Drohendem Arbeitskräftemangel auf dem Pflegemarkt kann entgegengewirkt werden

Kurzfassung: Drohendem Arbeitskräftemangel auf dem Pflegemarkt kann entgegengewirkt werden Im Bereich der Langzeitpflege ist aufgrund der demografischen Entwicklung in der Mitte des Jahrhunderts mit einer Arbeits ...
[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin - 20.12.2012] Drohendem Arbeitskräftemangel auf dem Pflegemarkt kann entgegengewirkt werden

Im Bereich der Langzeitpflege ist aufgrund der demografischen Entwicklung in der Mitte des Jahrhunderts mit einer Arbeitskräftelücke von bis zu einer Million zu rechnen. Dieser Mangel würde jedoch weit weniger dramatisch ausfallen, wenn man den medizinischen Fortschritt sowie das verbesserte Gesundheitsverhalten der Menschen berücksichtigt. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer aktuellen Studie. "Wenn wir zusätzlich die Attraktivität des Pflegeberufes steigern könnten, ließe sich der Fehlbedarf wesentlich reduzieren", sagte DIW-Expertin Erika Schulz.
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland hat sich in den Jahren 1999 bis 2009 von ungefähr zwei Millionen um 20 Prozent auf 2,4 Millionen erhöht und könnte rein demografisch bedingt bis zum Jahr 2050 auf 4,9 Millionen steigen. Den Pflegebedürftigen stehen heute etwa knapp 900 000 professionelle Pflegekräfte gegenüber. Da ein Großteil von ihnen nur geringfügig oder teilzeitbeschäftigt ist, entspricht dies etwa 630 000 Vollzeitstellen. Demnach wären - bei gleichbleibender Betreuungsquote - im Jahr 2050 etwa 1,5 Millionen Vollzeitkräfte erforderlich. Hinzu kommt ein zusätzlich zu erwartender Bedarf von etwa 16 000 Arbeitskräften zur Unterstützung der familiären Pflege, da die Belastung der pflegenden Familienangehörigen ebenfalls wegen des demografischen Wandels deutlich zunehmen wird.
Wenn es gelingt, den Eintritt der Pflegebedürftigkeit um fünf Jahre in höhere Lebensalter zu verschieben, könnte der Pflegekräftebedarf auf etwa 850 000 gesenkt werden. Dass dies mit einer gezielten Förderung möglich ist, begründet DIW-Expertin Schulz mit dem Rückgang der Zahl der neuen Pflegefälle und der Pflegehäufigkeit, die bereits heute zu beobachten ist. Ursache dafür sind ein verändertes Gesundheitsbewusstsein der ins Pflegealter vorrückenden Generation und neue Präventionsmaßnahmen.
Auf der Angebotsseite könnte der Zugang zum Pflegeberuf auch für Quereinsteiger erleichtert und die Attraktivität des Berufsfeldes insbesondere für Männer erhöht werden, nicht zuletzt durch eine Angleichung der Löhne an andere Gesundheitsbereiche und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Auch liegt die Verweildauer im Beruf bei den Pflegekräften in Pflegeheimen und mobilen Pflegediensten deutlich unter der Verweildauer von Krankenschwestern in Krankenhäusern. Für eine gewisse Zeit könnte auch eine verstärkte Anwerbung von Fachkräften für Abhilfe sorgen. Durch Zuwanderung alleine lässt sich die Lücke jedoch auf Dauer nicht verhindern, da der demografische Wandel auch die anderen EU-Staaten betrifft.

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