Babyboomer: Brüchigere Erwerbsverläufe mit Auswirkungen auf die Rente
- Pressemitteilung der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin, 06.06.2012
Pressemitteilung vom: 06.06.2012 von der Firma Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin aus Berlin
Kurzfassung: Die Erwerbsverläufe der Babyboomer unterscheiden sich deutlich von denen vorangegangener Jahrgänge. Sie sind häufig geprägt von Phasen der Arbeitslosigkeit oder Teilzeitarbeit, aber auch von einem Rückgang ausschließlicher Tätigkeit im ...
[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin - 06.06.2012] Babyboomer: Brüchigere Erwerbsverläufe mit Auswirkungen auf die Rente
Die Erwerbsverläufe der Babyboomer unterscheiden sich deutlich von denen vorangegangener Jahrgänge. Sie sind häufig geprägt von Phasen der Arbeitslosigkeit oder Teilzeitarbeit, aber auch von einem Rückgang ausschließlicher Tätigkeit im Haushalt. Das wirkt sich auch auf die Rentenanwartschaften aus. In einer neuen Studie, an der unter anderen das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) beteiligt waren, wurden die Folgen fragilerer Erwerbsverläufe auf die Rentenerwartungen untersucht. Vor allem für ostdeutsche Männer der Babyboomer-Jahrgänge dürften die Rentenanwartschaften geringer ausfallen. Während bei älteren Jahrgänge jeder zweite noch fast 43 Entgeltpunkte erreichte, werden die ostdeutschen Männer der Babyboomer-Jahrgänge bei Rentenbeginn lediglich noch über knapp 33 Entgeltpunkte verfügen. Für ostdeutsche Frauen und westdeutsche Männer sind hingegen nur geringe Abnahmen zu erwarten. Die erwarteten Rentenanwartschaften westdeutscher Frauen bleiben stabil, allerdings auf relativ niedrigem Niveau. Die Babyboomer sind allerdings auch die erste Generation, die in nennenswertem Umfang Leistungen aus der geförderten Zusatzvorsorge (zum Beispiel "Riester-Renten") erwarten kann. Die bestehende Datenlage lässt hierzu aber noch keine konkreten Abschätzungen zu.
Die zwischen 1956 und 1965 Geboren sind die ersten, die von der Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre und von dem sinkenden Rentenniveau betroffen sein werden; sie sind aber auf der anderen Seite auch die erste Generation, die in nennenswertem Umfang von der staatlichen Förderung der Zusatzvorsorge ("Riester-Rente") profitieren wird. Gleichzeitig zeichnen sich die Babyboomer durch vielfältigere und oft fragilere Lebensläufe aus als die vorangehenden Jahrgänge. Während zumindest die Männer der Kriegs- und Nachkriegsjahrgänge von der Möglichkeit profitierten, einen Großteil des Arbeitslebens ununterbrochen Vollzeit arbeiten zu können, weisen die Erwerbsverläufe der nachfolgenden Babyboomer häufig mehr Phasen der Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit oder Zeiten einer selbständigen Tätigkeit auf. Bei den westdeutschen Frauen ist zudem ein Rückgang von Zeiten ausschließlicher Haushaltstätigkeit zu verzeichnen. Alles das hat Auswirkungen auf die Alterssicherung der Babyboomer, insbesondere auf die Anwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung.
Im Forschungsprojekt "Lebensläufe und Alterssicherung im Wandel" (LAW), an dem unter anderen das DIW Berlin und das Deutsche Zentrum für Altersfragen beteiligt waren, wurde untersucht, welche Rentenanwartschaften die Babyboomer erwarten können. "Vor allem ostdeutsche Männer werden im Schnitt über weniger Anwartschaften in der Gesetzlichen Rentenversicherung verfügen als die vorangegangenen Jahrgänge", sagt DIW-Wissenschaftlerin Anika Rasner. "Sie sind stärker von Arbeitslosigkeit betroffen und haben mehr Brüche in ihren Erwerbsverläufen. "Ostdeutsche Frauen haben hingegen im Mittel nur geringfügig niedrigere Rentenanwartschaften zu erwarten als die Frauen vorheriger Jahrgänge (zwischen 1936 und 1955 geboren).
Westdeutsche Männer der Babyboomer-Jahrgänge können dank der hier weiterhin häufigen Vollzeiterwerbstätigkeit und relativ wenigen Brüchen im Erwerbsleben im Mittel mit rund 48 Entgeltpunkten mit ähnlich hohen Rentenanwartschaften rechnen wie zuvor Geborene. Westdeutsche Frauen verbringen zunehmend weniger Zeit außerhalb des Arbeitsmarktes, beispielsweise als Hausfrauen. Gleichzeitig kommt es zu dem überraschenden Befund, dass der Anteil der Frauen in dauerhafter Vollzeitbeschäftigung im Vergleich zu früheren Jahrgängen abnimmt. Die gestiegene Erwerbsbeteiligung ist vor allem auf Teilzeit- oder geringfügige Beschäftigung zurückzuführen. "Diese gegenläufigen Effekte dürften sich in der Höhe der Rentenanwartschaften westdeutscher Babyboomer-Frauen im Mittel weitgehend ausgleichen", sagt DIW-Wissenschaftler Markus Grabka.
Die Babyboomer sind die erste Generation, die in nennenswertem Umfang von der staatlich geförderten Zusatzvorsorge (zum Beispiel der Riester-Rente") profitieren kann. Allerdings liegen bislang keine verlässlichen Daten für den Beitrag von betrieblicher und privater Altersvorsorge zum Alterseinkommen vor. Ein Anhaltspunkt können die Nettovermögen der Babyboomer sein: Diese schwanken sehr stark in Abhängigkeit von den Erwerbsverläufen. Babyboomer mit vielen Brüchen in ihrem Erwerbsleben konnten bislang nur sehr geringe Nettovermögen aufbauen: Jeder zweite Mann dieser fragilen Gruppe hat kaum nennenswertes Nettovermögen.
Auch aktuell diskutierte Vorschläge treffen die Babyboomer besonders. Von der Zuschussrente würden vermutlich insbesondere die männlichen ostdeutschen Babyboomer vergleichsweise wenig profitieren, da sie aufgrund vieler Brüche in den Erwerbsverläufen häufig nicht die erforderlichen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungszeiten vorweisen könnten. Der Vorschlag, auch die Selbständigen - unter für sie tragfähigen Bedingungen - in die Gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen, könnte helfen, die Alterssicherung vieler stabiler zu machen. Denn unter den Babyboomern sind viele, die häufig zwischen Selbständigkeit und abhängiger Beschäftigung wechseln und hinsichtlich ihrer Alterssicherung Risiken tragen.
Die Ergebnisse der Studie wird das Forscherteam am 11. Juni 2012 in Berlin detailliert vorstellen und diskutieren.
Stichwort SOEP
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP ist Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland und wird unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) von Bund und Ländern gefördert. Angesiedelt ist das SOEP am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Für das SOEP befragen jedes Jahr etwa 600 Interviewerinnen und Interviewer vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehr als 20 000 Menschen in rund 11 000 Haushalten. Die so erhobenen Daten geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und Gesundheit. Forscherinnen und Forscher im In- und Ausland nutzen die SOEP-Daten für ihre Studien. Bis heute sind mehr als 6000 Veröffentlichungen auf Basis der SOEP-Daten erschienen.
Wochenbericht 23/2012
Interview mit Anika Rasner
Veranstaltung DZA
Pressestelle
Renate Bogdanovic
Nicole Walter
presse@diw.de
Mohrenstraße 58
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Die Erwerbsverläufe der Babyboomer unterscheiden sich deutlich von denen vorangegangener Jahrgänge. Sie sind häufig geprägt von Phasen der Arbeitslosigkeit oder Teilzeitarbeit, aber auch von einem Rückgang ausschließlicher Tätigkeit im Haushalt. Das wirkt sich auch auf die Rentenanwartschaften aus. In einer neuen Studie, an der unter anderen das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) beteiligt waren, wurden die Folgen fragilerer Erwerbsverläufe auf die Rentenerwartungen untersucht. Vor allem für ostdeutsche Männer der Babyboomer-Jahrgänge dürften die Rentenanwartschaften geringer ausfallen. Während bei älteren Jahrgänge jeder zweite noch fast 43 Entgeltpunkte erreichte, werden die ostdeutschen Männer der Babyboomer-Jahrgänge bei Rentenbeginn lediglich noch über knapp 33 Entgeltpunkte verfügen. Für ostdeutsche Frauen und westdeutsche Männer sind hingegen nur geringe Abnahmen zu erwarten. Die erwarteten Rentenanwartschaften westdeutscher Frauen bleiben stabil, allerdings auf relativ niedrigem Niveau. Die Babyboomer sind allerdings auch die erste Generation, die in nennenswertem Umfang Leistungen aus der geförderten Zusatzvorsorge (zum Beispiel "Riester-Renten") erwarten kann. Die bestehende Datenlage lässt hierzu aber noch keine konkreten Abschätzungen zu.
Die zwischen 1956 und 1965 Geboren sind die ersten, die von der Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre und von dem sinkenden Rentenniveau betroffen sein werden; sie sind aber auf der anderen Seite auch die erste Generation, die in nennenswertem Umfang von der staatlichen Förderung der Zusatzvorsorge ("Riester-Rente") profitieren wird. Gleichzeitig zeichnen sich die Babyboomer durch vielfältigere und oft fragilere Lebensläufe aus als die vorangehenden Jahrgänge. Während zumindest die Männer der Kriegs- und Nachkriegsjahrgänge von der Möglichkeit profitierten, einen Großteil des Arbeitslebens ununterbrochen Vollzeit arbeiten zu können, weisen die Erwerbsverläufe der nachfolgenden Babyboomer häufig mehr Phasen der Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit oder Zeiten einer selbständigen Tätigkeit auf. Bei den westdeutschen Frauen ist zudem ein Rückgang von Zeiten ausschließlicher Haushaltstätigkeit zu verzeichnen. Alles das hat Auswirkungen auf die Alterssicherung der Babyboomer, insbesondere auf die Anwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung.
Im Forschungsprojekt "Lebensläufe und Alterssicherung im Wandel" (LAW), an dem unter anderen das DIW Berlin und das Deutsche Zentrum für Altersfragen beteiligt waren, wurde untersucht, welche Rentenanwartschaften die Babyboomer erwarten können. "Vor allem ostdeutsche Männer werden im Schnitt über weniger Anwartschaften in der Gesetzlichen Rentenversicherung verfügen als die vorangegangenen Jahrgänge", sagt DIW-Wissenschaftlerin Anika Rasner. "Sie sind stärker von Arbeitslosigkeit betroffen und haben mehr Brüche in ihren Erwerbsverläufen. "Ostdeutsche Frauen haben hingegen im Mittel nur geringfügig niedrigere Rentenanwartschaften zu erwarten als die Frauen vorheriger Jahrgänge (zwischen 1936 und 1955 geboren).
Westdeutsche Männer der Babyboomer-Jahrgänge können dank der hier weiterhin häufigen Vollzeiterwerbstätigkeit und relativ wenigen Brüchen im Erwerbsleben im Mittel mit rund 48 Entgeltpunkten mit ähnlich hohen Rentenanwartschaften rechnen wie zuvor Geborene. Westdeutsche Frauen verbringen zunehmend weniger Zeit außerhalb des Arbeitsmarktes, beispielsweise als Hausfrauen. Gleichzeitig kommt es zu dem überraschenden Befund, dass der Anteil der Frauen in dauerhafter Vollzeitbeschäftigung im Vergleich zu früheren Jahrgängen abnimmt. Die gestiegene Erwerbsbeteiligung ist vor allem auf Teilzeit- oder geringfügige Beschäftigung zurückzuführen. "Diese gegenläufigen Effekte dürften sich in der Höhe der Rentenanwartschaften westdeutscher Babyboomer-Frauen im Mittel weitgehend ausgleichen", sagt DIW-Wissenschaftler Markus Grabka.
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Auch aktuell diskutierte Vorschläge treffen die Babyboomer besonders. Von der Zuschussrente würden vermutlich insbesondere die männlichen ostdeutschen Babyboomer vergleichsweise wenig profitieren, da sie aufgrund vieler Brüche in den Erwerbsverläufen häufig nicht die erforderlichen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungszeiten vorweisen könnten. Der Vorschlag, auch die Selbständigen - unter für sie tragfähigen Bedingungen - in die Gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen, könnte helfen, die Alterssicherung vieler stabiler zu machen. Denn unter den Babyboomern sind viele, die häufig zwischen Selbständigkeit und abhängiger Beschäftigung wechseln und hinsichtlich ihrer Alterssicherung Risiken tragen.
Die Ergebnisse der Studie wird das Forscherteam am 11. Juni 2012 in Berlin detailliert vorstellen und diskutieren.
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