10.12.2012 13:44 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Allianz SE

Allianz stellt sieben Säulen für Europas Zukunft vor

Kurzfassung: Allianz stellt sieben Säulen für Europas Zukunft vorSchwächen im gegenwärtigen Euro-Rahmenwerk beseitigen / Europäische Integration und Einheit auf die nächste Stufe heben / Reformen bleiben der ...
[Allianz SE - 10.12.2012] Allianz stellt sieben Säulen für Europas Zukunft vor

Schwächen im gegenwärtigen Euro-Rahmenwerk beseitigen / Europäische Integration und Einheit auf die nächste Stufe heben / Reformen bleiben der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft Europas
In Frankfurt haben heute Jay Ralph, Chairman Allianz Asset Management und Vorstandsmitglied der Allianz SE sowie Michael Heise Chefvolkswirt Allianz SE, die aus der Sicht der Allianz notwendigen Maßnahmen zur Weiterentwicklung Europas vorgestellt.
Die Debatte über Europa wird derzeit von den Themen Krisenmanagement, Kosten der Rettungspakete und von der schwachen Wirtschaftsentwicklung in den Peripherieländern dominiert. Was jedoch fehlt ist ein klares Zielbild darüber, wo Europa in zehn Jahren stehen will.
Jay Ralph: "Um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, muss Europa die Krise in den Griff bekommen und klar aufzeigen, wie der Weg zur Erhöhung der Wirtschaftsdynamik in Europa aussehen soll. Anhaltende Unsicherheit und Unentschlossenheit schrecken Investoren ab. Stabilität und Berechenbarkeit sind die Grundelemente für attraktive Investitionsbedingungen."
Als globale wirtschaftliche und politische Macht hat Europa in den letzten Jahren an Bedeutung und Einfluss verloren. Dieser Prozess wird sich in einer Welt mit schnell wachsenden neuen Mächten und dramatischen demografischen Verschiebungen weiter beschleunigen. In Asien wird die Bevölkerung in den nächsten vier Jahrzehnten um weitere 1,7 Milliarden wachsen. Afrika, ein riesiger Kontinent, der fünfmal größer als Europa ist, wird dann eine Bevölkerung von 2 Milliarden aufweisen, wovon die Hälfte der Bewohner jünger als 20 Jahre alt sein wird. Dagegen geht die Bevölkerung in Europa bis zum Jahr 2050 um 20 Millionen Menschen zurück. Kein Land in Europa wird alleine in der Lage sein, die wirtschaftliche und politische Weltordnung der Zukunft maßgeblich zu beeinflussen.
Michael Heise: "Die europäische Integration und Einheit muss eine neue Stufe erreichen. Die Auflösung des Euro würde genau das Gegenteil bewirken: Auf vielen verschiedenen Gebieten würde Europa geschwächt. Die Renationalisierung der Währungen würde eine Rückkehr zu einer verengten und partikularistischen Politik bedeuten. Damit kann man aber den globalen Herausforderungen von heute nicht mehr begegnen. Der Euro ist zwar nicht Europas raison d'être, doch er ist das wichtigste Symbol für tiefgreifende Integration."
Zur Überwindung der Instabilität und zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit muss für die EU und den Euroraum die Rückkehr zum Wachstum oberste politische Priorität haben. Dazu bedarf es weitreichender Strukturreformen. Die Wirtschaftspolitik muss besser koordiniert werden. Durch den Fiskalpakt und den Stabilitäts- und Wachstumspakt muss die Schuldenlast bis zum Jahr 2022 deutlich zurückgeführt werden. Die Wirtschaftspolitik der Mitgliedsstaaten muss auf Wachstum und Beschäftigung ausgerichtet sein, um Europa auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen. Die Finanzmärkte sollten einer gemeinsamen Bankenaufsicht unterliegen, die sicherstellt, dass dieselben Regeln überall in der Region auf dieselbe Weise angewendet werden. Das bedeutet aber auch, dass mehr Entscheidungen auf EU-Ebene getroffen werden müssen. Das bedarf engerer politischer Zusammenarbeit, aber auch größerer demokratischer Kontrolle auf EU-Ebene.
Zur Weiterentwicklung Europas müssen aus der Sicht der Allianz sieben wesentliche Punkte angegangen werden:
Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der EU-Institutionen und Erhöhung der demokratischen Legitimation
Klare Austrittsregeln für Länder, die ihren Verpflichtungen in der Währungsunion nicht nachkommen
Ein striktes fiskalpolitisches Regelwerk, das einen EU Finanzkommissar ermächtigt falls nötig in die nationale Budgethoheit einzugreifen
Ein effektiver Mechanismus auf EU-Ebene, der makroökonomische Ungleichgewichte identifiziert und korrigiert
Erweiterte Kompetenzen für die europäischen Institutionen, insbesondere hinsichtlich des europäischen Bankensystems
Eine stärkere gemeinsame Politik zur Förderung von Investitionen in Europas Infrastruktur und Bildung zur Stärkung von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit
Eine Insolvenzordnung für Staaten, die Mitgliedsstaaten in Krisen Liquidität anbieten kann, gleichzeitig aber auch einen geordneten Prozess im Falle eines Zahlungsausfalls garantiert.
"Sowohl als europäisches Unternehmen als auch als Bürger fühlen wir uns verpflichtet, uns in die Diskussion um Europas Zukunft einzubringen. Die politischen Entscheidungen sollten so getroffen werden, dass die Mängel im gegenwärtigen institutionellen Euro-Rahmenwerk beseitigt werden, um die Integration und Einheit innerhalb der Währungsunion und unter den EU-Mitgliedsstaaten zu fördern. Kurz: Es gilt den Alten Kontinent zu vereinen und nicht zu teilen. Wenn wir weiterhin die internationale Weltordnung mitbeeinflussen und unseren Lebensstandard auch für die kommenden Generationen erhalten wollen, ist die europäische Einheit der einzig mögliche Weg", sagte Ralph.

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