Wachstums-Enquete ohne weibliche Sachverständige erregt Protest

  • Pressemitteilung der Firma Attac Deutschland, 03.02.2011
Pressemitteilung vom: 03.02.2011 von der Firma Attac Deutschland aus Frankfurt/M

Kurzfassung: Mit einem öffentlichen Appell protestiert die interdisziplinäre "Forschungsgruppe starke Nachhaltigkeit und (Re)Produktivität", der auch mehrere Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates von Attac angehören, gegen die Besetzung der ...

[Attac Deutschland - 03.02.2011] Wachstums-Enquete ohne weibliche Sachverständige erregt Protest

Attac-Kongress zum Thema berücksichtigt feministische Expertise


Mit einem öffentlichen Appell protestiert die interdisziplinäre "Forschungsgruppe starke Nachhaltigkeit und (Re)Produktivität", der auch mehrere Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates von Attac angehören, gegen die Besetzung der Enquete-Kommission zu Wachstum mit ausschließlich männlichen Sachverständigen. Dies sei "ein Skandal, der umgehend korrigiert werden" müsse. Das globalisierungskritische Netzwerk Attac unterstützt den Protest der Forschungsgruppe und hat den Appell auf seiner Internetseite veröffentlicht, wo er auch unterzeichnet werden kann.

"Es ist ungeheuerlich, dass eine Kommission zu einem Thema, das maßgeblich von kritischen Ökonominnen vorangebracht worden ist, auf deren Expertise verzichtet", sagte Julia Roßhart von der bundesweiten Attac-Arbeitsgruppe "Gender". So haben gerade feministische Wirtschaftswissenschaftlerinnen schon frühzeitig die einseitige Bemessungsgrundlage des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kritisiert, weil es etwa die unentgeltliche, meist von Frauen erbrachte Pflege- und Sorgeleistung nicht misst. "Ohne diese Expertise ist eine Enquete-Kommission, die sich um eine Neudefinition des BIP bemüht, schlicht unvollständig", stellte Deborah Ruggieri fest, ebenfalls Mitglied der Attac-Gender-AG. Zudem widerspreche die Besetzung der Kommission grundlegenden gesetzlichen Vorgaben zur Förderung der Gleichstellung. "In Zeiten, in denen über eine Frauenquote in der Privatwirtschaft diskutiert wird, ist dies ein fatales Signal der Politik!"

Unter den bisher 100 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Appells finden sich auch über akademische Kreise hinaus bekannte Personen wie etwa die Bielefelder Professorin Veronika Bennholdt-Thomsen, die Ehrenvorsitzende des BUND, Angelika Zahrnt, oder der Europaparlaments-Abgeordnete und Attac-Mitgründer Sven Giegold. Auch von anderer Seite regt sich Protest: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich bei den 4. Marburger Arbeitsgesprächen zusammengeschlossen haben, fordern in einem offenen Brief an den Bundestagspräsidenten ebenfalls eine Neubesetzung der Kommission.

Attac wird bei seinem Kongress "Jenseits des Wachstums?! Ökologische Gerechtigkeit. Soziale Rechte. Gutes Leben" vom 20. bis 22. Mai in Berlin nicht nur die Podien weitgehend geschlechterparitätisch besetzen, sondern auch feministische Perspektiven mit ins Zentrum rücken. Dazu Tanja von Egan-Krieger, aktiv in der Kongressvorbereitung und Mitinitiatorin des Protestappells: "Ohne eine Auseinandersetzung mit den Geschlechterverhältnissen ist Wachstumskritik überhaupt nicht sinnvoll zu leisten."

Am Sonntag (6. Februar) tritt die Enquete-Kommission zum ersten Mal nach ihrer Konstituierung zu einer Arbeitstagung zusammen.


Im Internet:
* Protestappell der "Forschungsgruppe starke Nachhaltigkeit und (Re)Produktivität" sowie Offener Brief an den Bundespräsidenten:
http://www.attac-netzwerk.de/gender-ag

* Attac-Kongress "Jenseits des Wachstums?!":
http://www.jenseits-des-wachstums.de/


Für Rückfragen und Interviews:
* Julia Roßhart, Attac-Arbeitsgruppe Gender, juliarosshart@gmx.de, Tel. (0177) 785 0380,
* Deborah Ruggieri, Attac-Arbeitsgruppe Gender, deborah.ruggieri@attac.de, Tel. (0163) 78 39 800
* Tanja von Egan-Krieger, "Forschungsgruppe starke Nachhaltigkeit und (Re)Produktivität" und Vorbereitungsgruppe Kongress, tanja.egan@uni-greifswald.de, Tel. (030) 5484 7142

Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069/900 281-42; 0179/514 60 79
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Über Attac Deutschland:
Attac - die französische Abkürzung für “Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen” – wurde 1998 in Frankreich gegründet. Lag der ursprüngliche Fokus von Attac in dem Eintreten für eine demokratische Kontrolle der internationalen Finanzmärkte und der Einführung der Tobin-Steuer, so haben wir uns mittlerweile der gesamten Problematik neoliberaler Globalisierung angenommen.
Mit 90.000 Mitgliedern in 50 Ländern versteht sich Attac als Teil dieser globalen Bewegung. Auch in Deutschland bildet Attac ein breites gesellschaftliches Bündnis, das von ver.di und der GEW über den BUND und Pax Christi bis zu kapitalismuskritischen Gruppen unterstützt wird. Immer mehr Menschen unterschiedlicher politischer und weltanschaulicher Herkunft werden in den mittlerweile über 160 Attac-Gruppen vor Ort aktiv.
Attac versteht sich als Bildungsbewegung mit Aktionscharakter und Expertise. Über Vorträge, Publikationen, Podiumsdikussionen und eine intensive Pressearbeit werden die komplexen Zusammenhänge der Globalisierungsthematik einer breiten Öffentlichkeit vermittelt und Alternativen zum neoliberalen Dogma aufgezeigt. Mit Aktionen soll der notwendige Druck auf Politik und Wirtschaft zur Umsetzung der Alternativen erzeugt werden.

Firmenkontakt:
Für Rückfragen und Interviews:
* Julia Roßhart, Attac-Arbeitsgruppe Gender, juliarosshart@gmx.de, Tel. (0177) 785 0380,
* Deborah Ruggieri, Attac-Arbeitsgruppe Gender, deborah.ruggieri@attac.de, Tel. (0163) 78 39 800
* Tanja von Egan-Krieger,

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