Gewerkschaften vom Gegner finanziert / Verdacht des gewerbsmäßigen Betrugs

  • Pressemitteilung der Firma ZDF, 08.03.2011
Pressemitteilung vom: 08.03.2011 von der Firma ZDF aus Mainz

Kurzfassung: Die Artos-Unternehmensgruppe mit Sitz in Dortmund hat den Christlichen Gewerkschaften jahrelang Leiharbeiter als Mitglieder zugeführt - häufig ohne Wissen der Betroffenen. Dem ZDF-Magazin "Frontal 21" (Sendung am Dienstag, 8. März 2011, 21.00 ...

[ZDF - 08.03.2011] Gewerkschaften vom Gegner finanziert / Verdacht des gewerbsmäßigen Betrugs


Die Artos-Unternehmensgruppe mit Sitz in Dortmund hat den Christlichen Gewerkschaften jahrelang Leiharbeiter als Mitglieder zugeführt - häufig ohne Wissen der Betroffenen. Dem ZDF-Magazin "Frontal 21" (Sendung am Dienstag, 8. März 2011, 21.00 Uhr) liegt eine Mitgliederliste der Christlichen Gewerkschaften mit rund 1500 Leiharbeitern aus dem Ruhrgebiet vor. Bei einer Stichprobe stellten "Frontal 21"-Reporter fest: Von 100 Befragten wussten nur vier von ihrer Mitgliedschaft. "Offensichtlich hat sich das Unternehmen mit den künstlichen Gewerkschaftsmitgliedern den Haustarifvertrag zahlen lassen", urteilte Professor Peter Schüren, Arbeitsrechtler an der Universität Münster, gegenüber "Frontal 21". Die Artos-Unternehmensgruppe ist an mehreren Zeitarbeitsfirmen beteiligt und hat 2004 einen Haustarifvertrag mit den Christlichen Gewerkschaften abgeschlossen, der Dumping-Stundenlöhne von 4,81 Euro ermöglichte.

Außerdem wurde den Leiharbeitern monatlich ein Gewerkschaftsbeitrag vom Lohn abgezogen - auch das war den meisten in der Stichprobe Befragten nicht bekannt. "Das bedeutet, dass die Gewerkschaft Gegner-finanziert ist", so Professor Schüren weiter. "Wenn eine Gewerkschaft Gegner-finanziert ist, ist sie nicht tariffähig."

Nach Aussage mehrerer ehemaliger Mitarbeiter der Artos-Unternehmensgruppe mussten alle Bewerber und Mitarbeiter die Beitrittserklärung zu den Christlichen Gewerkschaften unterschreiben. Die Leiharbeiter hätten bei Einstellung zwölf bis fünfzehn Unterschriften leisten müssen - da sei die Unterschrift unter der Beitrittserklärung oftmals gar nicht aufgefallen. "Wir haben am laufenden Band Beitrittserklärungen produziert", so ein Insider, der anonym bleiben möchte. Zu den Vorwürfen wollte sich die Artos-Unternehmensgruppe nicht äußern.

Nach Einschätzung des Fachanwalts für Strafrecht, Professor Tido Park aus Dortmund, besteht der Verdacht des "gewerbsmäßigen Betrugs" seitens des Zeitarbeitsunternehmens. "Und Gewerkschaftsfunktionäre, die sich wissentlich daran beteiligen, begehen eine Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug", so Park gegenüber "Frontal 21".

Für die Christlichen Gewerkschaften bestritt Vorstandsmitglied Detlef Lutz gegenüber "Frontal 21" die Vorwürfe: "Wir sind keine Betrüger. Ich bestreite, dass wir Menschen hier als Mitglieder führen oder geführt haben, die davon nichts wussten." Gleichzeitig räumte er ein, dass bei der Artos-Unternehmensgruppe "irgendwas nicht mit rechten Dingen läuft". Deshalb habe man alle von der Artos-Gruppe vermittelten Mitglieder angeschrieben, ob ihnen die Mitgliedschaft bekannt sei. Wie groß die Zahl der Rückmeldungen war und ob Beiträge zurückerstattet wurden, wollte Lutz nicht sagen.

Rückfragen bitte an die ZDF-Redaktion "Frontal 21", Tel.: 030/2099-1254 (Michael Hölting)


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