24.02.2014 10:09 Uhr in Computer & Internet von Universität Hohenheim
Kleinodien aus Holz: Universität Hohenheim stellt historische Holzbibliothek ins Internet
Kurzfassung: Kleinodien aus Holz: Universität Hohenheim stellt historische Holzbibliothek ins InternetUm die 200 Jahre sind sie alt, der Körper aus Holz, die Etiketten aus rotem und grünem Leder mit goldener Sc ...
[Universität Hohenheim - 24.02.2014] Kleinodien aus Holz: Universität Hohenheim stellt historische Holzbibliothek ins Internet
Um die 200 Jahre sind sie alt, der Körper aus Holz, die Etiketten aus rotem und grünem Leder mit goldener Schrift - und sie riechen nach Wald. Auf den ersten Blick erscheinen sie wie Bücher, tatsächlich sind es kleine Schatzkästchen: die Bände der Hohenheimer Xylothek. Jeder Band erklärt eine Holzart. Gebettet auf Moos birgt jeder Band in seinem Inneren die wichtigsten forstbiologischen Einzelteile des Gehölzes: Quer- und Schrägschnitte von Ästen, konservierte Blüten und Blätter, Wurzelpräparate, Samen, Blütenstaub und sogar die Asche der jeweiligen Art. In der Mitte des Bandes, geschrieben auf einem kleinen, zusammengefalteten Zettel, findet sich zu jedem Gehölz eine Kurzbeschreibung. "Es sind 189 extrem ästhetische und höchst informative Kunstwerke", sagt Dr. Annegret Bäuerle vom Institut für Zoologie der Universität Hohenheim über die Holzbücher. Ab sofort kann man die wertvollen und empfindlichen Schätze einer der ältesten Xylotheken Deutschlands auch online einsehen. Neugierig geworden? Dann unter http://uhoh.de/xylothek klicken!
Die Silberpappel, der Lebensbaum, die blasse Feldrose, der Zwergwacholder: das sind nur vier der insgesamt 189 verschiedenen Arten heimischer europäischer Hölzer, die in der Hohenheimer Xylothek zu finden sind. Die Holzbibliothek besteht aus zwei Serien: Eine 44 Bände umfassende ältere und eine neuere Serie mit 145 Bänden. Beide Serien stammen aus der Zeit um 1800, sind aber offenbar in verschiedenen Werkstätten gefertigt worden.
Mehrere Jahre brauchte der Präparator des Instituts für Zoologie, Thomas Plöttner, um die empfindlichen, handgefertigten Bände zu restaurieren. "Nun wollen wir diesen Schatz so vielen Menschen als möglich zugänglich machen", sagt Dr. Annegret Bäuerle. Bereits vor Jahren befasste sich die Mitarbeiterin des Instituts für Zoologie der Universität Hohenheim deshalb mit der Digitalisierung der handgefertigten Kunstwerke.
Pragmatisch, praktisch und schonend
Daneben gab es auch einen recht pragmatischen Grund: "Die Hohenheimer Holzbücher stoßen weltweit auf großes Interesse", berichtet Prof. Dr. Ulrich Fellmeth, der Leiter des Archivs der Universität Hohenheim. "Dies belegen die vielen internationalen Anfragen".
Gleichwohl sind die Bücher sehr empfindlich und müssen aus konservatorischen Gründen hinter Glas aufbewahrt werden. Eine herkömmliche Nutzung, also das Aufschlagen und "Lesen" der Bücher durch Interessierte, ist ausgeschlossen.
"Diese bedauernswerte Lücke, unsere Holzbücher nicht der interessierten Öffentlichkeit zur Nutzung zur Verfügung stellen zu können, wollten wir nun schließen. Deshalb haben wir das Projekt gestartet, die Hohenheimer Holzbibliothek im Internet zugänglich zu machen.
Der verschollene Schatz auf dem Dachboden: Hintergrund der Hohenheimer Xylothek
Obwohl Holzbibliotheken Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts weit verbreitet waren, galten sie damals schon als prestigeträchtiger Schatz. "Nur vermögende Leute konnten sich Xylotheken leisten", erklärt Prof. Dr. Fellmeth. "Das waren meistens Besitzer großer Grundstücke und Waldungen: Könige, Adlige, Klöster oder Forstakademien."
So kam auch eine Holzbibliothek nach Hohenheim, wie Prof. Dr. Fellmeth berichtet: "Von 1820 bis 1880 war nämlich die höhere Forstausbildung des Königreichs Württemberg an der damaligen Land- und Forstwirtschaftlichen Akademie Hohenheim beheimatet und die Förster beschafften sich für den Unterricht eine Holzbibliothek."
Um 1880 verließen die Förster jedoch im Streit mit den Landwirten Hohenheim und gingen an die Landesuniversität Tübingen. "Bei ihrer überstürzten Abreise haben die Förster offenbar neben anderen Kostbarkeiten auch vergessen die Holzbücher mitzunehmen."
Und beinahe wäre dieser geheimnisvolle Schatz in vollkommene Vergessenheit geraten. Bis in die 1970er Jahre lagen die Holzbücher auf dem Dachboden des Schlosses Hohenheim und verstaubten.
Der Zufall war es, der den damals neu berufenen Ordinarius für Zoologie, Prof. Dr. Hinrich Rahmann, auf die Kiste mit den handgefertigten Holzbüchern stießen ließ. Eine kleine, erfreuliche - und jetzt auch digitale Sensation.
Links:
Hohenheimer Xylothek digital: http://uhoh.de/xylothek
Text: C. Schmid / Klebs
Kontakt für Medien:
Dr. Annegret Bäuerle, Universität Hohenheim , Institut für Zoologie, Tel.: 0711/459-23555, E-Mail: abauerle@uni-hohenheim.de
Prof. Dr. Ulrich Fellmeth, Universität Hohenheim, Archiv und Hochschulgeschichtliches Museum, Tel.: 0711/459-22119, E-Mail: fellmeth@uni-hohenheim.de
Um die 200 Jahre sind sie alt, der Körper aus Holz, die Etiketten aus rotem und grünem Leder mit goldener Schrift - und sie riechen nach Wald. Auf den ersten Blick erscheinen sie wie Bücher, tatsächlich sind es kleine Schatzkästchen: die Bände der Hohenheimer Xylothek. Jeder Band erklärt eine Holzart. Gebettet auf Moos birgt jeder Band in seinem Inneren die wichtigsten forstbiologischen Einzelteile des Gehölzes: Quer- und Schrägschnitte von Ästen, konservierte Blüten und Blätter, Wurzelpräparate, Samen, Blütenstaub und sogar die Asche der jeweiligen Art. In der Mitte des Bandes, geschrieben auf einem kleinen, zusammengefalteten Zettel, findet sich zu jedem Gehölz eine Kurzbeschreibung. "Es sind 189 extrem ästhetische und höchst informative Kunstwerke", sagt Dr. Annegret Bäuerle vom Institut für Zoologie der Universität Hohenheim über die Holzbücher. Ab sofort kann man die wertvollen und empfindlichen Schätze einer der ältesten Xylotheken Deutschlands auch online einsehen. Neugierig geworden? Dann unter http://uhoh.de/xylothek klicken!
Die Silberpappel, der Lebensbaum, die blasse Feldrose, der Zwergwacholder: das sind nur vier der insgesamt 189 verschiedenen Arten heimischer europäischer Hölzer, die in der Hohenheimer Xylothek zu finden sind. Die Holzbibliothek besteht aus zwei Serien: Eine 44 Bände umfassende ältere und eine neuere Serie mit 145 Bänden. Beide Serien stammen aus der Zeit um 1800, sind aber offenbar in verschiedenen Werkstätten gefertigt worden.
Mehrere Jahre brauchte der Präparator des Instituts für Zoologie, Thomas Plöttner, um die empfindlichen, handgefertigten Bände zu restaurieren. "Nun wollen wir diesen Schatz so vielen Menschen als möglich zugänglich machen", sagt Dr. Annegret Bäuerle. Bereits vor Jahren befasste sich die Mitarbeiterin des Instituts für Zoologie der Universität Hohenheim deshalb mit der Digitalisierung der handgefertigten Kunstwerke.
Pragmatisch, praktisch und schonend
Daneben gab es auch einen recht pragmatischen Grund: "Die Hohenheimer Holzbücher stoßen weltweit auf großes Interesse", berichtet Prof. Dr. Ulrich Fellmeth, der Leiter des Archivs der Universität Hohenheim. "Dies belegen die vielen internationalen Anfragen".
Gleichwohl sind die Bücher sehr empfindlich und müssen aus konservatorischen Gründen hinter Glas aufbewahrt werden. Eine herkömmliche Nutzung, also das Aufschlagen und "Lesen" der Bücher durch Interessierte, ist ausgeschlossen.
"Diese bedauernswerte Lücke, unsere Holzbücher nicht der interessierten Öffentlichkeit zur Nutzung zur Verfügung stellen zu können, wollten wir nun schließen. Deshalb haben wir das Projekt gestartet, die Hohenheimer Holzbibliothek im Internet zugänglich zu machen.
Der verschollene Schatz auf dem Dachboden: Hintergrund der Hohenheimer Xylothek
Obwohl Holzbibliotheken Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts weit verbreitet waren, galten sie damals schon als prestigeträchtiger Schatz. "Nur vermögende Leute konnten sich Xylotheken leisten", erklärt Prof. Dr. Fellmeth. "Das waren meistens Besitzer großer Grundstücke und Waldungen: Könige, Adlige, Klöster oder Forstakademien."
So kam auch eine Holzbibliothek nach Hohenheim, wie Prof. Dr. Fellmeth berichtet: "Von 1820 bis 1880 war nämlich die höhere Forstausbildung des Königreichs Württemberg an der damaligen Land- und Forstwirtschaftlichen Akademie Hohenheim beheimatet und die Förster beschafften sich für den Unterricht eine Holzbibliothek."
Um 1880 verließen die Förster jedoch im Streit mit den Landwirten Hohenheim und gingen an die Landesuniversität Tübingen. "Bei ihrer überstürzten Abreise haben die Förster offenbar neben anderen Kostbarkeiten auch vergessen die Holzbücher mitzunehmen."
Und beinahe wäre dieser geheimnisvolle Schatz in vollkommene Vergessenheit geraten. Bis in die 1970er Jahre lagen die Holzbücher auf dem Dachboden des Schlosses Hohenheim und verstaubten.
Der Zufall war es, der den damals neu berufenen Ordinarius für Zoologie, Prof. Dr. Hinrich Rahmann, auf die Kiste mit den handgefertigten Holzbüchern stießen ließ. Eine kleine, erfreuliche - und jetzt auch digitale Sensation.
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Text: C. Schmid / Klebs
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