26.04.2013 14:53 Uhr in Wirtschaft & Finanzen von Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln)
Rentensysteme: Großzügigkeit ist gefährlich
Kurzfassung: Rentensysteme: Großzügigkeit ist gefährlichIm internationalen Vergleich ist das deutsche Rentensystem nicht gerade generös, wie OECD-Zahlen belegen. Doch viele Länder, die ihren Ruheständlern me ...
[Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) - 26.04.2013] Rentensysteme: Großzügigkeit ist gefährlich
Im internationalen Vergleich ist das deutsche Rentensystem nicht gerade generös, wie OECD-Zahlen belegen. Doch viele Länder, die ihren Ruheständlern mehr versprechen, haben ihre Hausaufgaben mit Blick auf die demografischen Herausforderungen schlichtweg noch nicht gemacht.
Laut OECD schneidet das deutsche Rentenversicherungssystem im internationalen Vergleich allenfalls mittelmäßig ab: Im Vergleich zum OECD-Durchschnitt liegt hierzulande die gesetzliche Altersrente im Verhältnis zum Einkommen in der Erwerbsphase unter dem Durchschnitt und hinter vielen Südländern der EU. Das liegt unter anderem daran, dass die Rentenhöhe nach unterschiedlichen Regeln bestimmt wird. In Staaten wie Deutschland zum Beispiel wird der Rentenanspruch mit Blick auf die gesamte Erwerbszeit kalkuliert. In Ländern wie Griechenland sind einzig die letzten Jahre des Berufslebens entscheidend - und oft ist dann das Einkommen höher.
Aber auch bei der Dauer des Rentenbezugs zeigt sich Deutschland vergleichsweise knausrig. Männer beziehen nicht nur im Süden der EU, sondern zum Beispiel auch in Frankreich oder Belgien im Schnitt mehr als vier Jahre länger eine Rente als deutsche Malocher. Bei den Frauen ist der Unterschied sogar noch größer.
Diese Gründe verdeutlichen denn auch, weshalb der OECD-Vergleich nicht Deutschland, sondern anderen Ländern Sorgenfalten auf die Stirn treiben sollte: Je großzügiger ein umlagefinanziertes Rentensystem ist, desto anfälliger erweist es sich gegenüber demografischen Entwicklungen und desto stärker wird der Spielraum für die Wirtschafts- und Sozialpolitik eingeengt. Während in Deutschland der Anteil der Rentenausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 10,8 Prozent im Jahr 2010 auf 12,7 Prozent im Jahr 2040 steigen wird, verwendet Österreich bereits heute 14 Prozent des BIP für die Altersversorgung, 2040 werden es 16,5 Prozent sein. Auch beim Nachbarn Frankreich ist die Rentenlast ähnlich hoch - hier sorgt viel Nachwuchs aber immerhin dafür, dass der Anstieg etwas moderater ausfällt. Italien hat zwar nicht mit einem starken Anstieg zu rechnen, muss aber bereits heute mit einem Anteil von 15,5 Prozent leben.
Ein scheinbar großzügiges Rentensystem ist also nicht zwingend ein Segen - insbesondere wenn man die nachfolgenden Generationen mit in den Blick nimmt, die die Suppe auszulöffeln haben.
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln)
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Im internationalen Vergleich ist das deutsche Rentensystem nicht gerade generös, wie OECD-Zahlen belegen. Doch viele Länder, die ihren Ruheständlern mehr versprechen, haben ihre Hausaufgaben mit Blick auf die demografischen Herausforderungen schlichtweg noch nicht gemacht.
Laut OECD schneidet das deutsche Rentenversicherungssystem im internationalen Vergleich allenfalls mittelmäßig ab: Im Vergleich zum OECD-Durchschnitt liegt hierzulande die gesetzliche Altersrente im Verhältnis zum Einkommen in der Erwerbsphase unter dem Durchschnitt und hinter vielen Südländern der EU. Das liegt unter anderem daran, dass die Rentenhöhe nach unterschiedlichen Regeln bestimmt wird. In Staaten wie Deutschland zum Beispiel wird der Rentenanspruch mit Blick auf die gesamte Erwerbszeit kalkuliert. In Ländern wie Griechenland sind einzig die letzten Jahre des Berufslebens entscheidend - und oft ist dann das Einkommen höher.
Aber auch bei der Dauer des Rentenbezugs zeigt sich Deutschland vergleichsweise knausrig. Männer beziehen nicht nur im Süden der EU, sondern zum Beispiel auch in Frankreich oder Belgien im Schnitt mehr als vier Jahre länger eine Rente als deutsche Malocher. Bei den Frauen ist der Unterschied sogar noch größer.
Diese Gründe verdeutlichen denn auch, weshalb der OECD-Vergleich nicht Deutschland, sondern anderen Ländern Sorgenfalten auf die Stirn treiben sollte: Je großzügiger ein umlagefinanziertes Rentensystem ist, desto anfälliger erweist es sich gegenüber demografischen Entwicklungen und desto stärker wird der Spielraum für die Wirtschafts- und Sozialpolitik eingeengt. Während in Deutschland der Anteil der Rentenausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 10,8 Prozent im Jahr 2010 auf 12,7 Prozent im Jahr 2040 steigen wird, verwendet Österreich bereits heute 14 Prozent des BIP für die Altersversorgung, 2040 werden es 16,5 Prozent sein. Auch beim Nachbarn Frankreich ist die Rentenlast ähnlich hoch - hier sorgt viel Nachwuchs aber immerhin dafür, dass der Anstieg etwas moderater ausfällt. Italien hat zwar nicht mit einem starken Anstieg zu rechnen, muss aber bereits heute mit einem Anteil von 15,5 Prozent leben.
Ein scheinbar großzügiges Rentensystem ist also nicht zwingend ein Segen - insbesondere wenn man die nachfolgenden Generationen mit in den Blick nimmt, die die Suppe auszulöffeln haben.
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, 50968 Köln, Deutschland
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