03.06.2013 09:47 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von BINE Informationsdienst
Wie lange eine Turbinenschaufel hält
Kurzfassung: Wie lange eine Turbinenschaufel hältIn einer Turbine trifft 1.400 C heißes Gas mit einer Geschwindigkeit von 100 Metern pro Sekunde auf jede einzelne Schaufel. Um dieser Belastung standzuhalten, hab ...
[BINE Informationsdienst - 03.06.2013] Wie lange eine Turbinenschaufel hält
In einer Turbine trifft 1.400 C heißes Gas mit einer Geschwindigkeit von 100 Metern pro Sekunde auf jede einzelne Schaufel. Um dieser Belastung standzuhalten, haben die Schaufeln ein besonderes Design. Ihre Garantielaufzeit richtet sich bisher nach einer Berechnung über einen relativ kontinuierlichen Betrieb. Durch die wechselhafte Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie in das Stromnetz erhöhen sich die An- und Abfahrvorgänge von Turbinen erheblich. Um das einzubeziehen, arbeiten Forscher nun an neuen Berechnungsmodellen für die Lebensdauer.
Wie lange hält eine Schaufel den Belastungen in der Turbine stand? Diese Frage treibt Björn Buchholz um. Er ist Ingenieur bei Siemens und koordiniert das Forschungsprojekt "Robuste Modelle zur verbesserten Werkstoffausnutzung für aktuelle Turbinenschaufelwerkstoffe II", kurz RoMoTurb II. "Unser Ziel ist es die Werkstoffe besser auszunutzen", sagt Buchholz. Dazu verfeinert er mit seinem Team bestehende Berechnungsmodelle zur Lebensdauer von Turbinenschaufeln.
Eine gängige Methode ist die Bewertung der niederzyklischen Ermüdungslebensdauer durch Low Cycle Fatigue (LCF). Ausgangsbasis für diese klassische Methode ist die Untersuchung des Werkstoffverhaltens unter isothermen Ermüdungsbedingungen. Dabei wird das Verformungsverhalten und die Lebensdauer in Abhängigkeit von Dehnungsschwingbreiten und Temperaturen beschrieben. Auf Grundlage dieser Messungen des Werkstoffverhaltens wird die Lebensdauer der Bauteile berechnet.
Mit dem Modell, welches das Team von RoMoTurb II erarbeitet, soll das Ermüdungsverhalten der Werkstoffe unter Berücksichtigung des An- und Abfahrverhaltens der Gasturbinen genauer ermittelt werden. "Wenn wir das Verhalten des Werkstoffes bei Belastungen besser kennen, können wir die Lebensdauer des Bausteiles genauer berechnen", erklärt Buchholz.
Zyklischen Beanspruchungen modellieren
Dazu führen die Forscher thermomechanische Ermüdungsversuche durch. Unter der englischen Bezeichnung "Thermomechnical Fatigue", kurz TMF, ist das Verfahren bekannt. Dabei wird das Werkstoffverhalten unter zyklischen Beanspruchungen untersucht. So können die mechanischen und thermischen Beanspruchungen der Gasturbine realitätsnäher abgebildet werden. Die Herausforderung für die Forscher ist anschließend mit den gewonnenen Erkenntnissen ein Modell zu entwickeln, dass das komplexe Werkstoffverhalten über einen großen Temperaturbereich konsistent beschreibt.
Mit dem erarbeiteten Modell wollen die Forscher bisherige Lebensdauerprognosen validieren. Eine möglichst exakte Berechnung der Haltbarkeit von Turbinenschaufeln schont Ressourcen und schafft Sicherheit. Turbinen sind Hightech-Produkte, welche weitestgehend in Handarbeit gefertigt werden. Würde eine Schaufel in einer laufenden Turbine brechen, würde sie weitere Schaufelreihen beschädigen. Die Reparatur wäre auch durch die damit verbundene Stillstandszeit des Kraftwerks teuer. Eine Turbine macht fast die Hälfte der Kosten des Baus eines Großkraftwerks aus, daher stehen keine Ersatzturbinen bereit.
Am Projekt "RoMoTurb II" sind die Technische Universität Darmstadt, MTU Aero Engines, das Forschungszentrum Jülich und die Siemens beteiligt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert das Vorhaben innerhalb der Initiative "COORETEC". Weitere Projekte aus diesem Bereich stellt das Portal KraftwerkForschung.info vor.
(cg)
Bildunterschrift: In diesem Teststand führen die Wissenschaftler thermomechanische Ermüdungsversuche durch. Forschungszentrum Jülich
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In einer Turbine trifft 1.400 C heißes Gas mit einer Geschwindigkeit von 100 Metern pro Sekunde auf jede einzelne Schaufel. Um dieser Belastung standzuhalten, haben die Schaufeln ein besonderes Design. Ihre Garantielaufzeit richtet sich bisher nach einer Berechnung über einen relativ kontinuierlichen Betrieb. Durch die wechselhafte Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie in das Stromnetz erhöhen sich die An- und Abfahrvorgänge von Turbinen erheblich. Um das einzubeziehen, arbeiten Forscher nun an neuen Berechnungsmodellen für die Lebensdauer.
Wie lange hält eine Schaufel den Belastungen in der Turbine stand? Diese Frage treibt Björn Buchholz um. Er ist Ingenieur bei Siemens und koordiniert das Forschungsprojekt "Robuste Modelle zur verbesserten Werkstoffausnutzung für aktuelle Turbinenschaufelwerkstoffe II", kurz RoMoTurb II. "Unser Ziel ist es die Werkstoffe besser auszunutzen", sagt Buchholz. Dazu verfeinert er mit seinem Team bestehende Berechnungsmodelle zur Lebensdauer von Turbinenschaufeln.
Eine gängige Methode ist die Bewertung der niederzyklischen Ermüdungslebensdauer durch Low Cycle Fatigue (LCF). Ausgangsbasis für diese klassische Methode ist die Untersuchung des Werkstoffverhaltens unter isothermen Ermüdungsbedingungen. Dabei wird das Verformungsverhalten und die Lebensdauer in Abhängigkeit von Dehnungsschwingbreiten und Temperaturen beschrieben. Auf Grundlage dieser Messungen des Werkstoffverhaltens wird die Lebensdauer der Bauteile berechnet.
Mit dem Modell, welches das Team von RoMoTurb II erarbeitet, soll das Ermüdungsverhalten der Werkstoffe unter Berücksichtigung des An- und Abfahrverhaltens der Gasturbinen genauer ermittelt werden. "Wenn wir das Verhalten des Werkstoffes bei Belastungen besser kennen, können wir die Lebensdauer des Bausteiles genauer berechnen", erklärt Buchholz.
Zyklischen Beanspruchungen modellieren
Dazu führen die Forscher thermomechanische Ermüdungsversuche durch. Unter der englischen Bezeichnung "Thermomechnical Fatigue", kurz TMF, ist das Verfahren bekannt. Dabei wird das Werkstoffverhalten unter zyklischen Beanspruchungen untersucht. So können die mechanischen und thermischen Beanspruchungen der Gasturbine realitätsnäher abgebildet werden. Die Herausforderung für die Forscher ist anschließend mit den gewonnenen Erkenntnissen ein Modell zu entwickeln, dass das komplexe Werkstoffverhalten über einen großen Temperaturbereich konsistent beschreibt.
Mit dem erarbeiteten Modell wollen die Forscher bisherige Lebensdauerprognosen validieren. Eine möglichst exakte Berechnung der Haltbarkeit von Turbinenschaufeln schont Ressourcen und schafft Sicherheit. Turbinen sind Hightech-Produkte, welche weitestgehend in Handarbeit gefertigt werden. Würde eine Schaufel in einer laufenden Turbine brechen, würde sie weitere Schaufelreihen beschädigen. Die Reparatur wäre auch durch die damit verbundene Stillstandszeit des Kraftwerks teuer. Eine Turbine macht fast die Hälfte der Kosten des Baus eines Großkraftwerks aus, daher stehen keine Ersatzturbinen bereit.
Am Projekt "RoMoTurb II" sind die Technische Universität Darmstadt, MTU Aero Engines, das Forschungszentrum Jülich und die Siemens beteiligt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert das Vorhaben innerhalb der Initiative "COORETEC". Weitere Projekte aus diesem Bereich stellt das Portal KraftwerkForschung.info vor.
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Bildunterschrift: In diesem Teststand führen die Wissenschaftler thermomechanische Ermüdungsversuche durch. Forschungszentrum Jülich
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