[Deutsche Stiftung Denkmalschutz - 03.09.2014] 200-Jahr-Feier von St. Peter und Paul in Seinsheim
Eine Kirche über Veranstaltungskellern
Den Höhepunkt des 200-Jahr-Jubiläums der kürzlich renovierten Pfarrkirche St. Peter und Paul in Seinsheim im Landkreis Kitzingen feiert die Gemeinde mit einem Festgottesdienst am Sonntag, den 7. September 2014 um 9.00 Uhr. Hauptzelebrant ist der Bamberger Erzbischof Professor Dr. Ludwig Schick. An der Instandsetzung des Turms und der Westseite des Kirchenschiffs beteiligte sich 2010 auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 30.000 Euro.
Die erste urkundliche Erwähnung von Seinsheim stammt aus dem Jahr 770. 1434 wurde dem Ort durch Kaiser Sigmund das Marktrecht verliehen. Die von 1810 bis 1814 erbaute Kirche St. Peter und Paul liegt mitten im Ort. Der dritte Kirchenbau in Seinsheim wurde von Baumeister Thaddäus Dückelmann aus Wiesentheid wie die Vorgängerin in die bestehende Kirchenburganlage eingebaut. Von dieser sind heute noch die umliegenden Gaden - einräumige Bauwerke zur Aufbewahrung von Vorräten - erhalten. Nicht nur die Kirchengaden, sondern auch das gesamte Kirchenschiff ist ungewöhnlicherweise mit zehn Seitenkellern unter einem Tonnengewölbe unterkellert. Die Kirchgaden und Keller aus dem 15. Jahrhundert dienten nicht nur als Lagerstätte für landwirtschaftliche Erzeugnisse, vor allem Wein, sondern boten in den verschiedensten Kriegen auch Schutz und Sicherheit. Heute werden die Räumlichkeiten für Feste, Ausstellungen, Konzerte und Kabaretts genutzt, auch die kleinste Brauerei Frankens befindet sich in diesem Gemäuer.
Im Westen überragt das Kirchenschiff ein Turm, der im dritten Obergeschoss achteckig wird. Die umlaufende klassizistische Rustikaquaderung entspricht nur in den horizontalen Fugen den Steinlagen der aufwendig gestalteten Werksteinfassaden. Die scheinbaren Stoßfugen hat man nachträglich nach dem Versatz der Quader in den Stein eingearbeitet, um den Eindruck der Regelmäßigkeit zu gewinnen. Diese Vorgehensweise wurde jedoch nur bis zu den Sohlbänken umgesetzt; danach bestimmen Lagerfugen das Fassadenbild.
Das dreischiffige Kirchenschiff ist hell und weit. Im Chor befindet sich der Altar mit barockem Altaraufsatz und Gestühl. Das Deckenfresko mit der Darstellung der Apostel Peter und Paul in der Glorie wurde im Stil des 18. Jahrhunderts erst 1926 gemalt. Das Kleinod der Pfarrkirche stellt die restaurierte Orgel von 1767 dar.
Der Dachstuhl und die Schieferdeckung waren ertüchtigungsbedürftig. Die Natursteinfassade aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts aus grünlichem Schilfsandstein zeigte erhebliche Witterungsschäden.
St. Peter und Paul ist eines von über 270 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte.
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Schlegelstraße 1
53113 Bonn
Telefon: 0228 9091-402
Telefax: 0228 9091-409
Mail: schirmer(at)
denkmalschutz.deURL:
http://www.denkmalschutz.de
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist inzwischen zur größten Bürgerinitiative in Sachen Denkmalschutz in Deutschland gewachsen. Die Stiftung hilft vor allem dort, wo öffentliche Mittel nicht ausreichend zur Verfügung stehen. So konnten viele fast verloren geglaubte Kulturschätze in ganz Deutschland bewahrt werden. Dass dies gelang, ist vor allem den über 200.000 Förderern zu verdanken.