Von Aggression über Burnout bis Zwangszustand: Neues Internet-Angebot verbindet Menschen mit psychischen Erkrankungen

[ich-bin-ich - 04.06.2012] Psychische Störungen führen unweigerlich zu sozialer Isolation. Gegen diese Aussage setzt sich eine neue Internet-Präsenz ab Juni 2012 lautstark zur Wehr. Auf www.ich-bin-ich.me finden Menschen mit psychischen Erkrankungen sowohl Expertenrat, als auch Gleichgesinnte zum Gedankenaustausch. Und vielleicht sogar den Wunschpartner, der sie versteht. Denn "ich-bin-ich.me" ist Informationsplattform, Selbsthilfe-Forum und Kontaktbörse in einem.

"Soziale Isolation - das ist eine schlimme Sache", betont Nicole Lewandowski, "denn sie bedeutet, dass Menschen in unserer Gesellschaft schlicht auf der Strecke bleiben. Meine Erfahrung zeigt, dass gerade Menschen mit psychischen Problemen Gefahr laufen, zu vereinsamen. Das passiert häufig durch ihr direktes privates Umfeld. Da wird aus Unverständnis oder Unwissenheit gnadenlos ausgrenzt." Es sei, so Lewandowski weiter, eine anerkannte Tatsache bei Medizinern und Psychologen, dass sich einige psychische Erkrankungen erst aus einem Wechselspiel zwischen dem Kranken und seiner Umwelt ergeben. "Diesen Menschen täte es gut, wenn sie bei ihrem Partner ein offenes Ohr, Kraft und Halt finden und einfach mal in den Arm genommen würden."

Doch die Realität, weiß Lewandowski aus vielen Gesprächen, sieht oft anders aus. "Zahllose, selbst langjährige Beziehungen zerbrechen an den ungeheuren Belastungen, die sich für den gesunden wie für den erkrankten Partner ergeben." Leider läge genau das in der Natur seelischer Erkrankungen, meint die gelernte Vorstandsassistentin. Andere Betroffene finden erst gar keinen Partner. Dazu zählen besonders oft junge Single-Frauen und Single-Männer, die mit ihren psychischen Herausforderungen kämpfen. "Hier muss Abhilfe geschaffen werden", dachte sich Lewandowski. "Warum also keine Initiative im Internet? Warum nicht alle Menschen, die betroffen sind, virtuell zusammenbringen? Gleich und gleich gesellt sich gern, heißt es ja." Die Idee war also geboren. Das Konzept verbindet auf geschickte Art die Bedürfnisse der Erkrankten nach Information, Gedankenaustausch und Partnersuche. "Ob psychisch erkrankt oder nicht: Wir alle haben das große Bedürfnis nach Bestätigung, Zweisamkeit, Geborgenheit, Nähe, Liebe und Sex", sagt Lewandowski. Ein weiterer Pluspunkt, den nur das Internet bieten kann: Im virtuellen Umfeld sind Aktionen möglich, die freiwillig geschehen ohne dass jemand seine sichere und gewohnte Umgebung verlassen muss. "Das Internet bietet dem, der es will, Kontaktmöglichkeiten wahlweise mit Offenheit oder Anonymität. Das ist viel wert bei psychisch Erkrankten und schafft schnell eine gute Vertrauensbasis untereinander - schneller als in der realen Welt."

Nach gründlicher Planung und langer Vorbereitung geht die 44-jährige mit ihrer Online-Plattform an den Start. "Die größte Herausforderung ist es, ein Vertrauensverhältnis zu den Internetnutzern meiner Seite aufzubauen. Das geht in erster Linie durch ein Höchstmaß an Datensicherheit und absoluten Schutz der Privatsphäre. Aber auch Kundenorientierung und Service sind mir wichtig."