Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im August 2013 [1]

Kurzfassung: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im August 2013 [1] Die deutsche Wirtschaft hat an Schwung gewonnen. Unterstützt durch Nachholeffekte aus dem schwachen Winterhalbjahr dürfte die gesamtwirt ...
[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) - 09.08.2013] Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im August 2013 [1]
Die deutsche Wirtschaft hat an Schwung gewonnen. Unterstützt durch Nachholeffekte aus dem schwachen Winterhalbjahr dürfte die gesamtwirtschaftliche Leistung im zweiten Quartal spürbar zugenommen haben. Die Industrie hat ihre Schwächephase überwunden. Die Auftragseingänge und die Stimmungsindikatoren deuten auf eine moderate Fortsetzung der positiven Entwicklung hin. Der private Konsum bleibt eine wichtige Stütze der Konjunktur. Steigende Einkommen und ein ruhiges Preisklima stärken die Kaufkraft. Der Arbeitsmarkt befindet sich weiter in guter Verfassung. Der Beschäftigungsaufschwung setzt sich gedämpft fort, die Arbeitslosigkeit geht zurück.Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr kräftig gewachsen. Dies legen die vorliegenden Indikatoren nahe. [2] Nach der witterungsbedingt gedämpften Entwicklung im ersten Quartal sorgten Nachholeffekte im zweiten Quartal für einen Zwischenspurt. Die deutsche Wirtschaft bewegt sich aber weiterhin in einem schwierigen europäischen und internationalen Umfeld. Die konjunkturelle Grundtendenz, die bereits seit Jahresbeginn wieder moderat aufwärts gerichtet ist, dürfte sich im weiteren Jahresverlauf deshalb nur wenig beschleunigen. Das Wachstum im zweiten Quartal dürfte vor allem vom privaten Konsum und den Investitionen in Bauten getragen worden sein. Die Investitionen in Ausrüstungen scheinen sich weiter stabilisiert zu haben. Vom Außenbeitrag dürften dagegen eher dämpfende Impulse ausgegangen sein.
Das weltwirtschaftliche Umfeld verbessert sich bei regional großen Unterschieden nach wie vor in eher verhaltenem Tempo. Die US-Wirtschaft konnte im zweiten Quartal etwas stärker zulegen, dennoch zeichnet sich für das laufende Jahr eine für die amerikanische Wirtschaft vergleichsweise moderate Expansion ab. Die japanische Wirtschaft erhält durch die sehr expansive Geld- und Fiskalpolitik und die Abwertung des Yen deutliche Impulse. Allerdings hat sich im Juni die Industrieproduktion erstmals wieder abgeschwächt. Der Euroraum befindet sich weiter in der Rezession, wobei einzelne Konjunkturindikatoren erste Hoffnungsschimmer vermitteln. Für die Schwellenländer bleiben die konjunkturellen Perspektiven gemischt. Die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens, unter anderem China, wachsen weiter dynamisch, aber weniger stark als noch im Frühjahr erwartet. Die südamerikanischen Schwellenländer, allen voran Brasilien, werden durch sinkende Rohstoffpreise bei gleichzeitig anziehender Inflation belastet. Wichtige Frühindikatoren für die Entwicklung der Weltwirtschaft wie der OECD Composite Leading Indicator oder der Markit PMI haben sich dennoch zuletzt eher verbessert. Insgesamt ist von einer sich fortsetzenden moderaten Erholung der Weltwirtschaft auszugehen.
Die deutschen Warenausfuhren sind im Juni saisonbereinigt leicht angestiegen. Tendenziell entwickeln sich die Ausfuhren derzeit noch eher seitwärts. Von den Frühindikatoren kommen weiterhin gemischte Signale. Die Auslandsnachfrage nach deutschen Industriegütern ist zwar recht rege. Es ist allerdings in Rechnung zu stellen, dass die Bestelltätigkeit durch umfangreiche Großaufträge unter anderem in der Luft- und Raumfahrtbranche aus dem europäischen Ausland gestützt wurde. Hinsichtlich ihrer Exporterwartungen äußerten sich dagegen die im Rahmen des ifo-Konjunkturtests befragten Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes im Juli deutlich skeptischer. Insgesamt signalisieren die Indikatoren daher, dass vom Export vorerst kaum nennenswerte Wachstumsimpulse zu erwarten sind.
Das Produzierende Gewerbe verzeichnete im zweiten Quartal des Jahres einen Wachstumsschub. Nach der Stagnation im ersten Quartal erhöhte es seine Produktion um 2,8 % [3]. Sowohl die Industrieproduktion als auch das Baugewerbe legten deutlich zu (+2,6 % bzw. +3,9 %). Hierzu trugen insbesondere im Baugewerbe kräftige witterungsbedingte Nachholeffekte bei. Im aktuellen Berichtsmonat Juni setzte sich der Aufwärtstrend in der Industrie (+2,2 %) und im Baugewerbe (+1,6 %) fort. Allerdings wirkten hier auch noch die Brückentage nach, die im Vormonat die Erzeugung gedämpft hatten. In der Industrie fuhren im zweiten Quartal vor allem die Hersteller von Investitionsgütern ihre Produktion als Reaktion einer steigenden Auslandsnachfrage hoch. Der Umsatz an Investitionsgütern im Inland blieb aber ebenso verhalten wie die Auftragseingänge für Investitionsgüter aus dem Inland. Die Investitionstätigkeit scheint sich demnach noch nicht spürbar belebt, aber doch weiter stabilisiert zu haben. Insgesamt hat das Produzierende Gewerbe seine Schwächephase überwunden.
Für die kommenden Monate ist mit einer in der Tendenz positiven, jedoch nicht allzu dynamischen Entwicklung der Industrieproduktion zu rechnen. Die Auftragseingänge nahmen im Juni zwar kräftig um 3,8 % zu. Hierzu trugen allerdings auch umfangreiche Großaufträge bei. Im zweiten Quartal ergab sich ein Anstieg von 1,2 %. Auch die Stimmungsindikatoren zeichnen ein leicht optimistisches Bild. Sowohl bei den vom ifo-Institut befragten Unternehmen als auch den von Markit/BME befragten Einkaufsmanagern hellte sich die Stimmung etwas auf. Die Erzeugung im Baugewerbe dürfte angesichts der weiterhin günstigen Rahmenbedingungen ebenfalls weiter moderat ausgeweitet werden.
Der private Konsum bleibt eine Stütze der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Wie bereits im ersten Quartal dürften die Privaten Konsumausgaben auch im zweiten Quartal maßgeblich zum Wachstum beigetragen haben. Angesichts einer anhaltend guten Verfassung des Arbeitsmarktes bei hohen Einkommenssteigerungen und einem fortgesetzt ruhigen Preisklima zeigen sich die Verbraucher laut dem Konsumklima der GfK in immer besserer Kauflaune.
Am Arbeitsmarkt sind die Folgen der schwachen Konjunktur im Winterhalbjahr weitgehend überwunden. Der Beschäftigungsaufschwung setzte sich gestützt auf die Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung fort. Die Zahl der Arbeitslosen nahm von Juni auf Juli mit der einsetzenden Sommerpause erwartungsgemäß etwas zu, in saisonbereinigter Rechnung ging die Arbeitslosigkeit aber weiter zurück. Wichtige Frühindikatoren zur Arbeitskräftenachfrage wie das ifo-Beschäftigungsbarometer und der BAX-Stellenindex konnten sich im Juli leicht verbessern. Sie notieren auf einem ansehnlichen Niveau, aber spürbar unter ihren Ständen zu Beginn dieses Jahres. Bei einer insgesamt weiter moderat wachsenden Gesamtwirtschaft bleiben die Perspektiven für den Arbeitsmarkt positiv.
Die Dynamik der deutschen Wirtschaft ist nach wie vor durch die europäische Vertrauenskrise und weltwirtschaftliche Risiken beeinträchtigt. Damit Deutschland weiterhin trotz dieser Unsicherheiten Stabilitätsanker und Wachstumsmotor in der Region sein kann - wie vom IWF gerade wieder bescheinigt - kommt es jetzt darauf an, die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und so auch das Wachstumspotenzial weiter zu stärken. Diskussionen über steuer- und abgabensteigernde Maßnahmen und Vorschläge, die die strukturelle Flexibilität und damit Robustheit der deutschen Volkswirtschaft belasten, erhöhen die Unsicherheit für Unternehmen und hemmen die Investitionsbereitschaft.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der September-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 35. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 08. August 2013 vorlagen.
[2] Die ersten Ergebnisse zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal 2013 werden vom Statistischen Bundesamt am 14. August in seiner Schnellmeldung veröffentlicht.
[3] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.

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