04.07.2013 15:59 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Allianz SE
Der Weg aus der Krise und zum nachhaltigen Erfolg des Euro
Kurzfassung: Der Weg aus der Krise und zum nachhaltigen Erfolg des EuroKonjunkturelle Lage im Euroraum hellt sich langsam aufWirtschaft wird zwar 2013 im Durchschnitt um 0,3 Prozent schrumpfen; aber prognostiziert ...
[Allianz SE - 04.07.2013] Der Weg aus der Krise und zum nachhaltigen Erfolg des Euro
Konjunkturelle Lage im Euroraum hellt sich langsam auf
Wirtschaft wird zwar 2013 im Durchschnitt um 0,3 Prozent schrumpfen; aber prognostiziertes Wachstum von 1,5 Prozent 2014 unterstreicht Aufwärtstendenz
EZB bleibt weiter expansiv
Auf institutioneller Seite noch viel zu tun, um Erfolg des Euro zu sichern
Nach vielen Jahren einer starken Abwärtstendenz sind seit Anfang 2013 erste Hinweise auf eine Stabilisierung der Erwartungen auch in den südlichen Krisenländern Europas zu sehen. Im 2. Quartal zeichnet sich erstmals seit sieben Quartalen ein BIP-Zuwachs im Euroraum ab. Zuversichtlich stimmt die Tatsache, dass weitreichende realwirtschaftliche Anpassungen stattgefunden haben und manche Ungleichgewichte schon beseitigt werden konnten. Ermutigend ist auch, dass die Finanzmärkte seit der historischen Rede von Mario Draghi im Juli 2012 sich eindrucksvoll verbessert haben. Ferner ist das Zinsniveau auch in Problemländern auf eher niedrigem Niveau, ganz zu schweigen von dem ultra-niedrigen Niveau in Deutschland.
Im Gesamtjahr 2013 wird zwar die EWU-Wirtschaft im Durchschnitt voraussichtlich um 0,3 Prozent schrumpfen. "Unsere BIP-Wachstumsprognose 2014 von 1,5 Prozent macht aber die Aufwärtstendenz sichtbarer", sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz.
Die EZB hat zugesagt, die unlimitierte Liquiditätsversorgung bis Mitte 2014 beizubehalten. Angesichts der voraussichtlich nur langsamen EWU-Konjunkturbelebung und die sich nur allmählich schließende Kapazitätsauslastungslücke, zusammen mit einer Inflationsrate, die voraussichtlich weiter deutlich unter dem EZB-Ziel von Preisstabilität liegen wird, dürfte auch der Leitzins von derzeit 0,5 Prozent mindestens ebenso lange unverändert bleiben. Heise: "Der jüngste Anstieg der Renditen wird sich angesichts der Geldpolitik nicht unbegrenzt fortsetzen. Eine Übertreibung der Märkte wäre ein Risiko sowohl für die Konjunktur als auch für die Sanierung der Staatsfinanzen."
In seinem neuen Buch "Emerging from the Euro Debt Crisis - Making the Single Currency Work" analysiert Michael Heise die Lösungsmöglichkeiten, um aus der Krise zu kommen und den Euro langfristig zum Erfolg zu machen. In der Schuldenkrise war die Strategie richtig, mit Mitteln der EZB und der Rettungsschirme Zeit zu kaufen und gleichzeitig strukturelle und wachstumsfördernde Reformen und Konsolidierungsschritte voranzutreiben. Obwohl nach wie vor noch viel zu tun ist, zeigen aber schon die bisherigen Schritte jetzt eine gewisse Wirkung. "Die Kritik am Krisenmanagement der letzten Jahre schießt vielfach übers Ziel hinaus. Die Staatsschuldenproblematik traf Politik und Märkte gleichermaßen unvorbereitet - angesichts der mangelnden Erfahrung mit einer Krise dieser Dimension war ein Trial-and-Error-Verfahren wahrscheinlich unvermeidbar", so Heise.
Trotz der starken Entspannung an den Euro-Finanzmärkten in den letzten Monaten und der Fortschritte bei der Beseitigung von Ungleichgewichten in den einzelnen Ländern, steht Europa noch immer vor größten Herausforderungen. Um den langfristigen Erfolg des Euro zu sichern, kommt es jetzt darauf an, die finanzpolitischen und makroökonomischen Regeln institutionell zu verankern. Eine solche sinnvolle europäische Integration setzt allerdings voraus, dass die Menschen in Europa den demokratischen Entscheidungsprozessen und den Institutionen auf europäischer Ebene wieder mehr Vertrauen schenken. Es ist daher eine Reform der politischen Architektur Europas erforderlich, die in einer öffentlichen Debatte zu bestimmen ist.
In vielen Bereichen reichen die bisherigen Vereinbarungen nicht aus, um den Euro wirklich zukunftsfest zu machen. Über den neuen Stabilitäts- und Wachstumspakt hinaus muss unbedingt ein stringentes fiskalpolitisches Regelwerk eingeführt werden, das es ermöglicht falls nötig in die nationale Budgethoheit einzugreifen. Für Länder, die ihren Verpflichtungen in der Währungsunion nicht nachkommen, müssen klare Austrittsregeln ausgearbeitet und festgelegt werden. Insgesamt müssen die Entscheidungsbefugnisse der EU-Institutionen gestärkt werden. Und die beim letzten Gipfel erzielten Schritte hin zu einer echten Bankenunion gehen nicht weit genug.
Zum begonnenen Reform- und Konsolidierungskurs gibt es keine Alternative. "Sparen ist eine bittere Medizin, die ein Land nehmen muss, wenn der Kapitalkreislauf gestört ist. Natürlich ist es wichtig, keine Überdosis zu verordnen, aber davon kann keine Rede sein, vor allem weil der zeitliche Rahmen mehrfach gestreckt wurde", sagte Heise. Wichtig ist es, beim Sparen nicht auf kurzfristige Ad hoc-Maßnahmen, sondern auf ein mittelfristiges Konzept zu setzen. Vor allem muss auf der Ausgabenseite angesetzt werden und der Staatshaushalt nicht allein durch Steuerhöhungen saniert werden. Wenn der Sparkurs mit einer wachstumsorientierten Reformpolitik kombiniert wird, wirkt dies wie viele Beispiele zeigen nicht als Konjunkturbremse, sondern stärkt im Gegenteil die Wettbewerbsfähigkeit und führt zurück auf Wachstumskurs.
Allianz Versicherungs-Aktiengesellschaft
Königinstraße 28
80802 München
Deutschland
Telefon: +49 (0) 89-3800-0
Telefax: +49 (0) 89-3800-3899
Mail: info@allianz.de
URL: http://www.allianz.de
Konjunkturelle Lage im Euroraum hellt sich langsam auf
Wirtschaft wird zwar 2013 im Durchschnitt um 0,3 Prozent schrumpfen; aber prognostiziertes Wachstum von 1,5 Prozent 2014 unterstreicht Aufwärtstendenz
EZB bleibt weiter expansiv
Auf institutioneller Seite noch viel zu tun, um Erfolg des Euro zu sichern
Nach vielen Jahren einer starken Abwärtstendenz sind seit Anfang 2013 erste Hinweise auf eine Stabilisierung der Erwartungen auch in den südlichen Krisenländern Europas zu sehen. Im 2. Quartal zeichnet sich erstmals seit sieben Quartalen ein BIP-Zuwachs im Euroraum ab. Zuversichtlich stimmt die Tatsache, dass weitreichende realwirtschaftliche Anpassungen stattgefunden haben und manche Ungleichgewichte schon beseitigt werden konnten. Ermutigend ist auch, dass die Finanzmärkte seit der historischen Rede von Mario Draghi im Juli 2012 sich eindrucksvoll verbessert haben. Ferner ist das Zinsniveau auch in Problemländern auf eher niedrigem Niveau, ganz zu schweigen von dem ultra-niedrigen Niveau in Deutschland.
Im Gesamtjahr 2013 wird zwar die EWU-Wirtschaft im Durchschnitt voraussichtlich um 0,3 Prozent schrumpfen. "Unsere BIP-Wachstumsprognose 2014 von 1,5 Prozent macht aber die Aufwärtstendenz sichtbarer", sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz.
Die EZB hat zugesagt, die unlimitierte Liquiditätsversorgung bis Mitte 2014 beizubehalten. Angesichts der voraussichtlich nur langsamen EWU-Konjunkturbelebung und die sich nur allmählich schließende Kapazitätsauslastungslücke, zusammen mit einer Inflationsrate, die voraussichtlich weiter deutlich unter dem EZB-Ziel von Preisstabilität liegen wird, dürfte auch der Leitzins von derzeit 0,5 Prozent mindestens ebenso lange unverändert bleiben. Heise: "Der jüngste Anstieg der Renditen wird sich angesichts der Geldpolitik nicht unbegrenzt fortsetzen. Eine Übertreibung der Märkte wäre ein Risiko sowohl für die Konjunktur als auch für die Sanierung der Staatsfinanzen."
In seinem neuen Buch "Emerging from the Euro Debt Crisis - Making the Single Currency Work" analysiert Michael Heise die Lösungsmöglichkeiten, um aus der Krise zu kommen und den Euro langfristig zum Erfolg zu machen. In der Schuldenkrise war die Strategie richtig, mit Mitteln der EZB und der Rettungsschirme Zeit zu kaufen und gleichzeitig strukturelle und wachstumsfördernde Reformen und Konsolidierungsschritte voranzutreiben. Obwohl nach wie vor noch viel zu tun ist, zeigen aber schon die bisherigen Schritte jetzt eine gewisse Wirkung. "Die Kritik am Krisenmanagement der letzten Jahre schießt vielfach übers Ziel hinaus. Die Staatsschuldenproblematik traf Politik und Märkte gleichermaßen unvorbereitet - angesichts der mangelnden Erfahrung mit einer Krise dieser Dimension war ein Trial-and-Error-Verfahren wahrscheinlich unvermeidbar", so Heise.
Trotz der starken Entspannung an den Euro-Finanzmärkten in den letzten Monaten und der Fortschritte bei der Beseitigung von Ungleichgewichten in den einzelnen Ländern, steht Europa noch immer vor größten Herausforderungen. Um den langfristigen Erfolg des Euro zu sichern, kommt es jetzt darauf an, die finanzpolitischen und makroökonomischen Regeln institutionell zu verankern. Eine solche sinnvolle europäische Integration setzt allerdings voraus, dass die Menschen in Europa den demokratischen Entscheidungsprozessen und den Institutionen auf europäischer Ebene wieder mehr Vertrauen schenken. Es ist daher eine Reform der politischen Architektur Europas erforderlich, die in einer öffentlichen Debatte zu bestimmen ist.
In vielen Bereichen reichen die bisherigen Vereinbarungen nicht aus, um den Euro wirklich zukunftsfest zu machen. Über den neuen Stabilitäts- und Wachstumspakt hinaus muss unbedingt ein stringentes fiskalpolitisches Regelwerk eingeführt werden, das es ermöglicht falls nötig in die nationale Budgethoheit einzugreifen. Für Länder, die ihren Verpflichtungen in der Währungsunion nicht nachkommen, müssen klare Austrittsregeln ausgearbeitet und festgelegt werden. Insgesamt müssen die Entscheidungsbefugnisse der EU-Institutionen gestärkt werden. Und die beim letzten Gipfel erzielten Schritte hin zu einer echten Bankenunion gehen nicht weit genug.
Zum begonnenen Reform- und Konsolidierungskurs gibt es keine Alternative. "Sparen ist eine bittere Medizin, die ein Land nehmen muss, wenn der Kapitalkreislauf gestört ist. Natürlich ist es wichtig, keine Überdosis zu verordnen, aber davon kann keine Rede sein, vor allem weil der zeitliche Rahmen mehrfach gestreckt wurde", sagte Heise. Wichtig ist es, beim Sparen nicht auf kurzfristige Ad hoc-Maßnahmen, sondern auf ein mittelfristiges Konzept zu setzen. Vor allem muss auf der Ausgabenseite angesetzt werden und der Staatshaushalt nicht allein durch Steuerhöhungen saniert werden. Wenn der Sparkurs mit einer wachstumsorientierten Reformpolitik kombiniert wird, wirkt dies wie viele Beispiele zeigen nicht als Konjunkturbremse, sondern stärkt im Gegenteil die Wettbewerbsfähigkeit und führt zurück auf Wachstumskurs.
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