Ohne Teilhabe der Zivilbevölkerung keine Sicherheit in Afghanistan
- Pressemitteilung der Firma medica mondiale, 04.07.2012
Pressemitteilung vom: 04.07.2012 von der Firma medica mondiale aus Köln
Kurzfassung: Köln, 3. Juli 2012. Anlässlich der bevorstehenden Afghanistan-Konferenz am 8. Juli in Tokio fordert medica mondiale die teilnehmenden Geberländer dazu auf, alle Gelder und Maßnahmen für den zivilen und entwicklungspolitischen Aufbau ...
[medica mondiale - 04.07.2012] Ohne Teilhabe der Zivilbevölkerung keine Sicherheit in Afghanistan
Köln, 3. Juli 2012. Anlässlich der bevorstehenden Afghanistan-Konferenz am 8. Juli in Tokio fordert medica mondiale die teilnehmenden Geberländer dazu auf, alle Gelder und Maßnahmen für den zivilen und entwicklungspolitischen Aufbau Afghanistans nach 2014 an den Bedürfnissen der afghanischen Zivilgesellschaft auszurichten. Zum Schutz von Frauen und Mädchen, aber auch zur Friedenskonsolidierung und Demokratisierung Afghanistans, müssen mehr Hilfsgelder in den Aufbau des Justizbereichs sowie in lokale Frauen- und Menschenrechtsinitiativen fließen.
Elf Jahre ISAF-Einsatz haben unmissverständlich gezeigt: Mit einer Außen- und Entwicklungspolitik, deren Sicherheitsbegriff allein militärische Ziele umfasst, wird es keine Stabilisierung in Afghanistan geben. "In Tokio müssen die Geber endlich substanzielle Vereinbarungen treffen, die sich an den Bedürfnissen der Zivilbevölkerung orientieren und ihre Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen sichern", so Monika Hauser, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von medica mondiale. "Dazu muss sich die internationale Gebergemeinschaft ausdrücklich zu Frauenrechten und Rechtsstaatlichkeit bekennen und diese Bereiche entsprechend fördern."
Wie wichtig diese Unterstützung ist, zeigen aktuelle Entwicklungen in Afghanistan: Die infame Verleumdungskampagne der Regierung Karzai gegen Frauenschutzhäuser ließ bereits 2011 erkennen, mit welch kruden Mitteln afghanische Entscheidungsträger ihre patriarchale Politik durchsetzen wollen. Erst kürzlich befeuerte der afghanische Justizminister die Diskussion erneut, indem er Frauenhäuser öffentlich als "Orte unmoralischer Vergehen" diskreditierte. Für Hauser machen diese Beispiele nur zu deutlich: "Frauen müssen aktiv an der politischen Entscheidungsfindung teilhaben können, um derartige frauenfeindliche Strategien abzuwehren. Ansonsten werden ihre Rechte in kürzester Zeit ausgehebelt." In Tokio gilt es, hierfür die Weichen zu stellen.
Doch schon jetzt, zwei Jahre vor dem geplanten Abzug der ISAF-Truppen, wird erkennbar an Entwicklungsgeldern für afghanische und internationale Nichtregierungsorganisationen (NRO) gespart. Afghanische Frauen befürchten, dass lokale Menschenrechtsinitiativen als erste vom mangelnden Geberwillen betroffen sein werden. Angesichts der auf der NATO-Konferenz im Juni vereinbarten 4,1 Milliarden US-Dollar Jahresbudget für den Ausbau der afghanischen Sicherheitskräfte, mit denen die internationale Gemeinschaft nach elf Jahren gescheiterter Sicherheitspolitik immer noch einen erfolgreichen Militärapparat herbeifinanzieren will, ist diese Entwicklung nicht tragbar. Umso dringlicher muss die deutsche Bundesregierung ihre für den zivilen Aufbau zugesagten 430 Millionen Euro in dem strategischen Sinne nutzen, den die NRO hierzulande seit Jahren anmahnen. Dazu zählt beispielsweise, zukünftige Zuschüsse für Afghanistan an Vergabekriterien zu binden, wie den Schutz von Frauenrechten. Um der afghanischen Zivilbevölkerung langfristig eine maßgebliche und hörbare Stimme zu geben, könnte ein internationaler Fonds eingerichtet werden, der die Entsendung geeigneter Vertreter in nationale und internationale Entscheidungsgremien gewährleistet.
medica mondiale setzt sich seit 1993 für traumatisierte Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten ein. Dabei versteht sich die Organisation als Anwältin für die Rechte und Interessen von Frauen, die sexualisierte Kriegsgewalt überlebt haben. Neben gynäkologischer Versorgung, psychosozialer und rechtlicher Unterstützung bietet medica mondiale Programme zur Existenzsicherung und leistet politische Menschenrechtsarbeit. Seit 2001 ist medica mondiale in Afghanistan tätig und hat dort die inzwischen selbständige Organisation Medica Afghanistan aufgebaut, die afghanische Frauen mit Rechtsberatung und -vertretung, psychosozialer Betreuung, Menschenrechtsarbeit und Qualifizierung von Gesundheitspersonal unterstützt. 2008 wurde die Gründerin der Organisation, Monika Hauser, mit dem Right Livelihood Award, dem sogenannten Alternativen Nobelpreis, ausgezeichnet.
medica mondiale e. V.
Beate Kriechel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hülchrather Str. 4
50670 Köln
Tel.: 49/221/931 898-50
bkriechel@medicamondiale.org
www.medicamondiale.org
Köln, 3. Juli 2012. Anlässlich der bevorstehenden Afghanistan-Konferenz am 8. Juli in Tokio fordert medica mondiale die teilnehmenden Geberländer dazu auf, alle Gelder und Maßnahmen für den zivilen und entwicklungspolitischen Aufbau Afghanistans nach 2014 an den Bedürfnissen der afghanischen Zivilgesellschaft auszurichten. Zum Schutz von Frauen und Mädchen, aber auch zur Friedenskonsolidierung und Demokratisierung Afghanistans, müssen mehr Hilfsgelder in den Aufbau des Justizbereichs sowie in lokale Frauen- und Menschenrechtsinitiativen fließen.
Elf Jahre ISAF-Einsatz haben unmissverständlich gezeigt: Mit einer Außen- und Entwicklungspolitik, deren Sicherheitsbegriff allein militärische Ziele umfasst, wird es keine Stabilisierung in Afghanistan geben. "In Tokio müssen die Geber endlich substanzielle Vereinbarungen treffen, die sich an den Bedürfnissen der Zivilbevölkerung orientieren und ihre Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen sichern", so Monika Hauser, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von medica mondiale. "Dazu muss sich die internationale Gebergemeinschaft ausdrücklich zu Frauenrechten und Rechtsstaatlichkeit bekennen und diese Bereiche entsprechend fördern."
Wie wichtig diese Unterstützung ist, zeigen aktuelle Entwicklungen in Afghanistan: Die infame Verleumdungskampagne der Regierung Karzai gegen Frauenschutzhäuser ließ bereits 2011 erkennen, mit welch kruden Mitteln afghanische Entscheidungsträger ihre patriarchale Politik durchsetzen wollen. Erst kürzlich befeuerte der afghanische Justizminister die Diskussion erneut, indem er Frauenhäuser öffentlich als "Orte unmoralischer Vergehen" diskreditierte. Für Hauser machen diese Beispiele nur zu deutlich: "Frauen müssen aktiv an der politischen Entscheidungsfindung teilhaben können, um derartige frauenfeindliche Strategien abzuwehren. Ansonsten werden ihre Rechte in kürzester Zeit ausgehebelt." In Tokio gilt es, hierfür die Weichen zu stellen.
Doch schon jetzt, zwei Jahre vor dem geplanten Abzug der ISAF-Truppen, wird erkennbar an Entwicklungsgeldern für afghanische und internationale Nichtregierungsorganisationen (NRO) gespart. Afghanische Frauen befürchten, dass lokale Menschenrechtsinitiativen als erste vom mangelnden Geberwillen betroffen sein werden. Angesichts der auf der NATO-Konferenz im Juni vereinbarten 4,1 Milliarden US-Dollar Jahresbudget für den Ausbau der afghanischen Sicherheitskräfte, mit denen die internationale Gemeinschaft nach elf Jahren gescheiterter Sicherheitspolitik immer noch einen erfolgreichen Militärapparat herbeifinanzieren will, ist diese Entwicklung nicht tragbar. Umso dringlicher muss die deutsche Bundesregierung ihre für den zivilen Aufbau zugesagten 430 Millionen Euro in dem strategischen Sinne nutzen, den die NRO hierzulande seit Jahren anmahnen. Dazu zählt beispielsweise, zukünftige Zuschüsse für Afghanistan an Vergabekriterien zu binden, wie den Schutz von Frauenrechten. Um der afghanischen Zivilbevölkerung langfristig eine maßgebliche und hörbare Stimme zu geben, könnte ein internationaler Fonds eingerichtet werden, der die Entsendung geeigneter Vertreter in nationale und internationale Entscheidungsgremien gewährleistet.
medica mondiale setzt sich seit 1993 für traumatisierte Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten ein. Dabei versteht sich die Organisation als Anwältin für die Rechte und Interessen von Frauen, die sexualisierte Kriegsgewalt überlebt haben. Neben gynäkologischer Versorgung, psychosozialer und rechtlicher Unterstützung bietet medica mondiale Programme zur Existenzsicherung und leistet politische Menschenrechtsarbeit. Seit 2001 ist medica mondiale in Afghanistan tätig und hat dort die inzwischen selbständige Organisation Medica Afghanistan aufgebaut, die afghanische Frauen mit Rechtsberatung und -vertretung, psychosozialer Betreuung, Menschenrechtsarbeit und Qualifizierung von Gesundheitspersonal unterstützt. 2008 wurde die Gründerin der Organisation, Monika Hauser, mit dem Right Livelihood Award, dem sogenannten Alternativen Nobelpreis, ausgezeichnet.
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Über medica mondiale:
medica mondiale setzt sich seit 1993 ein für traumatisierte Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten. Dabei versteht sich die Organisation als Anwältin für die Rechte und Interessen von Frauen, die sexualisierte Kriegsgewalt überlebt haben. Neben gynäkologischer Versorgung, psychosozialer und rechtlicher Unterstützung bietet medica mondiale Programme zur Existenzsicherung und leistet politische Menschenrechtsarbeit. 2008 wurde die Gründerin der Organisation Monika Hauser mit dem Right Livelihood Award, dem so genannten Alternativen Nobelpreis, ausgezeichnet.
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