In Stalingrad fiel der Nimbus der "Unbesiegbarkeit

Kurzfassung: In Stalingrad fiel der Nimbus der "Unbesiegbarkeit"Zum 70. Jahrestag der Befreiung Stalingrads von den Nazi-Truppen erklärt Claudia Roth, Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:"Die Schlacht u ...
[Bündnis 90/Die Grünen - 01.02.2013] In Stalingrad fiel der Nimbus der "Unbesiegbarkeit"

Zum 70. Jahrestag der Befreiung Stalingrads von den Nazi-Truppen erklärt Claudia Roth, Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
"Die Schlacht um Stalingrad endete Anfang Februar 1943 mit der Kapitulation der deutschen Truppen. Ob dies der entscheidende militärische Wendepunkt im 2. Weltkrieg war, darüber debattiert die Fachwissenschaft. Dass es der ,moralische Wendepunkt war, darüber besteht weithin Einigkeit: In Stalingrad fiel der Nimbus der vermeintlichen ,Unbesiegbarkeit Nazi-Deutschlands, mit dem die NS-Propaganda ihren terroristischen Angriffskrieg verklärt hatte.
Die Schlacht um Stalingrad darf nicht nur aus der Perspektive der politischen und militärischen Führungen betrachtet werden. Wer hier nur ein ,Duell zweier Diktatoren sieht, verkennt einen viel wesentlicheren Faktor, nämlich die unbändige Wut der sowjetischen Bevölkerung über die deutschen Kriegsverbrechen, und den Schock darüber, dass solche Taten von einem Land ausgehen konnten, für dessen Kultur man in Russland traditionell eine hohe Sympathie hatte. Es ist ein Gedenktag, der an die furchtbaren Gräueltaten auch der Wehrmacht an der sowjetischen Zivilbevölkerung während des Russlandfeldzuges erinnert. Ein Kapitel der deutschen Geschichte, das hierzulande immer noch viel zu wenig aufgearbeitet und erinnert wird.
Der Tag der Befreiung der Stadt von den deutschen Truppen ist ein Tag des Gedenkens an alle Opfer der furchtbaren Schlacht um Stalingrad, vor allem an die sowjetischen Soldaten und die Zivilbevölkerung, die Opfer des deutschen Angriffskrieges geworden sind. Zu diesen Opfern zählen auch über drei Millionen sowjetische Soldaten, die in der deutschen Kriegsgefangenschaft ermordet wurden oder aufgrund der unmenschlichen Situation ums Leben kamen. Auch hier liegt ein blinder und zu wenig aufgearbeiteter Fleck in unserer Erinnerungskultur. Wir brauchen Initiativen in Wissenschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft, die den Russlandfeldzug und die Kriegsverbrechen Deutschlands in der Sowjetunion und an sowjetischen Soldaten in deutscher Gefangenschaft stärker in den Blick nehmen und in Erinnerung rufen. Die Bundesregierung ist aufgefordert, solche Initiativen anzuregen und nachhaltig zu fördern.
Der heutige Gedenktag ist auch eine Verpflichtung für Deutschland und die deutsche Politik, sich verstärkt für die Aussöhnung und Freundschaft mit den Menschen in Russland einzusetzen."

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