[manager magazin Verlagsgesellschaft - 11.04.2013] Steinkohle-Boom heizt deutsche Stromexporte weiter an
Ausfuhren im ersten Quartal verdoppelt
Gaskraft beschleunigt Rückzug
Die deutschen Stromerzeuger haben ihre Exporte im ersten Quartal weiter drastisch gesteigert. Von Januar bis März führten sie im Saldo etwa 16 Terawattstunden aus, wie aus Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) hervorgeht, die manager magazin online vorliegen. Sie basieren auf Daten der Vereinigung der europäischen Netzbetreiber Entso-E. Im ersten Quartal 2012 hatte die Exportmenge etwa acht Terawattstunden betragen.
Die nun ausgeführte Menge entspricht ungefähr der Produktion von sechs Großkraftwerken, die permanent laufen. Im gesamten Jahr 2012 hatte der Exportsaldo den historischen Höchststand von knapp 23 Terawattstunden erreicht.
Hauptgrund für die gestiegenen Exporte ist der niedrige Börsenstrompreis in Deutschland. Er resultiert aus einem Überangebot von Strom durch den Ausbau der erneuerbaren Energien. Hinzu kommt der Preisverfall für Kohlendioxid-Emissionsrechte, der vor allem die in Deutschland stark vertretenen Kohlekraftwerke begünstigt.
Tatsächlich geht der Exportzuwachs auf das Konto zusätzlicher Kohlestrom-Mengen. Steinkohlekraftwerke steigerten ihren Ausstoß um etwa 23 Prozent, wie Berechnungen von manager magazin online auf Basis der ISE-Zahlen ergeben. Braunkohle legte um etwa 8 Prozent zu, während die anderen Energieträger weniger produzierten als im Vorjahr, darunter Wind-, Solar- und Wasserkraft.
Immer dramatischer sieht die Lage bei Gaskraftwerken aus. Ihre Erzeugung sank trotz des kalten Winters um 16 Prozent. Versorger wie Eon hatten zuletzt damit gedroht, Gaskraftwerke vom Netz zu nehmen, weil ihr wirtschaftlicher Betrieb derzeit nicht möglich sei. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft betrachtet die Lage "mit Sorge", wie ein Verbandssprecher gegenüber manager magazin online anlässlich der jüngsten Entwicklung mitteilte.
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