[IG Bauen-Agrar-Umwelt - 15.04.2014] Ostergeschäft ist für Floristen kein Grund zum Jubeln
IG BAU kritisiert Mini-Löhne in der Blumen-Branche
Frankfurt am Main - Ostern boomt der Blumenhandel. Doch während sich die Beschenkten über herrlich gebundene Sträuße freuen, haben die Beschäftigten in der Floristik nicht viel von dem Ansturm auf die Blumenläden. "Es ist beschämend wie wenig gut ausgebildete Fachkräfte verdienen", sagte der Stellvertretende Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Harald Schaum. In West-Deutschland erhalten Floristen und Floristinnen zwischen acht und 13 Euro pro Stunde. Im Osten ist die Lage schlimmer. Dort ist der Begriff Hungerlohn wörtlich zu nehmen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne liegen durchweg unter 8,50 Euro, mancherorts beträgt die Differenz zum Westen mehr als die Hälfte. "Nach fast 25 Jahren Deutscher Einheit, darf es solche Unterschiede nicht mehr geben", stellte Schaum klar, "Einige Floristen erhalten nicht mal 800 Euro im Monat."
Grund für diese Skandal-Löhne ist die Weigerung der Ost-Arbeitgeber, neue Tarifverträge zu verhandeln. Zuletzt wurden diese im Jahr 2004 anpasst. Im Osten ist seit den vergangenen zehn Jahren nichts für die kreativen Fachleute getan worden. Ihre Blockade rechtfertigen die Arbeitgeber mit einem Familienbild aus der Mottenkiste: Weil in der Floristik meist Frauen (93,9 Prozent) arbeiten, würden die Löhne reichen - schließlich hätten die Beschäftigten ja sicher einen Ehemann, der genügend Geld mit heimbringe. Da seien Stundenlöhne zwischen vier und fünf Euro als Nebenverdienst in Ordnung. Für Schaum ist das eine Herabwürdigung der Branche: "41 Stunden Wochenarbeitszeit und hohe körperliche Belastung. Floristik ist ein Knochenjob!"
Alle Versuche, eine wenigstens moderate Lohnangleichung zwischen Ost und West durchzusetzen sind gescheitert; zuletzt bei den Tarifverhandlungen Ende März 2014. Die angekündigte Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2015 hat der Lage dabei eine besondere Wendung gegeben: Statt weitere Verhandlungen zu führen, wollen die Arbeitgeber abwarten, wie die Branche mit einem gesetzlichen Stundenlohn von 8,50 Euro umgeht. Die Arbeitgeber schüren überzogene Ängste und behaupten, der Mindestlohn koste massenhaft Arbeitsplätze, viele Betriebe müssten aufgeben. Dabei zeigen Erfahrungen mit Mindestlöhnen in der Bau- oder Gebäudereinigungsbranche wie auch aus anderen Ländern, dass die Einführung eines Mindestlohns nie zu Lasten der Arbeitsplätze geht.
Ruprecht Hammerschmidt
Leiter der Abteilung Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit
Pressesprecher IG Bauen-Agrar-Umwelt
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