Privatschulfinanzen - Äpfel und Birnen

  • Pressemitteilung der Firma Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), 14.06.2012
Pressemitteilung vom: 14.06.2012 von der Firma Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) aus Köln

Kurzfassung: Das Statistische Bundsamt kommt in einer aktuellen Erhebung von Finanzdaten bei gut einem Viertel der freien Schulträger für das Jahr 2009 zu dem Ergebnis, dass privat geführte Schulen je Schüler 7.000 Euro ausgeben – während staatliche ...

[Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) - 14.06.2012] Privatschulfinanzen - Äpfel und Birnen


Das Statistische Bundsamt kommt in einer aktuellen Erhebung von Finanzdaten bei gut einem Viertel der freien Schulträger für das Jahr 2009 zu dem Ergebnis, dass privat geführte Schulen je Schüler 7.000 Euro ausgeben – während staatliche allgemeinbildende Schulen mit lediglich 6.000 Euro auskommen. Nicht nur, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden, die destatis-Veröffentlichung trägt auch an anderen Stellen nicht zu einer differenzierten und fairen Darstellung der Finanzdaten der freien Schulträger bei.

Grundsätzlich stößt auf, dass hier Daten miteinander verglichen werden, die auf Staatsseite kameralistisch und auf Privatschulseite nach betriebswirtschaftlichen Kriterien ermittelt werden. So werden in der Einnahmen- und Ausgabenrechnung des Staates zum Beispiel Pensionszahlungen nur kalkulatorisch berücksichtigt, in der Buchhaltung der Privatschulen dagegen sind die Sozialbeiträge zur Rentenversicherung exakt verbucht. Die vordergründige Schlussfolgerung, Privatschulen sind teurer als staatliche Schulen, ist schon deshalb falsch. Würden nämlich die staatlichen Schulausgaben mit kaufmännischer Buchhaltung berechnet, wären nach IW-Berechnungen die öffentlichen Ausgaben je Schüler an einer staatlichen Schule um fast 1.900 Euro höher – und lägen somit bei rund 7.900 Euro je Schüler.

Zu den weiteren Ungereimtheiten der amtlichen Veröffentlichung zählt, dass Einnahmen mit Ausgaben gleichgesetzt werden. So wird der Eindruck vermittelt, dass bei Privatschulen lediglich 15 Prozent der Ausgaben auch privat finanziert sind und der größere Rest durch die staatliche Finanzhilfe abgedeckt ist. Nach IW-Berechnungen ist der tatsächlich zu leistende Deckungsbeitrag der freien Schulträger mit 40 bis 50 Prozent im Mittel drei Mal so hoch.

Ein weiterer Punkt, der die Privatschulausgaben nach oben treibt, aber vom Statistischen Bundesamt nicht differenziert ausgewiesen wird, ist der sogenannte Förderschülereffekt. Damit ist gemeint, dass der Anteil der Sonderschüler an freien Schulen mit 10,2 Prozent um das 2,6-fache höher ist als an staatlichen Schulen (3,9 Prozent). Weil Förderschüler wegen der nötigen Betreuung etwa doppelt so viel kosten wie Schüler an einer Regelschule, verzerrt der höhere Förderschüleranteil die Gesamtausgaben pro Schüler.

Wird nun eine identische Förderschülerquote an freien Schulen wie an staatlichen unterstellt, verringern sich die durchschnittlichen Ausgaben je Privatschüler auf 6.400 Euro.


Ansprechpartner
Helmut Klein
Telefon: 0221 4981-769

Über Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln):
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln ist das führende private Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland. Wir vertreten eine klare marktwirtschaftliche Position. Es ist unser Auftrag, das Verständnis wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse in Politik und Öffentlichkeit zu festigen und zu verbessern. Wir analysieren Fakten, zeigen Trends, ergründen Zusammenhänge – über die wir die Öffentlichkeit auf vielfältige Weise informieren.
Wir forschen nicht im Elfenbeinturm: Unsere Erkenntnisse sollen Diskussionen anstoßen. Unsere Ergebnisse helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Als Anwalt marktwirtschaftlicher Prinzipien entwerfen wir für die deutsche Volkswirtschaft und die Wirtschaftspolitik die bestmöglichen Strategien und fordern und fördern deren Umsetzung.

Firmenkontakt:
Ansprechpartner
Helmut Klein
Telefon: 0221 4981-769

Die Pressemeldung "Privatschulfinanzen - Äpfel und Birnen" unterliegt dem Urheberrecht der pressrelations GmbH. Jegliche Verwendung dieses Textes, auch auszugsweise, erfordert die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors. Autor der Pressemeldung "Privatschulfinanzen - Äpfel und Birnen" ist Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln).