Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juli 2012 [1]
- Pressemitteilung der Firma Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI), 09.07.2012
Pressemitteilung vom: 09.07.2012 von der Firma Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) aus Berlin
Kurzfassung: • Nach einem wachstumsstarken Jahresauftakt wird die konjunkturelle Dynamik in Deutschland aktuell vor allem durch Verunsicherungen im Zuge der Eurokrise gedämpft. Insgesamt zeigt sich die deutsche Wirtschaft aber weiterhin stabil. • Produktion ...
[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) - 09.07.2012] Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juli 2012 [1]
• Nach einem wachstumsstarken Jahresauftakt wird die konjunkturelle Dynamik in Deutschland aktuell vor allem durch Verunsicherungen im Zuge der Eurokrise gedämpft. Insgesamt zeigt sich die deutsche Wirtschaft aber weiterhin stabil.
• Produktion und Bestelltätigkeit in der Industrie sowie Warenausfuhren erholten sich nach den Verlusten des Vormonats und notieren über dem Stand des ersten Quartals. Der teilweise deutliche Rückgang der Stimmungsindikatoren spiegelt die erhöhten Risiken aus dem internationalen Umfeld wider.
• Ein Stabilitätsanker bleibt der Arbeitsmarkt. Der Beschäftigungsaufschwung ist ungebrochen. Steigende Einkommen und stabile Preise stärken den privaten Konsum, der die Binnenkonjunktur weiterhin stützt.
Trotz der zunehmenden Verunsicherungen im Zuge der Eurokrise erweist sich die deutsche Wirtschaft weiterhin als stabil. Nach dem überraschend starken Wachstum im ersten Quartal ist die konjunkturelle Entwicklung auf eine langsamere Gangart eingeschwenkt. Während die realwirtschaftlichen Indikatoren im Mai mehrheitlich Zuwächse verzeichneten, waren die weiterreichenden Umfrageergebnisse unter Unternehmen und Analysten von Zurückhaltung geprägt. Offenbar werden nach einer Phase des Optimismus im Frühjahr die Risiken für die konjunkturelle Erholung gegen Ende des zweiten Quartals wieder stärker in den Blick genommen. Zuletzt enttäuschten vor allem die jüngsten Wirtschaftsdaten für die USA, die eine anhaltende hohe Arbeitslosigkeit, eine zögerliche Industrieproduktion und ein schwindendes Verbrauchervertrauen zum Ausdruck bringen. Vor diesem Hintergrund hatte der IWF Anfang Juli seine Wachstumsprognose für die Vereinigten Staaten leicht nach unten korrigiert. Die Gipfelbeschlüsse der Eurostaaten von Ende Juni wurden dagegen überwiegend positiv aufgenommen, wenngleich sie auch die Skepsis bezüglich der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone nicht zerstreuen konnten. In den kommenden Monaten sieht sich die deutsche Konjunktur damit nach wie vor erheblichen externen Risiken gegenüber.
Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, in Europa einen marktwirtschaftlichen und freiheitlichen Kurs zu steuern. Europa kann in der gegenwärtigen Krise nur dann an Vertrauen und Stärke zurückgewinnen, wenn sich die europäische Wirtschaftspolitik an ordnungspolitischen Prinzipien orientiert. Dazu gehört, dass derjenige, der Risiken eingeht, auch dafür haftet. Die Rettungsmaßnahmen auf europäischer Ebene dürfen nicht zu einer automatischen Vergemeinschaftung von Risiken führen und damit falsche Anreize setzen. Das gilt zum Beispiel für die künftige europäische Bankenaufsicht: Haftung und Kontrolle gehören hier zusammen. Es darf keine Schnellschüsse hin zu einer Bankenunion mit Haftungstransfers geben. Ebenso wichtig ist es, die Unabhängigkeit der EZB zu wahren. Interessenkonflikte zwischen Bankenaufsicht und Geldpolitik darf es nicht geben.
Der deutsche Außenhandel hat die Verluste des Vormonats mehr als kompensiert. Sowohl Warenausfuhren als auch -einfuhren stiegen saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen im Mai mit +3,9 % [2] bzw. +6,3 % kräftig an. Der Exporttrend gewinnt damit wieder an Schwung, während die Importe weiterhin uneinheitlich tendieren.
Die deutsche Industrieproduktion konnte sich im Mai mit einem Plus von saisonbereinigt 1,8 % von den Einbußen des Vormonats weitgehend erholen. Sie notiert derzeit über dem Stand des ersten Quartals. Der aktuelle Zuwachs ist jedoch etwas überhöht, weil das Verfahren der Saisonbereinigung die besondere Konstellation der Brückentage im April und Mai nicht berücksichtigt. Eine deutliche Belebung der Industrietätigkeit zeigt sich damit noch nicht. Das Bauhauptgewerbe meldete im Mai einen deutlichen Anstieg der Erzeugung von 3,1 %. Der Trend bleibt somit klar aufwärts gerichtet. Insgesamt haben sich im Produzierenden Gewerbe die Chancen für ein stabiles zweites Quartal deutlich verbessert. Hierzu trägt ebenfalls bei, dass die Auftragseingänge in der Industrie im Mai um 0,6 % zulegten. Der Anstieg geht auf eine kräftige Auslandsnachfrage zurück, die durch Großaufträge im Bereich des sonstigen Fahrzeugbaus gestützt wurde. Aus konjunktureller Sicht sind die aktuell klar aufwärts gerichteten Trendverläufe daher ebenfalls etwas überzeichnet. Die weiterreichenden Perspektiven bleiben zudem durch die unsichere Entwicklung in der Eurozone belastet, was sich in den aktuellen Umfrageergebnissen bei Einkaufsmanagern und Unternehmen widerspiegelt.
Der Arbeitsmarkt erweist sich auch weiterhin als ein wichtiger Stabilitätsfaktor für die Konjunktur. Vor allem der Beschäftigungsaufschwung ist bislang nahezu ungebrochen. Im Mai wurden insgesamt 41,58 Mio. Erwerbstätige gezählt. Die Beschäftigung in Deutschland hat sich damit weiter merklich erhöht. Getragen wird diese Entwicklung nach wie vor vom deutlichen Wachstum sozialversicherungspflichtiger Stellen. Die Geschwindigkeit des Beschäftigungsaufbaus schwächt sich allerdings weiter ab. Deutlicher noch zeigt sich dies bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ging zwar auch im Juni weiter auf 2,809 Mio. Personen zurück. Der Rückgang fiel jedoch deutlich schwächer aus als für die Jahreszeit üblich. Auch bei Neueinstellungen zeigen sich die Unternehmen in den letzten Monaten zurückhaltender. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bewegt sich allerdings trotz der zuletzt uneinheitlichen Entwicklung der Frühindikatoren weiterhin auf hohem Niveau.
Die per Saldo anhaltend positiven Grundtendenzen am Arbeitsmarkt sorgen auch weiterhin für günstige Einkommens- und Konsumperspektiven. Bei sinkenden Energiepreisen trägt der nachlassende Auftrieb der Verbraucherpreise, die mit einer Jahresrate von zuletzt 1,7 % spürbar unter der Zwei-Prozent-Marke notierten, weiter zur Kaufkraftstärkung bei. Die Perspektiven für den privaten Konsum bleiben somit freundlich. Dies kommt nicht zuletzt auch in der anhaltend optimistischen Verbraucherstimmung zum Ausdruck.
[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 09. Juli 2012 vorlagen.
[2] Soweit nicht anders vermerkt, beziehen sich alle Veränderungsraten saison- und arbeitstäglich bereinigt (X-12-ARIMA-Verfahren) auf die jeweilige Vorperiode.
Kontakt:
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Scharnhorststr. 34-37
11019 Berlin
Deutschland
Telefon: +49 (0) 30-2014-9
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Mail: buero-lp1@bmwi.bund.de
URL: http://www.bmwi.de
• Nach einem wachstumsstarken Jahresauftakt wird die konjunkturelle Dynamik in Deutschland aktuell vor allem durch Verunsicherungen im Zuge der Eurokrise gedämpft. Insgesamt zeigt sich die deutsche Wirtschaft aber weiterhin stabil.
• Produktion und Bestelltätigkeit in der Industrie sowie Warenausfuhren erholten sich nach den Verlusten des Vormonats und notieren über dem Stand des ersten Quartals. Der teilweise deutliche Rückgang der Stimmungsindikatoren spiegelt die erhöhten Risiken aus dem internationalen Umfeld wider.
• Ein Stabilitätsanker bleibt der Arbeitsmarkt. Der Beschäftigungsaufschwung ist ungebrochen. Steigende Einkommen und stabile Preise stärken den privaten Konsum, der die Binnenkonjunktur weiterhin stützt.
Trotz der zunehmenden Verunsicherungen im Zuge der Eurokrise erweist sich die deutsche Wirtschaft weiterhin als stabil. Nach dem überraschend starken Wachstum im ersten Quartal ist die konjunkturelle Entwicklung auf eine langsamere Gangart eingeschwenkt. Während die realwirtschaftlichen Indikatoren im Mai mehrheitlich Zuwächse verzeichneten, waren die weiterreichenden Umfrageergebnisse unter Unternehmen und Analysten von Zurückhaltung geprägt. Offenbar werden nach einer Phase des Optimismus im Frühjahr die Risiken für die konjunkturelle Erholung gegen Ende des zweiten Quartals wieder stärker in den Blick genommen. Zuletzt enttäuschten vor allem die jüngsten Wirtschaftsdaten für die USA, die eine anhaltende hohe Arbeitslosigkeit, eine zögerliche Industrieproduktion und ein schwindendes Verbrauchervertrauen zum Ausdruck bringen. Vor diesem Hintergrund hatte der IWF Anfang Juli seine Wachstumsprognose für die Vereinigten Staaten leicht nach unten korrigiert. Die Gipfelbeschlüsse der Eurostaaten von Ende Juni wurden dagegen überwiegend positiv aufgenommen, wenngleich sie auch die Skepsis bezüglich der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone nicht zerstreuen konnten. In den kommenden Monaten sieht sich die deutsche Konjunktur damit nach wie vor erheblichen externen Risiken gegenüber.
Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, in Europa einen marktwirtschaftlichen und freiheitlichen Kurs zu steuern. Europa kann in der gegenwärtigen Krise nur dann an Vertrauen und Stärke zurückgewinnen, wenn sich die europäische Wirtschaftspolitik an ordnungspolitischen Prinzipien orientiert. Dazu gehört, dass derjenige, der Risiken eingeht, auch dafür haftet. Die Rettungsmaßnahmen auf europäischer Ebene dürfen nicht zu einer automatischen Vergemeinschaftung von Risiken führen und damit falsche Anreize setzen. Das gilt zum Beispiel für die künftige europäische Bankenaufsicht: Haftung und Kontrolle gehören hier zusammen. Es darf keine Schnellschüsse hin zu einer Bankenunion mit Haftungstransfers geben. Ebenso wichtig ist es, die Unabhängigkeit der EZB zu wahren. Interessenkonflikte zwischen Bankenaufsicht und Geldpolitik darf es nicht geben.
Der deutsche Außenhandel hat die Verluste des Vormonats mehr als kompensiert. Sowohl Warenausfuhren als auch -einfuhren stiegen saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen im Mai mit +3,9 % [2] bzw. +6,3 % kräftig an. Der Exporttrend gewinnt damit wieder an Schwung, während die Importe weiterhin uneinheitlich tendieren.
Die deutsche Industrieproduktion konnte sich im Mai mit einem Plus von saisonbereinigt 1,8 % von den Einbußen des Vormonats weitgehend erholen. Sie notiert derzeit über dem Stand des ersten Quartals. Der aktuelle Zuwachs ist jedoch etwas überhöht, weil das Verfahren der Saisonbereinigung die besondere Konstellation der Brückentage im April und Mai nicht berücksichtigt. Eine deutliche Belebung der Industrietätigkeit zeigt sich damit noch nicht. Das Bauhauptgewerbe meldete im Mai einen deutlichen Anstieg der Erzeugung von 3,1 %. Der Trend bleibt somit klar aufwärts gerichtet. Insgesamt haben sich im Produzierenden Gewerbe die Chancen für ein stabiles zweites Quartal deutlich verbessert. Hierzu trägt ebenfalls bei, dass die Auftragseingänge in der Industrie im Mai um 0,6 % zulegten. Der Anstieg geht auf eine kräftige Auslandsnachfrage zurück, die durch Großaufträge im Bereich des sonstigen Fahrzeugbaus gestützt wurde. Aus konjunktureller Sicht sind die aktuell klar aufwärts gerichteten Trendverläufe daher ebenfalls etwas überzeichnet. Die weiterreichenden Perspektiven bleiben zudem durch die unsichere Entwicklung in der Eurozone belastet, was sich in den aktuellen Umfrageergebnissen bei Einkaufsmanagern und Unternehmen widerspiegelt.
Der Arbeitsmarkt erweist sich auch weiterhin als ein wichtiger Stabilitätsfaktor für die Konjunktur. Vor allem der Beschäftigungsaufschwung ist bislang nahezu ungebrochen. Im Mai wurden insgesamt 41,58 Mio. Erwerbstätige gezählt. Die Beschäftigung in Deutschland hat sich damit weiter merklich erhöht. Getragen wird diese Entwicklung nach wie vor vom deutlichen Wachstum sozialversicherungspflichtiger Stellen. Die Geschwindigkeit des Beschäftigungsaufbaus schwächt sich allerdings weiter ab. Deutlicher noch zeigt sich dies bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ging zwar auch im Juni weiter auf 2,809 Mio. Personen zurück. Der Rückgang fiel jedoch deutlich schwächer aus als für die Jahreszeit üblich. Auch bei Neueinstellungen zeigen sich die Unternehmen in den letzten Monaten zurückhaltender. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bewegt sich allerdings trotz der zuletzt uneinheitlichen Entwicklung der Frühindikatoren weiterhin auf hohem Niveau.
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[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 09. Juli 2012 vorlagen.
[2] Soweit nicht anders vermerkt, beziehen sich alle Veränderungsraten saison- und arbeitstäglich bereinigt (X-12-ARIMA-Verfahren) auf die jeweilige Vorperiode.
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Mail: buero-lp1@bmwi.bund.de
URL: http://www.bmwi.de
Über Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI):
Nach der Bundestagswahl im September 2005 wurden die Arbeitsbereiche des bisherigen Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit in zwei neue Ministerien eingegliedert. Das neue Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie wird von Michael Glos geleitet.
Zentrales Anliegen der Politik des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ist es, das Fundament für wirtschaftlichen Wohlstand in Deutschland mit breiter Teilhabe aller Bürger sowie für ein modernes System der Wirtschaftsbeziehungen zu legen.
Zum Geschäftsbereich des BMWi gehören 7 Behörden:
Bundeskartellamt
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen
Bundesagentur für Außenwirtschaft
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Physikalisch-Technische Bundesanstalt
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
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