15.04.2013 14:12 Uhr in Medien & Presse von NDR - Norddeutscher Rundfunk

NDR Das Alte Werk: Das Ensemble Pygmalion spielt eine Rekonstruktion von J. S. Bachs 'Köthener Trauermusik'

Kurzfassung: NDR Das Alte Werk: Das Ensemble Pygmalion spielt eine Rekonstruktion von J. S. Bachs "Köthener Trauermusik"Konzert: Dienstag, 23. April, 20.00 Uhr, Hamburg, Laeiszhalle Sendung: Freitag, 5. Juli, 20. ...
[NDR - Norddeutscher Rundfunk - 15.04.2013] NDR Das Alte Werk: Das Ensemble Pygmalion spielt eine Rekonstruktion von J. S. Bachs "Köthener Trauermusik"

Konzert: Dienstag, 23. April, 20.00 Uhr, Hamburg, Laeiszhalle Sendung: Freitag, 5. Juli, 20.05 Uhr NDR Kultur
Im sechsten und letzten Abo-Konzert der Reihe NDR Das Alte Werk in der laufenden Saison stellt das französische Ensemble Pygmalion eine Rekonstruktion der verschollenen Köthener Trauermusik vor, die Johann Sebastian Bach für den in jungen Jahren verstorbenen Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen komponiert hatte.
Mit dem Fürsten Leopold hatte Johann Sebastian Bach einem "gnädigen und Music so wohl liebenden als kennenden" Aristokraten gedient, wie er im Rückblick auf seine Zeit als Hofkapellmeister im anhaltischen Köthen bekannte. Für die Trauerfeierlichkeiten zu Ehren des jung verstorbenen Regenten erhielt der mittlerweile als Thomaskantor in Leipzig amtierende Bach den Auftrag zu einer Gedenkmusik, die er im März 1729 höchstpersönlich in der reformierten Stadt- und Kathedralkirche St. Jacob zur Aufführung brachte. Von Bachs "Trauer-Musique" aber blieb nur ein Text erhalten, in drei verschiedenen, nach Umfang und Wortlaut ungleichen Fassungen. Da sich eine dieser Versionen im dritten Band der "Ernst-Schertzhafften und Satyrischen Gedichte" des Leipziger Gelegenheitsdichters Christian Friedrich Henrici, genannt Picander, findet, dürfte er wohl der Verfasser sein, zumal er zuvor schon Kantaten für Bach gedichtet und die freien Verse zur Matthäus-Passion verfertigt hatte.
Doch was nutzt der überlieferte Text - ohne die Musik? Bachs Komposition ist verschwunden, wenngleich nicht spurlos. Betrachtet man Picanders Poesie genauer, misst die Verse, zählt die Silben, vergleicht die Reime, so gelangt man früher oder später zu der Erkenntnis, dass es sich bei dieser Trauerkantate um eine sogenannte "Parodie" handelt, zumindest in weiten Teilen. Sämtliche Arien sowie der Schlusschor stammen musikalisch substantiell aus der am Karfreitag 1727 in Leipzig uraufgeführten Matthäus-Passion: Picander musste also den vorhandenen Vokalstücken einen neuen Text unterlegen. Auf diese erprobte Weise entstand aus der Leipziger Arie "Blute nur, du liebes Herz!" die Köthener Zweitfassung "Zage nur, du treues Land"; der Wechselgesang mit Chor "Ich will bei meinem Jesu wachen" lautet nunmehr "Geh, Leopold, zu Deiner Ruh"; und aus "Wir setzen uns mit Tränen nieder" wurde am Ende: "Die Augen sehn nach Deiner Leiche, / Der Mund ruft in die Gruft hinein" - um nur drei Beispiele zu nennen. Doch entnahm Bach die Sätze der vierteiligen Trauermusik nicht ausnahmslos seiner Leipziger Passion: Zwei große Chöre hatte er im Herbst 1727 ursprünglich für die Trauer-Ode auf den Tod der sächsischen Kurfürstin komponiert ("Laß, Fürstin, laß noch einen Strahl" BWV 198).
Raphaël Pichon, Gründer und Leiter des französischen Chor- und Instrumental-Ensembles Pygmalion, dessen Bach-Einspielungen mit dem Diapason d´Or de l´année 2008 und dem Orphée d´Or de l´Académie du disque lyrique ausgezeichnet wurden, hat für sein Konzert in der Reihe NDR Das Alte Werk eine Rekonstruktion der verschollenen Köthener Trauermusik vorbereitet: auf dem neuesten Stand der Forschung, mit allem gebotenen Respekt, aber auch aller künstlerischen Freiheit - und überraschenden, buchstäblich unerhörten Ergebnissen. Die Rezitative mussten zwangsläufig neu vertont werden, doch dienten hierfür die Accompagnati der Matthäus-Passion mit ihrer markanten, deskriptiven bis dramatischen Instrumentalbegleitung als Muster.
Karten gibt es für 9,- bis 35,- Euro (zuzüglich 10 Prozent Vorverkaufsgebühr) im NDR Ticketshop, Levantehaus, Mönckebergstraße 7, 20095 Hamburg, Tel.: 0180/178 79 80 (bundesweit zum Ortstarif aus dem deutschen Festnetz, maximal 42 Cent pro Minute aus dem Mobilfunknetz), online unter ndrticketshop.de, E-Mail: ticketshop@ndr.de, sowie an bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse. Pressekarten: NDR Das Alte Werk, Annette Martiny, Tel.: 040/4156 3231, E-Mail: a.martiny@ndr.de.

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