23.05.2013 11:59 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Oxfam Deutschland e.V.

Abwanderungen und gefährliche Jobs als Folge von hohen Lebensmittelpreisen

Kurzfassung: Abwanderungen und gefährliche Jobs als Folge von hohen Lebensmittelpreisen Die anhaltend hohen und stark schwankenden Lebensmittelpreise haben tiefgreifende negative Folgen für das Alltagsleben von ...
[Oxfam Deutschland e.V. - 23.05.2013] Abwanderungen und gefährliche Jobs als Folge von hohen Lebensmittelpreisen

Die anhaltend hohen und stark schwankenden Lebensmittelpreise haben tiefgreifende negative Folgen für das Alltagsleben von Menschen in armen Ländern. Das zeigt der Bericht "Squeezed" (Ausgequetscht) von Oxfam und dem Institute of Development Studies (IDS) der Universität Sussex. Für den Bericht wurden in 23 ländlichen und städtischen Gemeinden in zehn Ländern jeweils zehn Familien interviewt sowie verfügbare Erhebungen auf lokaler und nationaler Ebene herangezogen. Zwar scheint in den untersuchten Ländern das Hungerproblem nach der Preiskrise des vergangenen Jahres geringer zu sein als noch 2007. Jedoch sind die Auswirkungen auf das soziale Netz und die Familienstrukturen in armen Gemeinden zum Teil dramatisch. Immer mehr Menschen müssen ihre Familien verlassen und gefährliche Jobs annehmen. Gleichzeitig brechen traditionelle Familienstrukturen weg. Die Regierungen ignorieren diese Probleme oder haben nicht genügend Geld, um den Menschen beizustehen.
"Squeezed zeigt, dass die Lohnsteigerungen in den untersuchten Ländern Bolivien, Guatemala, Bangladesch, Pakistan, Burkina Faso, Äthiopien, Kenia, Sambia, Indonesien und Vietnam hinter dem Anstieg der Lebensmittelpreise zurückgeblieben sind. "Diese Entwicklung hat den Druck auf Familien aus armen Schichten, aber teilweise auch aus dem Mittelstand enorm erhöht, sagt Frank Braßel, Leiter der "Mahlzeit!"-Kampagne von Oxfam. "Viele Menschen verlassen ihre Heimat auf der Suche nach besseren Einkommensmöglichkeiten und nehmen oft schlecht bezahlte, gefährliche und menschenunwürdige Jobs an, zum Beispiel im Bergbau oder als Straßenverkäuferin. Manche müssen sich sogar prostituieren.
Die gestiegenen Preise für Grundnahrungsmittel, die Abwanderung und die Notwendigkeit, dass Frauen noch härter für die Sicherung des Lebensunterhalts arbeiten müssen, zerrütten Familien und soziale Netze in armen Gemeinden. Das Forscherteam konstatiert die Zunahme von häuslicher Gewalt, Drogenmissbrauch und den Verlust der traditionellen Versorgung von Alten und Kranken in den Familien. Gleichzeitig bleibt die Ernährungssituation bedrohlich: Viele Familien müssen billige Lebensmittel von geringer Qualität konsumieren, um überhaupt überleben zu können.
"Die internationale Politik muss die Preisschwankungen reduzieren. Dazu muss sie die Produktion von Biosprit und die Spekulation mit Nahrungsmitteln reduzieren. Im selben Zug muss eine sozial nachhaltige lokale Landwirtschaft gestärkt werden", fordert Braßel. "Immer wichtiger wird zudem der Aufbau einer finanziellen Grundsicherung."

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