Deutsche Wirtschaft auf moderatem Wachstumskurs

Kurzfassung: Deutsche Wirtschaft auf moderatem Wachstumskurs Nach schwachem Jahresbeginn steigt das Bruttoinlandsprodukt wieder, im kommenden Jahr sogar deutlich - Binnenwirtschaft entwickelt sich kräftig - Öffe ...
[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin - 18.09.2013] Deutsche Wirtschaft auf moderatem Wachstumskurs

Nach schwachem Jahresbeginn steigt das Bruttoinlandsprodukt wieder, im kommenden Jahr sogar deutlich - Binnenwirtschaft entwickelt sich kräftig - Öffentliche Haushalte im Plus
Die deutsche Wirtschaft hat den schwachen Jahresauftakt überwunden und wieder einen moderaten Aufwärtskurs eingeschlagen. Zwar wird das Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt dieses Jahres nur um 0,4 Prozent steigen, für das Jahr 2014 liegt das Wachstum mit 1,7 Prozent aber wieder deutlich höher. Das prognostizieren die Konjunkturforscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in ihren Herbstgrundlinien 2013. Es sind in erster Linie die zunehmenden Konsumausgaben, aber auch die sich langsam belebenden Investitionen, die die wirtschaftliche Entwicklung anschieben. Hinzu kommen allmählich anziehende Exporte, denn die konjunkturelle Entwicklung auf wichtigen Absatzmärkten wie den USA hat zuletzt an Dynamik gewonnen und der Euroraum dürfte die Rezession überwunden haben. Die öffentlichen Haushalte werden in diesem und im nächsten Jahr mit Überschüssen abschließen. Nach Ansicht der DIW-Ökonomen sollten diese vor allem investiert werden, um das potentielle Wirtschaftswachstum zu erhöhen.
Euroraum findet Weg aus der Rezession
Die konjunkturelle Entwicklung im Euroraum hat die Talsohle erreicht: Im zweiten Quartal des Jahres 2013 gab es zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren wieder ein Wachstum (0,3 Prozent). Dafür war zwar vorwiegend die hohe konjunkturelle Dynamik in Deutschland (0,7 Prozent) sowie die überraschend kräftige wirtschaftliche Entwicklung in Frankreich (0,5 Prozent) verantwortlich, während Spanien und Italien weiter in der Rezession stecken. Es mehren sich jedoch die Zeichen, dass es ab der zweiten Jahreshälfte auch in den Krisenländern wieder aufwärts geht. Insgesamt wird die Wirtschaftsleistung des Euroraums im Jahresdurchschnitt 2013 um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr sinken und im kommenden Jahr um ein Prozent steigen.
Weltwirtschaft im Aufwind
Auch das Expansionstempo der weltwirtschaftlichen Entwicklung dürfte in den kommenden Quartalen weiter zunehmen - vor allem in den Industrieländern, in denen eine allmählich bessere Arbeitsmarktsituation bei geringer Preissteigerung die real verfügbaren Einkommen und damit den privaten Konsum expandieren lässt. In den Schwellenländern hat sich die Dynamik hingegen leicht abgeschwächt. Dazu hat die schwache Entwicklung wichtiger Absatzmärkte - wie etwa des Euroraums - beigetragen; dies wird künftig aber weniger belasten. Zudem haben Turbulenzen auf den Devisenmärkten die Investoren verunsichert. Der daraus resultierende Anstieg der Zinsen engt auch die finanzpolitischen Spielräume der Schwellenländer ein. Zudem müssen auch viele dieser Länder strukturelle Reformen ihrer Volkswirtschaften und Finanzsysteme entschiedener angehen.
Arbeitsmarktlage bleibt stabil
Die binnenwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bleibt kräftig, auch wenn sie von Sondereffekten in der Bauwirtschaft - infolge des strengen Winters - überzeichnet ist. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte werden in diesem Jahr um ein Prozent steigen; für das kommende Jahr erwarten die Konjunkturforscher des DIW Berlin ein Plus von 1,4 Prozent. Moderate Inflationsraten von weniger als zwei Prozent, spürbare Lohnsteigerungen und die gute Arbeitsmarktlage erhöhen die Kaufkraft der Haushalte. Der Beschäftigungsaufbau setzt sich mit nachlassendem Tempo fort. Da allerdings - vor allem wanderungsbedingt - die Zahl der Erwerbspersonen steigt, spiegelt sich dies nicht in einem Rückgang der Arbeitslosen wider; die Arbeitslosenquote verharrt in den Jahren 2013 und 2014 bei 6,8 Prozent.
Investitionstätigkeit in diesem Jahr noch rückläufig
Die Ausfuhren werden mit der steigenden Auslandsnachfrage im Zuge der weltwirtschaftlichen Erholung zwar weiter steigen. Das Expansionstempo bleibt aber hinter dem des Welthandels zurück, da noch immer fast 40 Prozent der deutschen Exporte in den Euroraum gehen. Umso wichtiger ist es für die deutsche Wirtschaft, dass der Euroraum die Rezession hinter sich gebracht hat. In diesem Umfeld dürfte sich die Investitionszurückhaltung der Unternehmen allmählich lösen. Gehen die Investitionen im Jahresdurchschnitt 2013 noch um rund zwei Prozent zurück, dürften sie - auch dank günstiger Finanzierungskonditionen - im kommenden Jahr kräftig, um gut acht Prozent, zulegen.
Handlungsbedarf beim Bundeshaushalt bleibt
Der öffentliche Gesamthaushalt wird sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr mit einem Überschuss abschließen, der bei 0,2 beziehungsweise 0,3 Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt liegen wird. Nach wie vor expandieren die Steuereinnahmen - und hier nach wie vor die Lohnsteuer - spürbar und die Sozialbeiträge steigen kräftig, obwohl zu Beginn des Jahres der Beitragssatz zur Rentenversicherung deutlich zurückgeführt worden war. Waren es nach der Rezession zunächst die Sozialversicherungen, die Überschüsse erwirtschafteten, sind es nun zunehmend auch die Gebietskörperschaften, die schwarze Zahlen schreiben. Vor allem auf kommunaler Ebene hellt sich die Finanzlage weiter auf.
Gleichwohl besteht nach Ansicht der DIW-Ökonomen weiterer Handlungsbedarf, vor allem weil der Bund aufgrund des demographischen Wandels in der längeren Frist vor erheblichen Herausforderungen steht - zumal er sich kurzfristig zu Lasten der Sozialversicherungen refinanziert, die wiederum von den Folgen des demographischen Wandels besonders betroffen sein werden. Außerdem lauern im Zusammenhang mit der Staatsschulden- und Finanzkrise immer noch größere Risiken. Allerdings hat die Finanzpolitik sich mittlerweile einen gewissen Handlungsspielraum erarbeitet, den sie konsequenter nutzen sollte, um die mittelfristigen Wachstumschancen zu verbessern. Die Investitionslücke in Deutschland ist groß. Dazu, sie zu schließen, sollten auch die öffentlichen Haushalte beitragen.
KURZ GESAGT
Marcel Fratzscher (Präsident des DIW Berlin): "Die deutsche Wirtschaft entwickelt sich relativ gut, allerdings sollten wir uns von der vermeintlichen Stabilität nicht blenden lassen. Denn die Risiken für die deutsche Konjunktur sind nach wie vor signifikant. Unsicherheit kommt von der Weltwirtschaft, und auch die Krise im Euroraum ist nicht gelöst. Lösungen für strukturelle Probleme und grundlegende Reformen am institutionellen Fundament der Währungsunion sind nach wie vor unvollständig. Zudem wird das Wirtschaftswachstum langfristig nur moderat sein können, wenn wir heute nicht die Weichen für mehr öffentliche und private Investitionen stellen."
Ferdinand Fichtner (Leiter der Abteilung Konjunkturpolitik): "Die Weltwirtschaft hat zuletzt wieder Fahrt aufgenommen und wird im nächsten Jahr deutlich, um fast vier Prozent wachsen. Besonders positiv stimmt, dass der Euroraum endlich aus der Rezession gekommen ist. Sogar in den Krisenländern sieht es so aus, als könnte es in der zweiten Jahreshälfte wieder aufwärts gehen. Das ist nicht nur wichtig für die Lösung der Schuldenkrise, sondern hilft auch der deutschen Wirtschaft ungemein. Als Exportnation steht und fällt unsere Wirtschaftskraft mit dem Zustand der Länder um uns herum."
Simon Junker (Deutschlandexperte): "Nachdem die deutsche Wirtschaft zu Beginn des Jahres nicht aus den Startlöchern kam, folgt sie nun einem moderaten Aufwärtstrend. Die konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft und des Euroraums hilft zweifelsohne. Wichtig ist aber, dass es mit dem privaten Konsum einen zunehmend starken Wachstumspfeiler neben den Exporten gibt. Steigende Beschäftigung, merkliche Einkommenszuwächse und geringe Preissteigerungen sind die besten Garanten dafür."
Kristina van Deuverden (Finanzexpertin): "Dass die öffentlichen Haushalte in Deutschland nach der Wirtschafts- und Finanzkrise der letzten Jahre mit Überschüssen abschließen, kann sich wirklich sehen lassen. Anlass zur Euphorie ist das allerdings nicht. Denn vor allem die konsumtiven Ausgaben steigen weiter. Stattdessen sollte mehr in Infrastruktur und Bildung - also in die Zukunft - investiert werden. Es ist zu hoffen, dass nach den Wahlen Augenmaß bewahrt wird und hart erarbeitete Spielräume im Haushalt nicht in klientelbedingten Wahlgeschenken verpuffen."

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