Überalterung als Chance begreifen

Kurzfassung: Überalterung als Chance begreifenBis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerung in Deutschland um rund sieben Millionen auf dann 75 Millionen Menschen schrumpfen, so eine Prognose des Statistischen Bundesam ...
[Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 18.02.2014] Überalterung als Chance begreifen
Bis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerung in Deutschland um rund sieben Millionen auf dann 75 Millionen Menschen schrumpfen, so eine Prognose des Statistischen Bundesamtes. Auf 100 Personen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren sollen dann 86 Personen kommen, die älter als 60 sind. Diese Entwicklung hin zu einer "Überalterung" der Gesellschaft wird meistens als Bedrohung gesehen - besonders mit Blick auf das Rentensystem, weil dann wenige Beitragszahler viele Rentner finanzieren müssen.
Das europäische Forschungsprojekt "Mopact" (Mobilizing the potential of active ageing in Europe) nimmt nicht nur die Probleme, sondern auch die positiven Folgen der längeren Lebenszeit in den Blick. Die beteiligten Wissenschaftler möchten Chancen zeigen, die sich daraus für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung ergeben. Bis zum Projektende Anfang 2017 wollen sie entsprechende Strategien und Politikansätze für die europäischen Entscheidungsträger entwickeln.
Aktivere und engagiertere Senioren
"In nicht allzu ferner Zukunft werden die Menschen im Alter von 70 Jahren eine mentale und physische Verfassung wie die heute 50-Jährigen haben", sagt Professor Hans Fehr vom Volkswirtschaftlichen Institut der Universität Würzburg. Darum würden die Menschen in dieser späten Lebensphase viel aktiver sein als heute: "Sie werden nicht nur länger produktiv arbeiten, sondern sich auch stärker ehrenamtlich in Vereinen, Parteien und Initiativen engagieren."
Zahlen und Fakten zum Projekt
Solche Aspekte des demografischen Wandels werden im Projekt "Mopact" analysiert, in dem der Würzburger Finanzwissenschaftler mitarbeitet. In dem Projekt kooperieren Ökonomen, Soziologen, Demografen, Mediziner und Naturwissenschaftler von 29 Institutionen aus 13 Ländern der Europäischen Union (EU).
Aus Deutschland sind neben der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Teams von den Universitäten Bochum, Braunschweig und Dortmund sowie der Fachhochschule Gelsenkirchen beteiligt. Die Europäische Union fördert "Mopact" mit 5,9 Millionen Euro; gut 100.000 davon sind für den Würzburger Projektteil bestimmt.
Woran die Würzburger forschen
Zum Würzburger Team gehört neben Professor Fehr und Dr. Sabine Jokisch vom Volkswirtschaftlichen Institut auch Professor Larry Kotlikoff von der Boston University. Gemeinsam mit Forschern aus Finnland, Dänemark und Norwegen befasst sich die Gruppe mit ökonomischen Aspekten der Alterung.
Ihre Forschungsfragen: Wie wird die längere Lebenszeit das Erwerbs-, Bildungs- und Konsumverhalten verändern? Welche Folgen ergeben sich daraus für die europäischen Sozialversicherungssysteme? Welche Reformen sind nötig? Wie wird sich die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in Europa verändern? Hat das Einfluss auf die Außenhandelsverflechtung innerhalb Europas und mit nicht-europäischen Ländern?
Simulationen zum demografischen Wandel
Konkret wird die Würzburger Gruppe ein Mehr-Länder-Simulationsmodell für den demografischen Wandel weiter ausbauen, um einzelne Regionen in der EU unterscheiden zu können. Mit dem Modell lassen sich detailliert unterschiedliche Alterungsprozesse sowie länder- und regionenspezifische Steuer- und Transfersysteme abbilden.
Das Modell erlaubt zudem eine Abschätzung, wie die längere Lebenszeit die künftige Nachfrage nach Weiterbildung im Alter beeinflussen wird. Außerdem kann damit der Frage nachgegangen werden, inwieweit eine verbesserte Weiterbildung im Alter einen signifikanten gesamtwirtschaftlichen Produktivitäts- und Wachstumszuwachs erzeugen kann.
"Mit unserem Modell können wir auch unterschiedliche Reformen in den Steuer- und Sozialversicherungssystemen simulieren", so Fehr. Auf diese Weise wollen die Wissenschaftler untersuchen, wie unterschiedlich der Reformbedarf in einzelnen Ländern ist und wie sich Reformen in einem Land auf die anderen Länder auswirken.

Kontakt
Prof. Dr. Hans Fehr, Lehrstuhl für Finanzwissenschaft, Volkswirtschaftliches Institut der Universität Würzburg, T (0931) 31-82972, hans.fehr@uni-wuerzburg.de
Weitere Informationen
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Als die Universität 1582 gegründet wurde, nahm sie ihren Betrieb mit einer Theologischen sowie einer Philosophischen Fakultät auf und verfügte bald auch über eine Juristische und Medizinische Fakultät. Im Jahre 1878 gliederte sich ihre Philosophische Fakultät in zwei Sektionen, in einen philosophisch-historischen und einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich.Erst 1937 verselbständigte sich die mathematisch-naturwissenschaftliche Sektion zu einer eigenen fünften Fakultät. Als nach dem 2. Weltkrieg die Lehr- und Forschungsarbeit wieder fortgesetzt wurde, blieb es bei dem vorherigen Stand. 1968 wurde die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät in zwei selbständige Abteilungen geteilt, in die Juristische und die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät. Die Universität besaß nun sechs Fakultäten. Ab 1972 schloß sich mit der Eingliederung der früher eigenständigen Pädagogischen Hochschule die Erziehungswissenschaft als siebte Fakultät an. Infolge der Hochschulreform 1974 wurde die Universität in insgesamt 13 Fakultäten umorganisiert. Die Erziehungswissenschaft wurde 1977 aufgelöst und den restlichen zwölf Fakultäten eingegliedert.Einer der Hauptgründe für die Attraktivität der Würzburger Universität ist zweifellos das auf 12 Fakultäten verteilte breite Fächerspektrum, das nahezu alle traditionellen Gebiete einer alten Universität umfaßt. In ihrer nun über 400jährigen Geschichte zählte sie stets zu den durchschnittlich großen deutschen Universitäten. Zu von Virchows und Röntgens Zeiten lag die Gesamtzahl der Studierenden an der Alma Julia zwischen 700 und 1000 Studenten, noch vor 40 Jahren bei 2500; heute gehört sie mit rund 20.000 Studenten zu den vier großen Universitäten Bayerns. Ihnen stehen 350 Professoren und rund 2700 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber.Mit 3.000 Studierenden bilden die Mediziner heute die größte Einzelfakultät. Die Hälfte aller in Würzburg Studierenden gehört jedoch den geisteswissenschaftlichen Bereichen an. Davon zählen 380 zur Katholisch-Theologischen Fakultät, etwas mehr als 520 zur Philosophischen Fakultät I, jeweils rund 3.000 zu den Philosophischen Fakultäten II und III. Bei den Juristen sind über 2.600 Studenten immatrikuliert und bei den Wirtschaftswissenschaftlern rund 2.000. Biologen und Chemiker bringen es jeweils auf rund 1.200 Studierende, die Fakultät für Mathematik und Informatik auf etwas über 1.000, Physiker und Erdwissenschaftler bleiben jeweils unter der 1.000er-Grenze.Die Naturwissenschaften streben räumlich seit den 50er Jahren in die Außenbezirke der Stadt. Die Auslagerung begann mit den Botanikern, die ihre Institute zum Dallenberg verlegten, und setzte sich in den 60er und 70er Jahren mit dem Aufbau der Universität Am Hubland fort. Chemikern und Pharmazeuten, Mineralogen und Kristallstrukturforschern, Physikern und Astronomen stehen heute dort, zusammen mit Mathematikern und Informatikern, hochmoderne Institutsgebäude und leistungsfähige Labors, Seminarräume und Hörsäle zur Verfügung. Während sich die Fachbereiche Philosophie I und III sowie die Juristen und Wirtschaftswissenschaftler noch in der Stadt befinden, teils in der fürstbischöflichen Residenz, teils in der Universität am Sanderring, teils im Stadtgebiet verstreut, ist die Philosophische Fakultät II in einen Neubau Am Hubland ausgewandert.
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