[Attac Deutschland - 02.07.2015] Attac fordert Gemeinnützigkeit zurück
Aktion "Engagement statt Lobbymacht" vor Regierungssitz in Wiesbaden
Mit einer Aktion unter dem Motto "Engagement statt Lobbymacht - Attac bleibt gemeinnützig!" vor der Staatskanzlei in Wiesbaden am heutigen Donnerstag hat das globalisierungskritische Netzwerk gefordert, endlich wieder als gemeinnützig anerkannt zu werden.
Die Globalisierungskritiker wiesen dabei insbesondere auf die Ungleichbehandlung hin, die sie im Vergleich zu reinen Lobbyvereinigungen erfahren: Während Attac seit 444 Tagen ohne Gemeinnützigkeit auskommen muss, gelten etwa die Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik, das Atomforum oder das Forum Grüne Vernunft, das sich für Gentechnik in der Landwirtschaft einsetzt, als gemeinnützig.
"Das Engagement der Attac-Aktiven für eine strengere Regulierung der Finanzmärkte, die gerechte Verteilung des globalen Reichtums oder einen fairen Welthandel soll nicht dem Gemeinwohl dienen - das profitfördernde Bewerben von Waffen-, Atom- und Gentechnik aber schon? Was für ein Hohn", sagte Andreas van Baaijen, Geschäftsführer im Bundesbüro von Attac. "Wir fordern die Verantwortlichen auf, Attac endlich wieder den rechtlichen Status der Gemeinnützigkeit zuzuerkennen. Gerade weil wir das Gemeinwohl gegenüber den mächtigen Einzelinteressen der Wirtschaft und der global agierenden Banken und Konzerne verteidigen, sind wir gemeinnützig!"
Es sei die Aufgabe kritischer zivilgesellschaftlicher Organisationen, politische Entscheidungsprozesse aktiv zu begleiten. Die Aberkennung der Gemeinnützigkeit von Attac bedrohe eine lebendige und kritische Zivilgesellschaft, die für eine funktionierende Demokratie unabdingbar sei.
Mit der Begründung, Attac sei zu politisch, hatte das Finanzamt Frankfurt dem Netzwerk am 14. April des vergangenen Jahres die Gemeinnützigkeit entzogen. Insbesondere der Einsatz für eine Finanztransaktionssteuer oder eine Vermögensabgabe diene keinem gemeinnützigen Zweck, hieß es zur Begründung. Trotz massiver Proteste aus der Zivilgesellschaft ebenso wie aus der Politik hat die Finanzverwaltung ihren Bescheid bisher nicht zurückgenommen. Das Widerspruchsverfahren läuft nach wie vor. Sollte das Finanzamt dem Widerspruch nicht stattgeben, wird Attac klagen.
Die Aktion vor der Staatskanzlei zeigte Attac als große Weltkugel. Ihr gegenüber standen die drei genannten Lobbyvereinigungen, dargestellt durch Personen in Ganzkörperanzügen, die eine Schusswaffen-Attrappe, ein Miniatur-Atomkraftwerk und "Gen-Gemüse" in den Händen hielten. Während auf den Namensschildern der Lobbyisten der Schriftzug "gemeinnützig" prangte, wurde er auf dem Attac-Schild durchgestrichen. Umstehende Bürgerinnen und Bürger protestierten gegen diese Entscheidung und hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Engagement gegen Lobbymacht!
Attac bleibt gemeinnützig - jetzt erst recht!" in die Höhe.
Für Rückfragen:
Frauke Distelrath
Attac-Pressesprecherin
Tel. 069 900 281 42
mobil 0151 6141 0268
presse@attac.de
Stephanie Handtmann
Attac-Geschäftsführerin
Tel. 069 900 281 22
mobil 0176 2419 1706
Pressefotos (in Kürze):
www.attac.de/engagement-statt-lobbymacht(frei bei Quellenangabe
www.attac.de)
Weitere Informationen:
www.attac.de/jetzt-erst-recht
Attac Deutschland

Attac - die französische Abkürzung für Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen – wurde 1998 in Frankreich gegründet. Lag der ursprüngliche Fokus von Attac in dem Eintreten für eine demokratische Kontrolle der internationalen Finanzmärkte und der Einführung der Tobin-Steuer, so haben wir uns mittlerweile der gesamten Problematik neoliberaler Globalisierung angenommen.Mit 90.000 Mitgliedern in 50 Ländern versteht sich Attac als Teil dieser globalen Bewegung. Auch in Deutschland bildet Attac ein breites gesellschaftliches Bündnis, das von ver.di und der GEW über den BUND und Pax Christi bis zu kapitalismuskritischen Gruppen unterstützt wird. Immer mehr Menschen unterschiedlicher politischer und weltanschaulicher Herkunft werden in den mittlerweile über 160 Attac-Gruppen vor Ort aktiv.Attac versteht sich als Bildungsbewegung mit Aktionscharakter und Expertise. Über Vorträge, Publikationen, Podiumsdikussionen und eine intensive Pressearbeit werden die komplexen Zusammenhänge der Globalisierungsthematik einer breiten Öffentlichkeit vermittelt und Alternativen zum neoliberalen Dogma aufgezeigt. Mit Aktionen soll der notwendige Druck auf Politik und Wirtschaft zur Umsetzung der Alternativen erzeugt werden.