'Neues Wachstum statt altem Wachstum'

Kurzfassung: "Neues Wachstum statt altem Wachstum"Was ist die Bezieung zwischen Wirtschaftswachstum, Nachhaltigkeit und Wohlstand. Das war Gegenstand eines 850 Seiten starken Berichts, der am 15. April von einer E ...
[Allianz Global Investors - 26.04.2013] "Neues Wachstum statt altem Wachstum"

Was ist die Bezieung zwischen Wirtschaftswachstum, Nachhaltigkeit und Wohlstand. Das war Gegenstand eines 850 Seiten starken Berichts, der am 15. April von einer Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags veröffentlicht wurde. Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets and Thematic Research bei der Allianz Global Investors, spricht über die Untersuchungsergebnisse.
Herr Naumer, was war das Ziel der vom Bundestag veröffentlichten Studie?
Hans-Jörg Naumer: Der Bericht der Enquete-Kommission zum Thema "Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität" untersucht komplexe Themen, die alle mit der Frage zu tun haben, inwieweit die Anforderungen der heutigen Generation zufriedengestellt werden und wie die Zukunft diesbezüglich aussehen wird. Die Deutschen denken recht unternehmerisch, doch selbst sie hinterfragen, ob Wohlstand nicht doch mehr ist, als das Streben nach Gütern und Dienstleistungen allein.
Aber die Deutschen sind sehr vermögend. Weshalb machen sie sich überhaupt über Wohlstand Gedanken?
Deutschland ist einer der Industriestaaten, der am stärksten vom demografischen Wandel betroffen ist. Wir werden immer älter. Im Gegensatz zur Weltbevölkerung, die weiterhin ansteigt, ist die deutsche Bevölkerung im Altern begriffen und nimmt ab. Dieselbe Entwicklung lässt sich in Japan und einigen europäischen Ländern wie Italien feststellen. Und obwohl sich diese Entwicklung zweifellos auf die Infrastruktur und die zukünftige wirtschaftliche Macht auswirken wird, ist noch nicht klar, wie genau diese Auswirkungen aussehen werden.
Also handelt es sich hier nicht nur um ein deutsches Phänomen...
Dieser Bericht ist nur eine Reihe europäischer Initiativen, die sich um eine neue Definition der Beziehung von Wirtschaftswachstum, Nachhaltigkeit und Wohlstand bemühen. 2009 veröffentlichte eine französische Kommission zur Messung von Wirtschaftsleistung und sozialem Fortschritt unter der Leitung des berühmten Wirtschaftswissenschaftlers Joseph Stiglitz ihren Bericht. Auch die britische Regierung versucht auf Anstoß von Premierminister David Cameron das Glück ihrer Bürger zu messen. Und dann gibt es auch noch den "Better Life Index" der OECD. All diese Berichte basieren auf der Annahme, dass die alleinige Konzentration auf das BIP andere Aspekte außer Acht lässt, die das Leben von Millionen von Bürgern glücklich und zufrieden machen.
Weshalb dieses plötzliche, breit gefasstes Interesse an Zufriedenheit?
Der deutsche Bericht wurde in einer sich verändernden Welt veröffentlicht. Schwellenländer lassen die Phase der Planwirtschaft hinter sich und holen jetzt, mit 50-jähriger Verspätung, stark auf. Diese Entwicklung wird sich maßgeblich auf die deutsche Wirtschaft und viele andere wohlhabende Volkswirtschaften auswirken. Gleichzeitig leiden die Industriestaaten an zu hohen Staatsschulden. Auch sie müssen sich überlegen, wie Wachstum zukünftig aussehen muss, wenn diese Staaten den Gürtel enger schnallen. Und oben drauf sind sie vom Klimawandel bedroht.
Zu welchem Schluss kommen Sie durch diese Studien?
Zum einen zur Erkenntnis, dass neues Wachstum nicht noch mehr altes Wachstum bedeutet. Die Lösung der Wachstumsfrage kommt zumindest zum Teil von dem Gesellschaftskonzept, das der Wirtschaftswissenschaftler Karl Popper als "offene Gesellschaften" bezeichnet hat. Das Wesen der offenen Gesellschaften umfasst die Macht zur "kreativen Zerstörung", wie von Joseph Schumpeter beschrieben.
Die Frage lautet dann nicht, "ob" Wachstum stattfindet, sondern "wie" es stattfindet. Nehmen wir Beispielsweise Investitionen zur Vermeidung des Klimawandels. Solche Investitionen setzen eine neue Wachstumswelle in Gang, denn sie bedeuten nicht nur einen Wechsel hin zu erneuerbaren Energien, sondern auch zu einer neuen Energieinfrastruktur und zu einem "Recycling" der Wirtschaft.
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Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

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