LINDNER-Interview für die "Bunte

  • Pressemitteilung der Firma FDP-Bundesgeschäftsstelle, 12.04.2012
Pressemitteilung vom: 12.04.2012 von der Firma FDP-Bundesgeschäftsstelle aus

Kurzfassung: Berlin. Der FDP-Spitzenkandidat in NRW und designierte NRW-Landesvorsitzende CHRISTIAN LINDNER gab der "Bunten" (heutige Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte TANJA MAY: Frage: Darf ich fragen, wie groß und wie schwer Sie sind? ...

[FDP-Bundesgeschäftsstelle - 12.04.2012] LINDNER-Interview für die "Bunte"


Berlin. Der FDP-Spitzenkandidat in NRW und designierte NRW-Landesvorsitzende CHRISTIAN LINDNER gab der "Bunten" (heutige Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte TANJA MAY:

Frage: Darf ich fragen, wie groß und wie schwer Sie sind?

LINDNER: Ich bin 1,86 Meter groß. Und ich wiege 84 Kilo. Warum?

Frage: Es beschäftigt mich, wie Sie den enormen Erfolgsdruck, der auf Ihren schmalen Schultern lastet, aushalten.

LINDNER: Für jemanden, der bequem Karriere machen möchte, wäre dieser Weg sicher nicht ideal. Die Lage unserer Partei ist schwierig. Ich bin mir auch der Verantwortung bewusst, als junger Mann für eine traditionsreiche Partei an der Spitze zu stehen. Aber ich scheue mich nicht vor schwierigen Aufgaben. Die Herausforderung reizt mich, weil ich anders als als Generalsekretär nun selbst die Linie unserer Landespartei prägen kann. Für Nordrhein-Westfalen wollen wir ein neues Denken: Angesichts der Überschuldung muss der Ausgleich der Haushalte Vorrang haben vor neuen Aufgaben für den Staat und auch vor Steuerentlastungen, selbst wenn diese an sich wünschenswert wären. Unsere Landespartei hat sich wie eine Frau und ein Mann hinter dieser neuen Prioritätenfolge versammelt. Diese Geschlossenheit gibt uns Glaubwürdigkeit. Das hilft uns im Wahlkampf.

Frage: Für die FDP sind Sie ein Messias. Können Sie schon über Wasser gehen?

LINDNER: Nicht ohne nass zu werden. Aber mal im Ernst: Es geht doch nicht um mich als Person. Die Menschen interessiert in NRW letztlich nicht, was aus Hannelore Kraft, Norbert Röttgen oder mir wird. Sie wollen wissen, was wird aus ihrem Land. Und darüber wird mir zu wenig gesprochen. Politik ist kein Showbusiness. Wir konzentrieren uns deshalb ernsthaft auf Sachfragen: raus aus den Schulden, faire Bedingungen auch für das Gymnasium und eine vernünftige Industriepolitik, weil davon in NRW weit über eine Millionen Arbeitsplätze abhängig sind.

Frage: Und? Werden Sie es schaffen?

LINDNER: Ja, wir kämpfen und wir können es schaffen. Die Wahl ist ja auch eine Haltungsfrage: Gibt es im Parlament weiter eine Partei, die davon überzeugt ist, dass die Zukunft besser wird, wenn man die Menschen in Ruhe arbeiten lässt statt sie staatlich zu bevormunden.

Frage: Wenn Sie am 13. Mai sechs, sieben Prozent holen ....

LINDNER: ...bitte keine Ziffern. Die Phase, in der wir unsere Wahlziele daran festgemacht haben, ist vorbei.

Frage: ... also angenommen, Sie gewinnen die Wahl – dann wären Sie bundesweit der einzige starke Mann in der FDP und die Personaldebatte um den Parteivorsitz würde von vorn losgehen.

LINDNER: Nein, ich bin da klar. Ich will Landesvorsitzender in NRW werden und das auch über den Wahltag hinaus bleiben.

Frage: Wie ist derzeit Ihr Verhältnis zu Parteichef Philipp Rösler?

LINDNER: Wir tauschen uns regelmäßig aus. Und wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, dann bleibt das unter uns.

Frage: Sie sind 33, Philipp Rösler ist 38. Sie werden von den Wählern als Wunderwaffe gelobt, bei Rösler heißt es ständig, er sei zu jung für das Amt. Woran liegt das?

LINDNER: Ist das so? Hier in Nordrhein-Westfalen haben die Menschen jedenfalls eine gewisse Sympathie für Leute, die auch in schwierigen Lagen sagen: Sei's drum, wir kämpfen. Nicht liegen bleiben, sondern aufstehen. Was den Bund angeht: Ich glaube nicht, dass die derzeitige Krise der FDP am Alter von irgendjemandem liegt.

Frage: Woran dann?

LINDNER: Das ist ein Vertrauensverlust, der entstanden ist, weil wir Erwartungen, die es an uns gab, nicht erfüllt haben. Und weil wir unseren eigenen Ansprüchen an den politischen Stil und die politische Substanz unserer Regierungsarbeit nicht immer gerecht geworden sind.

Frage: Sie sind im Dezember überraschend vom Amt des FDP-Generalsekretärs zurückgetreten, weil Sie nicht gemeinsam mit Philipp Rösler untergehen wollten.

LINDNER: Nein, das stimmt nicht. Ich hatte keine persönlichen, sondern ausschließlich politische Gründe. Die habe ich Philipp Rösler erläutert. Was man unter vier Augen bespricht, gehört aber nicht in die Öffentlichkeit. Mir wird im politischen Betrieb zu viel geplaudert. Das schafft Probleme, die nichts mit Sachfragen zu tun haben.

Frage: Nach Ihrem Rücktritt waren viele der Meinung, Sie seien weg vom politischen Fenster. Kaum drei Monate später sind Sie mächtiger denn je. Ist ein Neuanfang manchmal nur möglich, wenn man sich vorübergehend zurückzieht?

LINDNER: Man kann ein politisches Amt nicht um jeden Preis ausüben. Wenn man sich bewusst wird, dass man seinen eigenen Ansprüchen und den Erwartungen Dritter nicht mehr gerecht werden kann, ist eine Neuaufstellung im Interesse aller Beteiligten auf jeden Fall besser.

Frage: Ein mutiger Schritt. Sie hatten im Dezember keine Ahnung, wie es mit Ihnen beruflich weitergehen würde.

LINDNER: Nein, das wusste ich nicht.

Frage: Hat Sie dieser Einschnitt als Mensch reifer werden lassen?

LINDNER: Was mich sicher verändert hat, war mein Entschluss, für mich eine Konsequenz zu ziehen. Damit habe ich auch anderen ermöglicht, sich neu zu positionieren. Es ist nicht leicht, einen solchen Schnitt zu ziehen. In dem Moment waren mir aber meine eigenen Ansprüche in der Sache wichtiger als die Geradlinigkeit meines Karriereverlaufs.

Frage: Waren die Tage nach Ihrem Rücktritt die schlimmsten Ihres Lebens?

LINDNER: Nein. Im Gegenteil. Meine Parteibasis im Bergischen Land hat mich immer unterstützt. Da bin ich seit über zehn Jahren Kreisvorsitzender. Außerdem gab es viel Sympathie von außen. Das Handwerk in NRW hatte mich zum Beispiel noch als Generalsekretär eingeladen, dort die große Neujahrsrede vor mehreren hundert Gästen zu halten. Nach meinem Rücktritt haben die gesagt: Bitte kommen Sie trotzdem. Sie hätten nicht das Amt eingeladen, sondern den Mann. Dieser Form von Unternehmertum fühle ich mich auch verpflichtet: persönlich haftend, ehrliche Arbeit. Dass einem auch ein paar Steine hinterher geworfen werden, ist wohl normal in der Politik. Ich habe sie aber nicht aufgehoben und zurückgeworfen.

Frage: Sind Niederlagen wichtig für Politiker?

LINDNER: Sie sind wichtig für jeden Menschen. Ich habe aus den Niederlagen in meinem Leben mehr gelernt als aus den Erfolgen.

Frage: Haben Sie mal daran gedacht, komplett aus der Politik auszusteigen?

LINDNER: Nein. Ich habe ja dafür gekämpft, etwas politisch mitgestalten zu können. Das habe ich früher erreicht, als es normal üblich ist - ja. Das gebe ich aber nicht auf, wenn es mal Widerstand gibt. Ich bin leidenschaftlich davon überzeugt, dass Ihre und meine Freiheit immer wieder verteidigt werden muss. Gegen den Missbrauch von Macht und gegen fürsorgliche Politiker, die uns zu unserem Glück zwingen wollen.

Frage: Im Trend der Wähler liegt derzeit vor allem die Piratenpartei. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

LINDNER: Ich habe noch keine fertige Antwort. Sicher sind es mehrere Quellen: die politische Gestaltung des Internets, eine neue Form der Basisdemokratie und ein Teil Protest, vielleicht sogar Spaß. Allein der Name Piraten streckt ja schon den herkömmlichen Parteien die Zunge raus. Ich nehme die Unterstützer der Piraten sehr ernst, weil sie neue Fragen stellen. Die Partei selbst hat aber ein nur vages Programm, das viele Überschneidungen mit Grünen und Linken hat, wenn ich von den Bürgerrechten absehe. Deshalb leiden im Moment ja auch diese Parteien unter dem Hype für die Piraten.


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