio. Euro für den freiwilligen Trustfund und tragen zusätzlich Mittel für konkrete Projekte bei. Deutschland ist außerdem bereit, IPBES sowie den Mitarbeitern und Angehörigen als Mitglied der UN-Familie im üblichen Umfang Vorrechte und Immunitäten zu bieten. Und all dies finden Sie in Bonn eingebettet in einen politischen Kontext, der wie in kaum einem anderen Land weltweit eindrücklich Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung sowie Klima- und Umweltschutz als reale Handlungsnorm der Politik begreift.

Besonders wichtig für den Erfolg von IPBES wird die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik sein. Hierfür finden sich in Bonn durch ein dichtes Netzwerk von nationalen und internationalen Organisationen mit kompetenten Partnern aus Umwelt- und Naturschutz, Wissenschaft und Technik optimale Ausgangsbedingungen.

Im Hinblick auf die vielen Vorzüge, welche die UN-Stadt Bonn zu bieten hat und auf das langjährige starke Engagement der deutschen Bundesregierung in der internationalen Biodiversitätspolitik, bitte ich Sie, Deutschland bei der Bewerbung um den Sitz des Sekretariats von IPBES durch Ihre Stimme zu unterstützen.

Gleichzeitig nutze ich diese Gelegenheit, Sie noch auf eine weitere Kandidatur der Stadt Bonn hinzuweisen: Deutschland möchte seine globale Verantwortung im Umweltbereich in vielfältiger Form wahrnehmen. Daher bereiten wir derzeit auch unsere offizielle Bewerbung als Sitzstaat des Grünen Klimafonds vor. Dieser Fonds, der auf der 17. Klimakonferenz in Durban beschlossen wurde, soll Entwicklungsländern finanzielle Unterstützung für die Umstellung ihrer Volkswirtschaften auf kohlenstoffarme Produktion und für eine Anpassung an die nicht vermeidbaren Folgen des Klimawandels bereitstellen. Zu dieser Bewerbung werden wir ihnen in Kürze weiter Informationen zukommen lassen. Auch hier hoffen wir auf Ihre Unterstützung für die Ansiedlung des Grünen Klimafonds in Bonn.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


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