Unterschiedliche Zahnerkrankungen bei Männern und Frauen

Unterschiedliche Zahnerkrankungen bei Männern und Frauen
Kurzfassung: Bei Erkrankungen wird in der Medizin zwischen Männern und Frauen unterschieden. Auch in der Zahnmedizin setzt sich eine geschlechterspezifische Sichtweise immer mehr durch.
[Dr. A. Pietsch, M. Lauterbach & Partner - 03.06.2013] Männer und Frauen sind verschieden. Diese Trivialität macht sich auch hinsichtlich Erkrankungen oder Medikamenten bemerkbar. So existieren beispielsweise bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinsichtlich der Risikofaktoren, Symptome, Diagnostik und Therapie Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Auch Medikamente haben bei den beiden Geschlechtern unterschiedliche Wirkungen. Auch in der Zahnmedizin sollten die Unterschiede zwischen Männern und Frauen stärker Berücksichtigung finden, wenngleich das Geschlecht in den Studien noch eine zu geringe Bedeutung hat. Dabei haben Männer statistisch gesehen mehr Plaque als Frauen und sind damit auch einem größeren Risiko ausgesetzt an Parodontitis zu erkranken. Eine Erklärung dafür liegt in der unterschiedlichen Häufigkeit und Regelmäßigkeit der Zahnarztbesuche. So hat der Barmer-GEK-Zahnreport 2012 ergeben, dass Männer zwischen 20 und 60 seltener zum Zahnarzt gehen als Frauen. Gerade in jüngeren Jahren sind die Unterschiede groß. So gehen rund 73 Prozent der 30- bis 34-jährigen Patientinnen mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt. Bei den Männern in diesem Alter sind es nur 58 Prozent.

Frauen leiden häufiger unter Karies

Die häufigeren Zahnarztbesuche müssten folglich zu einer besseren Mundgesundheit bei den Frauen führen. Das ist jedoch nicht der Fall. Denn Frauen leiden häufiger an Karies und verlieren zudem früher ihre Zähne. So hat zwischen 65 und 74 Jahren nur jeder fünfte Mann ein Gebiss, aber bei Frauen sind es aber 25 Prozent. "Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen verbessern den Zahnbestand generell und zwar ganz unabhängig von Alter und Geschlecht", betont Dr. Albert Pietsch, Zahnarzt in Mühlheim/Main. Allerdings spielen Geburten eine Rolle. Denn viele Schwangere vernachlässigen während der Schwangerschaft mögliche Zahnbehandlungen aus Angst vor negativen Folgen für das ungeborene Kind oder aus anderen Gründen. "Dies ist besonders fatal, denn Karies und entzündetes Zahnfleisch schaden nicht nur der werdenden Mutter, sondern können auch nachteilig für das Baby sein", sagt Dr. Pietsch. Denn bei Zahnfleischentzündungen können die Entzündungsbakterien in die Blutbahn gelangen und schlimmstenfalls sogar Fehl oder Frühgeburten auslösen.

Gründliche Vorsorge nach der Menopause

Nicht nur vor, während und nach der Schwangerschaft, sondern auch nach der Menopause ist eine gründliche Vorsorge für Frauen besonders wichtig. Denn die hormonellen Umstellungen in den Wechseljahren begünstigen beispielsweise eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Aus einer unbehandelten Gingivitis und mangelnder Mundhygiene kann schnell eine Parodontitis entstehen. An dieser erkranken Männer jedoch statistisch gesehen häufiger als Frauen. Hier gilt es besonders, die Vorzüge von regelmäßigen Zahnarztbesuchen oder auch die Vorzüge von professionellen Zahnreinigungen den Patienten näher zu bringen. Auch bei den Krebserkrankungen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So haben Männer ein höheres Risiko an Mundhöhlen- und Rachenkrebs zu erkranken als Frauen. Dabei spielt natürlich auch der Lebenswandel, also Tabak- und Alkoholkonsum eine Rolle. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Männer und Frauen unterschiedlichen Risiken bezüglich der Mundgesundheit ausgesetzt sind. Umso so wichtig ist es, dass beide Geschlechter an die jeweiligen individuellen Bedürfnisse angepasst, entsprechende Mundhygiene und Vorsorge betreiben.
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