11.07.2013 17:01 Uhr in Kultur & Kunst von VolkswagenStiftung
Im Bann von Leichen, Tod und Teufel
Kurzfassung: Im Bann von Leichen, Tod und TeufelDas Thema der Debütveranstaltung von "Herrenhausen Late" war "Unsere makabre Freude an Leichen: Alles über Krimiserien". Mit der neuen Reihe hat die VolkswagenStif ...
[VolkswagenStiftung - 11.07.2013] Im Bann von Leichen, Tod und Teufel
Das Thema der Debütveranstaltung von "Herrenhausen Late" war "Unsere makabre Freude an Leichen: Alles über Krimiserien". Mit der neuen Reihe hat die VolkswagenStiftung ein großes Publikum interessiert: Am Abend des 10. Juli 2013 diskutierten mehr als 300 Gäste im Schloss Herrenhausen mit Medienwissenschaftlern über die menschliche Faszination für Mord, Zerstörung, Gut und Böse.
Der Ansturm auf den Festsaal vom Schloss Herrenhausen war groß: Bereits kurz nach Einlassbeginn waren sämtliche Stühle, Lounge-Sofas und Stehtische voll besetzt. Die Referenten Prof. Dr. Christoph Klimmt von der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover und Gast-Professor Arthur A. Raney, Ph.D. von der Florida State University wollten mit ihrem Vortrag zur morbiden Begeisterung für Leichen einen Nerv der Zeit aufgreifen: Inzwischen ist an jedem Tag der Woche im Fernsehprogramm die Auswahl an Krimiserien mit brutalen Kapitalverbrechen groß - unabhängig davon, ob es sich um die Wiederholengen des Tatorts auf den dritten Programmen oder um immer neue Serienformate aus den USA handelt. Aber was treibt Menschen dazu an, immer wieder Fingernägel-kauend und mit Schweißausbrüchen mit den Protagonisten mitzufiebern, obwohl zumeist klar ist, dass am Ende das Gute obsiegt? Diese zentrale Frage stellten die beiden Wissenschaftler dem Hannoveraner Publikum und näherten sich der Antwort aus medienpsychologischer Sicht: Raney bezeichnet das Phänomen als "Happy End Effect", und Klimmt beschrieb es als Gefühl der maximalen Erregung, welches beim Zuschauer ausgelöst wird, wenn eine bedrohliche Situation noch einmal glimpflich ausgegangen ist. Doch auch andere Serien, in denen das Böse als Protagonist die Oberhand behält, erfahren beim Publikum einen hohen Zuspruch. Exemplarisch analysierten Klimmt und Raney die US-Serien Dexter sowie Breaking Bad und nannten hier "observing brilliance" als Schlagwörter: Sie führten aus, dass der Zuschauer die Brillanz verschiedener Elemente wie die des Kriminalbeamten, der seinen Kollegen immer einen Schritt voraus ist, emotional anspricht. Doch auch die Brillanz eines Mörders, der keinerlei Spuren hinterlässt, oder die einer optisch besonders beeindruckenden Zerstörung beispielsweise eines Polizeireviers fasziniert die Menschen - auch wenn sie es laut Klimmt und Raney oftmals nicht zugeben wollen. Nur, dass am Ende eines Krimis dem menschlichen Gerechtigkeitssinn genüge getan werden muss, ist nach Analyse der beiden Wissenschaftler ein unverzichtbarer Bestandteil für die Zufriedenheit des Zuschauers.
Diese und weitere Erkenntnisse konnte das Publikum am Mittwoch aus dem Vortrag der beiden Forscher gewinnen. Und damit an dem Abend auch dem Wunsch der Zuhörer nach Zufriedenheit genüge getan werden konnte, hatten sie die Möglichkeit, in Interaktion mit den Vortragenden zu treten: Viele Gäste ließen sich im direkten Gespräch zusätzliche fachliche sowie persönliche Fragen von den Referenten beantworten. Die Gelegenheit dazu bietet die Veranstaltung durch ein ungezwungenes Rahmenprogramm mit Musik eines Live-DJs sowie eisgekühlten Getränken.
Die nächste Veranstaltung der Reihe "Herrenhausen Late" wird zum Thema "Schmeckts? Alles über Design-Food" am Mittwoch, dem 28. August, um 20:30 Uhr im Schloss Herrenhausen stattfinden.
VolkswagenStiftung
Kastanienallee 35
30519 Hannover
Deutschland
Telefon: 0511 / 83 81-0
Telefax: 0511 / 83 81-344
Mail: mail@volkswagenstiftung.de
URL: http://www.volkswagenstiftung.de
Das Thema der Debütveranstaltung von "Herrenhausen Late" war "Unsere makabre Freude an Leichen: Alles über Krimiserien". Mit der neuen Reihe hat die VolkswagenStiftung ein großes Publikum interessiert: Am Abend des 10. Juli 2013 diskutierten mehr als 300 Gäste im Schloss Herrenhausen mit Medienwissenschaftlern über die menschliche Faszination für Mord, Zerstörung, Gut und Böse.
Der Ansturm auf den Festsaal vom Schloss Herrenhausen war groß: Bereits kurz nach Einlassbeginn waren sämtliche Stühle, Lounge-Sofas und Stehtische voll besetzt. Die Referenten Prof. Dr. Christoph Klimmt von der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover und Gast-Professor Arthur A. Raney, Ph.D. von der Florida State University wollten mit ihrem Vortrag zur morbiden Begeisterung für Leichen einen Nerv der Zeit aufgreifen: Inzwischen ist an jedem Tag der Woche im Fernsehprogramm die Auswahl an Krimiserien mit brutalen Kapitalverbrechen groß - unabhängig davon, ob es sich um die Wiederholengen des Tatorts auf den dritten Programmen oder um immer neue Serienformate aus den USA handelt. Aber was treibt Menschen dazu an, immer wieder Fingernägel-kauend und mit Schweißausbrüchen mit den Protagonisten mitzufiebern, obwohl zumeist klar ist, dass am Ende das Gute obsiegt? Diese zentrale Frage stellten die beiden Wissenschaftler dem Hannoveraner Publikum und näherten sich der Antwort aus medienpsychologischer Sicht: Raney bezeichnet das Phänomen als "Happy End Effect", und Klimmt beschrieb es als Gefühl der maximalen Erregung, welches beim Zuschauer ausgelöst wird, wenn eine bedrohliche Situation noch einmal glimpflich ausgegangen ist. Doch auch andere Serien, in denen das Böse als Protagonist die Oberhand behält, erfahren beim Publikum einen hohen Zuspruch. Exemplarisch analysierten Klimmt und Raney die US-Serien Dexter sowie Breaking Bad und nannten hier "observing brilliance" als Schlagwörter: Sie führten aus, dass der Zuschauer die Brillanz verschiedener Elemente wie die des Kriminalbeamten, der seinen Kollegen immer einen Schritt voraus ist, emotional anspricht. Doch auch die Brillanz eines Mörders, der keinerlei Spuren hinterlässt, oder die einer optisch besonders beeindruckenden Zerstörung beispielsweise eines Polizeireviers fasziniert die Menschen - auch wenn sie es laut Klimmt und Raney oftmals nicht zugeben wollen. Nur, dass am Ende eines Krimis dem menschlichen Gerechtigkeitssinn genüge getan werden muss, ist nach Analyse der beiden Wissenschaftler ein unverzichtbarer Bestandteil für die Zufriedenheit des Zuschauers.
Diese und weitere Erkenntnisse konnte das Publikum am Mittwoch aus dem Vortrag der beiden Forscher gewinnen. Und damit an dem Abend auch dem Wunsch der Zuhörer nach Zufriedenheit genüge getan werden konnte, hatten sie die Möglichkeit, in Interaktion mit den Vortragenden zu treten: Viele Gäste ließen sich im direkten Gespräch zusätzliche fachliche sowie persönliche Fragen von den Referenten beantworten. Die Gelegenheit dazu bietet die Veranstaltung durch ein ungezwungenes Rahmenprogramm mit Musik eines Live-DJs sowie eisgekühlten Getränken.
Die nächste Veranstaltung der Reihe "Herrenhausen Late" wird zum Thema "Schmeckts? Alles über Design-Food" am Mittwoch, dem 28. August, um 20:30 Uhr im Schloss Herrenhausen stattfinden.
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