Ärzte ohne Grenzen begrüßt Ablehnung von ACTA im Europäischen Parlament
- Pressemitteilung der Firma Ärzte ohne Grenzen, 04.07.2012
Pressemitteilung vom: 04.07.2012 von der Firma Ärzte ohne Grenzen aus Berlin
Kurzfassung: Straßburg/Berlin, 4. Juli 2012. Ärzte ohne Grenzen begrüßt das Votum des Europäischen Parlaments, das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA abzulehnen. Gleichzeitig warnt die Hilfsorganisation davor, den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten für ...
[Ärzte ohne Grenzen - 04.07.2012] Ärzte ohne Grenzen begrüßt Ablehnung von ACTA im Europäischen Parlament
Straßburg/Berlin, 4. Juli 2012. Ärzte ohne Grenzen begrüßt das Votum des Europäischen Parlaments, das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA abzulehnen. Gleichzeitig warnt die Hilfsorganisation davor, den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten für Menschen in ärmeren Ländern durch andere internationale Verträge einzuschränken.
"Die Entscheidung des Europäischen Parlaments ist richtig. ACTA hätte den Zugang zu lebenswichtigen Nachahmer-Medikamenten gefährdet", erklärt Philipp Frisch von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. "Diese Entscheidung muss jetzt auch Auswirkungen auf andere internationale Abkommen haben. In dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien etwa sind Regelungen vorgesehen, die den Zugang zu generischen Medikamenten behindern könnten. EU-Handelskommissar Karel de Gucht sollte nach dem heutigen Votum sicherstellen, dass der Handel mit Generika grundsätzlich nicht durch schädliche Regelungen zum geistigen Eigentumsrecht gefährdet wird."
Generika spielen eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Krankheiten in ärmeren Ländern. Ärzte ohne Grenzen behandelt beispielsweise mehr als 80 Prozent seiner über 210.000 HIV/Aids-Patienten weltweit mit Nachahmer-Medikamenten aus indischer Produktion.
"Obwohl wir über die heutige Entscheidung froh sind, ist es noch viel zu früh für eine Entwarnung. Noch immer warten Millionen Menschen auf lebenswichtige Medikamente. Nur wenn der Handel bezahlbarer lebensrettender Generika uneingeschränkt bleibt, können durch eine Ausweitung der Behandlung auch diese Menschen erreicht werden", so Frisch.
Das Europäische Parlament hat das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA am Mittwoch in einer Plenumsabstimmung abgelehnt. Zuvor hatten sowohl der Ausschuss für internationalen Handel, der ACTA stellvertretend für das Parlament geprüft hatte, sowie vier weitere Ausschüsse empfohlen, das Abkommen abzulehnen.
Ärzte ohne Grenzen hat ACTA in seiner jetzigen Form wiederholt kritisiert. "ACTA ist ein direkter Angriff auf das Leben von Patienten in ärmeren Ländern", sagt Frisch. Besonders die fehlende Unterscheidung im Vertragstext zwischen gefälschten Medikamenten auf der einen und legalen Generika auf der anderen Seite ist problematisch. Im Gegensatz zu Medikamentenfälschungen sind Generika legale und qualitätsgeprüfte Nachahmer-Medikamente, die in vielen Regionen der Welt die einzig bezahlbare Behandlungsoption darstellen. Bei der Anwendung von ACTA in seiner jetzigen Form wäre zu befürchten, dass sie wie gefälschte Medikamente behandelt und der Handel mit ihnen durch die Zollbehörden behindert würde. Gefälschte Medikamente dagegen stellen tatsächlich eine ernstzunehmende Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar, weil sie beispielsweise keine oder nicht ausreichende Wirkstoffmengen enthalten.
Philipp Frisch steht für Interviews zur Verfügung: 0163 / 8808 410
Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Pressestelle:
Stefan Dold
Tel.: 030 - 700 130 230
stefan.dold@berlin.msf.org
Straßburg/Berlin, 4. Juli 2012. Ärzte ohne Grenzen begrüßt das Votum des Europäischen Parlaments, das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA abzulehnen. Gleichzeitig warnt die Hilfsorganisation davor, den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten für Menschen in ärmeren Ländern durch andere internationale Verträge einzuschränken.
"Die Entscheidung des Europäischen Parlaments ist richtig. ACTA hätte den Zugang zu lebenswichtigen Nachahmer-Medikamenten gefährdet", erklärt Philipp Frisch von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. "Diese Entscheidung muss jetzt auch Auswirkungen auf andere internationale Abkommen haben. In dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien etwa sind Regelungen vorgesehen, die den Zugang zu generischen Medikamenten behindern könnten. EU-Handelskommissar Karel de Gucht sollte nach dem heutigen Votum sicherstellen, dass der Handel mit Generika grundsätzlich nicht durch schädliche Regelungen zum geistigen Eigentumsrecht gefährdet wird."
Generika spielen eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Krankheiten in ärmeren Ländern. Ärzte ohne Grenzen behandelt beispielsweise mehr als 80 Prozent seiner über 210.000 HIV/Aids-Patienten weltweit mit Nachahmer-Medikamenten aus indischer Produktion.
"Obwohl wir über die heutige Entscheidung froh sind, ist es noch viel zu früh für eine Entwarnung. Noch immer warten Millionen Menschen auf lebenswichtige Medikamente. Nur wenn der Handel bezahlbarer lebensrettender Generika uneingeschränkt bleibt, können durch eine Ausweitung der Behandlung auch diese Menschen erreicht werden", so Frisch.
Das Europäische Parlament hat das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA am Mittwoch in einer Plenumsabstimmung abgelehnt. Zuvor hatten sowohl der Ausschuss für internationalen Handel, der ACTA stellvertretend für das Parlament geprüft hatte, sowie vier weitere Ausschüsse empfohlen, das Abkommen abzulehnen.
Ärzte ohne Grenzen hat ACTA in seiner jetzigen Form wiederholt kritisiert. "ACTA ist ein direkter Angriff auf das Leben von Patienten in ärmeren Ländern", sagt Frisch. Besonders die fehlende Unterscheidung im Vertragstext zwischen gefälschten Medikamenten auf der einen und legalen Generika auf der anderen Seite ist problematisch. Im Gegensatz zu Medikamentenfälschungen sind Generika legale und qualitätsgeprüfte Nachahmer-Medikamente, die in vielen Regionen der Welt die einzig bezahlbare Behandlungsoption darstellen. Bei der Anwendung von ACTA in seiner jetzigen Form wäre zu befürchten, dass sie wie gefälschte Medikamente behandelt und der Handel mit ihnen durch die Zollbehörden behindert würde. Gefälschte Medikamente dagegen stellen tatsächlich eine ernstzunehmende Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar, weil sie beispielsweise keine oder nicht ausreichende Wirkstoffmengen enthalten.
Philipp Frisch steht für Interviews zur Verfügung: 0163 / 8808 410
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