Rede von Staatsministerin Cornelia Pieper bei der Übergabe der 'Lutherbotschafter' in den Nordischen Botschaften

  • Pressemitteilung der Firma Auswärtiges Amt, 12.06.2012
Pressemitteilung vom: 12.06.2012 von der Firma Auswärtiges Amt aus Berlin

Kurzfassung: -- es gilt das gesprochene Wort -- Herr Botschafter, Exzellenzen, verehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich und bedanke mich bei Ihnen, dass Sie mich in das Haus der Nordischen Botschaften eingeladen haben. Anlässlich unserer ...

[Auswärtiges Amt - 12.06.2012] Rede von Staatsministerin Cornelia Pieper bei der Übergabe der "Lutherbotschafter" in den Nordischen Botschaften


-- es gilt das gesprochene Wort --
Herr Botschafter, Exzellenzen, verehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie herzlich und bedanke mich bei Ihnen, dass Sie mich in das Haus der Nordischen Botschaften eingeladen haben. Anlässlich unserer Besichtigungsreise Ende vergangenen Jahres an die eindrucksvollen Orte der Reformationsstätten in Thüringen und Sachsen-Anhalt, an denen Martin Luther selbst prägende Lebensjahre verbracht hat, wurde die Idee unserer heutigen Begegnung geboren.

Wie viele Begegnungen in diesem Jahr steht auch diese im Zeichen der Lutherdekade. Wie Sie, liebe Gäste, es möglicherweise vermuten, wurde der Zeitpunkt der Übergabe der Lutherbotschafter und der Ort mit Bedacht gewählt.

Was mochte wohl die Reformation Martin Luthers und Skandinavien gemein haben?

1521 wohnte Christian, der älteste Sohn des Königs von Dänemark und Norwegen Friedrich I, dem Reichstag zu Worms bei; wo er Martin Luther persönlich traf, was einen nachdrücklichen und bleibenden Eindruck auf ihn machte Als Friedrich I. 1533 starb, weigerte sich der katholisch dominierte Reichsrat, den lutherisch inspirierten Christian zum König von Dänemark zu wählen.

Doch die revolutionären lutherischen Ideen breiteten sich wie ein Lauffeuer aus. Für die Ausstrahlung der Reformation in die nordischen Länder bestanden aufgrund der engen Beziehungen der hansischen Kaufleute günstige Bedingungen. Das förderte neben anderen Faktoren, wie dem Studium zahlreicher Studenten aus skandinavischen Ländern in Wittenberg und dem Wirken lutherischer Prediger in diesen Ländern, die Aufnahme reformatorischer Ideen in den Handelsstädten des hohen Nordens.

Als glühender Lutheraner führte der König die Reformation in Dänemark, Norwegen und Island ein. Er veröffentlichte 1550 eine dänische Bibelübersetzung.

Johannes Bugenhagen , der noch vor Luthers hochdeutscher Gesamtausgabe die Bibel ins Niederdeutsche übertragen hatte, Begleiter und persönlicher Seelsorger Martin Luthers, der auch erster Generalsuperintendent in Wittenberg wurde – er widmete sich der Bearbeitung der dänischen Kirchenordnung. Bevor diese verabschiedet werden konnte, vollzog Bugenhagen am 12. August 1537 in der Kopenhagener Frauenkirche die prächtig-würdevolle Krönung von Christian III. Bugenhagen legte als Botschafter Luthers vor genau 475 Jahren den Grundstein zur Einführung lutherischen Gedankenguts in Skandinavien.

Wer der Frage nach der Relevanz des Erbes Luthers und der Reformation nachgeht, wird ohne Zweifel zum Schluss kommen: Martin Luther ist ein herausragender Zeuge und Botschafter von Humanismus und Aufklärung. Sein Werk und Wirken verdienen es deshalb auch, in europäischen und außereuropäischen Ländern, in denen die Reformation nachhaltig Fuß gefasst hat, gewürdigt und geehrt zu werden. Auch die katholischen Länder Europas wurden von ihm geprägt, was häufig vergessen wird. Das Konzil von Trient und die Reform der katholischen Kirche sind ohne Luther undenkbar.

Darum enthüllen wir heute diese Luther Figuren und hoffen, dass mit der symbolischen Übergabe dieser Lutherbotschafter auch die Reformationsgeschichte und ihre Rezeption im Ausland belebt und vertieft werden kann.

Die Reformation wollte keine neue definitive Ordnung etablieren. Reformation ist anspruchsvoller. Reformation befragt das Gewissen und stellt neu Geschaffenes stets wieder in Frage, stellt und gestaltet es neu. Diese Aktualität gilt es als Chance zur kreativen Gestaltung unserer Gesellschaft zu vermitteln. Reformationserinnerung ist nicht nur werterhaltender Bezugspunkt für die Selbstdarstellung von Konfessionen, Kirchen oder Kulturräumen. Sie dient vielmehr auch zur Gestaltung heutiger gesellschaftlicher Herausforderungen. Die Betonung individueller Rechte und Freiheiten, die politische Teilhabe, weiter humanistisches und aufklärerisches Gedankengut – all dies hat für die Staaten Europas durch die Reformation eine wichtige Fortentwicklung gefunden und sind Teil unseres gemeinsamen Wertekanons. Ihn zu bewahren und täglich mit Leben zu erfüllen bleibt für uns – auch 500 Jahre nach Luther – wichtige Aufgabe.

Herzlichen Dank.


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