Klimastadt - Stadtklima
- Pressemitteilung der Firma Deutscher Naturschutzring (DNR), 11.04.2012
Pressemitteilung vom: 11.04.2012 von der Firma Deutscher Naturschutzring (DNR) aus Berlin
Kurzfassung: Standpunkt von Nicola Krettek (NABU) Wenn wir künftigen Generationen eine lebenswerte und nutzbare Umwelt übergeben wollen, muss die Entwicklung unserer Städte gleichermaßen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigen. Auf ...
[Deutscher Naturschutzring (DNR) - 11.04.2012] Klimastadt - Stadtklima
Standpunkt von Nicola Krettek (NABU)
Wenn wir künftigen Generationen eine lebenswerte und nutzbare Umwelt übergeben wollen, muss die Entwicklung unserer Städte gleichermaßen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigen. Auf der Agenda stehen die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Ein Standpunkt von Nicola Krettek, NABU-Expertin für Nachhaltige Siedlungsentwicklung Auf dem Weg zur "klimaschützenden Stadt" steht bislang die energetische Sanierung des Gebäudebestandes im Mittelpunkt. Dazu soll der Primärenergiebedarf im Gebäudesektor in Deutschland bis 2050 um 80 Prozent gesenkt werden; die Reduzierung des Wärmebedarfs leistet dabei den größten Beitrag. Maßnahmen und Instrumente beziehen hier sich vor allem auf die Modernisierung der einzelnen Gebäude - mit dem Bild der kuscheligen Pudelmütze über dem Einfamilienhaus wird schon geworben.
Sozial-ökonomische Folgen mitdenken
Doch einseitige Strategien, etwa dem Klimawandel in erster Linie durch Fassadendämmung zu begegnen oder im Energie-Plus-Solarmobil-Einfamilienhaus die Lösung zu sehen, greifen zu kurz. Man darf das Energieproblem nicht auf Einzelgebäude reduzieren, sondern es braucht energetische Konzepte, die ganze Wohn- und Stadtquartiere umfassen. So ermöglicht erst die gemeinsame Betrachtung von Alt- und Neubauten, sowie regenerativer Energieträger im Verbund mit lokalen Erzeugern eine effiziente und zugleich stadtbilderhaltende Modernisierung des Gebäudebestands. In "Energie-Nachbarschaften" können Plusenergie-Neubauten mit historischen Altbauten "verrechnet" und die Energie- und Wärmeversorgung mit Blockheizkraftwerken oder Solarstromgenossenschaften gebündelt werden. Zugleich ist es unverzichtbar, die sozial-ökonomischen Folgen einer grundlegenden Modernisierung des Gebäudebestandes von Anfang an mitzudenken. Da der Erhalt unserer Lebensgrundlagen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, dürfen die damit verbundenen (finanziellen) Lasten nicht komplett individualisiert werden. Zugegeben: Die Optimierung auf Quartiersebene erfordert einen höheren Steuerungsaufwand auf Seiten der Kommunen. Gleichzeitig bietet sich aber die Chance einer integrierten Entwicklungsplanung unter Beteiligung der BewohnerInnen.
Frischluftschneisen und Begrünung
Dieses Plädoyer für eine integrierte Betrachtung gilt auch für eine "klimagerechte" Stadtentwicklung, also die Anpassung der Siedlungs(infra)strukturen an die Folgen des Klimawandels. Schon heute ist es in der Stadt deutlich wärmer und trockener, die Stadtluft ist stärker mit Schadstoffen belastet. Ein hoher Versiegelungsgrad und geringer Vegetationsanteil beeinträchtigen die Versickerung und Verdunstung von Regenwasser und damit einen wichtigen Regulierungsmechanismus des lokalen Klimas. Der globale Klimawandel verschärft die Situation nicht nur durch Hitzeperioden, sondern auch durch extremes Wetter wie sintflutartige Niederschläge und ausdauernde Trockenzeiten. Damit liegt auf der Hand, dass stadtklimatische Bedingungen bei Entwicklungsplanungen zu berücksichtigen sind und beispielsweise wichtige Frischluftschneisen von einer Bebauung ausgenommen werden müssen, oder der Begrünungsanteil erhöht werden muss.
Folgen der De-Urbanisierung
Wer nun aus der Maxime "mehr Grün in der Stadt" die Forderung nach einer extensiveren Siedlungsstruktur ableitet, übersieht die Konsequenzen einer solchen De-Urbanisierung. Wenn sich die Siedlungen immer weiter ausdehnen, werden Wege länger, steigen motorisiertes Verkehrsaufkommen und -emissionen. Die Ausgaben für Unterhaltung von Verkehrs- und Leitungsnetzen wachsen, gleichzeitig sinkt die Effizienz der Versorgungssysteme. Und nicht zuletzt: Lebensräume für Tiere und Pflanzen werden zerschnitten oder vernichtet, Böden versiegelt, Natur und Landschaft zerstört.
Mensch und Natur im Mittelpunkt
Auf dem Weg zur "Klimastadt" gilt es also die richtige Balance zu finden. Die energetische Sanierung muss sozialverträglich umgesetzt werden und gleichzeitig (bau-)kulturelle Eigenarten bewahren. Der Landschaftsverbrauch muss durch Innenentwicklung reduziert und gleichzeitig die innerörtliche Lebensqualität verbessert werden. Das gelingt mit einer Stadtplanung, die das Wohlergehen von Mensch und Natur in den Mittelpunkt stellt, einer Architektur, die sich an das örtliche Klima und Bauerbe anpasst, sowie Energie- und Verkehrskonzepten, die auf umweltfreundliche und emissionsarme Versorgung setzen. So verstanden wird die Klima- und Energiefrage zu einer Aufgabe der Stadtentwicklung, die ökologische Aspekte mit städtebaulicher Aufwertung, mit besserer Wohnqualität und Partizipation verbindet.
Zur Autorin
Dipl.Ing. Nicola Krettek ist Referentin für Nachhaltige Siedlungsentwicklung des NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.). Weitere Informationen: www.nabu.de
Hinweis: Der Text erschien zunächst im Öffnet externen Link in neuem FensterEurActiv.de-YellowPaper "Stadt der Zukunft" (Dezember 2011), das Analysen, Standpunkte und Interviews zur europäischen Stadtentwicklung versammelt.
http://www.euractiv.de/stadt-der-zukunft/artikel/yellow-paper-stadt-der-zukunft-005740
Katja Schwengler
oekom verlag
Presse
Waltherstr. 29
80337 München
Fon +49/(0)89/54 41 84-34
Fax +49/(0)89/54 41 84-49
E-Mail schwengler@oekom.de
Standpunkt von Nicola Krettek (NABU)
Wenn wir künftigen Generationen eine lebenswerte und nutzbare Umwelt übergeben wollen, muss die Entwicklung unserer Städte gleichermaßen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigen. Auf der Agenda stehen die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Ein Standpunkt von Nicola Krettek, NABU-Expertin für Nachhaltige Siedlungsentwicklung Auf dem Weg zur "klimaschützenden Stadt" steht bislang die energetische Sanierung des Gebäudebestandes im Mittelpunkt. Dazu soll der Primärenergiebedarf im Gebäudesektor in Deutschland bis 2050 um 80 Prozent gesenkt werden; die Reduzierung des Wärmebedarfs leistet dabei den größten Beitrag. Maßnahmen und Instrumente beziehen hier sich vor allem auf die Modernisierung der einzelnen Gebäude - mit dem Bild der kuscheligen Pudelmütze über dem Einfamilienhaus wird schon geworben.
Sozial-ökonomische Folgen mitdenken
Doch einseitige Strategien, etwa dem Klimawandel in erster Linie durch Fassadendämmung zu begegnen oder im Energie-Plus-Solarmobil-Einfamilienhaus die Lösung zu sehen, greifen zu kurz. Man darf das Energieproblem nicht auf Einzelgebäude reduzieren, sondern es braucht energetische Konzepte, die ganze Wohn- und Stadtquartiere umfassen. So ermöglicht erst die gemeinsame Betrachtung von Alt- und Neubauten, sowie regenerativer Energieträger im Verbund mit lokalen Erzeugern eine effiziente und zugleich stadtbilderhaltende Modernisierung des Gebäudebestands. In "Energie-Nachbarschaften" können Plusenergie-Neubauten mit historischen Altbauten "verrechnet" und die Energie- und Wärmeversorgung mit Blockheizkraftwerken oder Solarstromgenossenschaften gebündelt werden. Zugleich ist es unverzichtbar, die sozial-ökonomischen Folgen einer grundlegenden Modernisierung des Gebäudebestandes von Anfang an mitzudenken. Da der Erhalt unserer Lebensgrundlagen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, dürfen die damit verbundenen (finanziellen) Lasten nicht komplett individualisiert werden. Zugegeben: Die Optimierung auf Quartiersebene erfordert einen höheren Steuerungsaufwand auf Seiten der Kommunen. Gleichzeitig bietet sich aber die Chance einer integrierten Entwicklungsplanung unter Beteiligung der BewohnerInnen.
Frischluftschneisen und Begrünung
Dieses Plädoyer für eine integrierte Betrachtung gilt auch für eine "klimagerechte" Stadtentwicklung, also die Anpassung der Siedlungs(infra)strukturen an die Folgen des Klimawandels. Schon heute ist es in der Stadt deutlich wärmer und trockener, die Stadtluft ist stärker mit Schadstoffen belastet. Ein hoher Versiegelungsgrad und geringer Vegetationsanteil beeinträchtigen die Versickerung und Verdunstung von Regenwasser und damit einen wichtigen Regulierungsmechanismus des lokalen Klimas. Der globale Klimawandel verschärft die Situation nicht nur durch Hitzeperioden, sondern auch durch extremes Wetter wie sintflutartige Niederschläge und ausdauernde Trockenzeiten. Damit liegt auf der Hand, dass stadtklimatische Bedingungen bei Entwicklungsplanungen zu berücksichtigen sind und beispielsweise wichtige Frischluftschneisen von einer Bebauung ausgenommen werden müssen, oder der Begrünungsanteil erhöht werden muss.
Folgen der De-Urbanisierung
Wer nun aus der Maxime "mehr Grün in der Stadt" die Forderung nach einer extensiveren Siedlungsstruktur ableitet, übersieht die Konsequenzen einer solchen De-Urbanisierung. Wenn sich die Siedlungen immer weiter ausdehnen, werden Wege länger, steigen motorisiertes Verkehrsaufkommen und -emissionen. Die Ausgaben für Unterhaltung von Verkehrs- und Leitungsnetzen wachsen, gleichzeitig sinkt die Effizienz der Versorgungssysteme. Und nicht zuletzt: Lebensräume für Tiere und Pflanzen werden zerschnitten oder vernichtet, Böden versiegelt, Natur und Landschaft zerstört.
Mensch und Natur im Mittelpunkt
Auf dem Weg zur "Klimastadt" gilt es also die richtige Balance zu finden. Die energetische Sanierung muss sozialverträglich umgesetzt werden und gleichzeitig (bau-)kulturelle Eigenarten bewahren. Der Landschaftsverbrauch muss durch Innenentwicklung reduziert und gleichzeitig die innerörtliche Lebensqualität verbessert werden. Das gelingt mit einer Stadtplanung, die das Wohlergehen von Mensch und Natur in den Mittelpunkt stellt, einer Architektur, die sich an das örtliche Klima und Bauerbe anpasst, sowie Energie- und Verkehrskonzepten, die auf umweltfreundliche und emissionsarme Versorgung setzen. So verstanden wird die Klima- und Energiefrage zu einer Aufgabe der Stadtentwicklung, die ökologische Aspekte mit städtebaulicher Aufwertung, mit besserer Wohnqualität und Partizipation verbindet.
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Über Deutscher Naturschutzring (DNR):
Der Deutsche Naturschutzring (DNR) ist der Dachverband der im Natur- und Umweltschutz tätigen Verbände in Deutschland.
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