[Deutsche Stiftung Denkmalschutz - 29.08.2013] Preußens Wille zum Weg
Wiedereinweihung der Apostelbrücke in Niedergebra
Vor zwei Jahren noch war die Apostelbrücke in Niedergebra im Landkreis Nordhausen aufgrund statisch-konstruktiver Mauerwerksschäden vom Einsturz bedroht. Steine waren aus dem Mauerwerk ausgebrochen, Fugen lagen offen, Risse gefährdeten die Standsicherheit. Nun kann die Brücke am kommenden Sonntag, den 1. September 2013 um 10.30 Uhr wiedereingeweiht werden. Die Festansprache nach dem Gottesdienst hält Bürgermeisterin Burgunde Krumm. Für die musikalische Umrahmung sorgen der Männer- und der Posaunenchor, für die Unterhaltung ein Entenrennen und eine Theateraufführung. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) half bei der Wiederherstellung der Brücke in den beiden vergangenen Jahren mit insgesamt 40.000 Euro, sie ist bei der Feier durch Professor Hermann Saitz vom Ortskuratorium Erfurt der DSD vertreten.
Bereits im Mittelalter existierte im Wippertal zwischen den Bleichröder Bergen und der Hainlaite eine historische Furt über den Fluss, die in das überregionale Wegesystem der Via Regia eingebunden war. Hier entstand am Standort zweier, vermutlich hölzerner Vorgängerbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert auf Veranlassung des preußischen Staates um 1803 die steinerne Apostelbrücke. Die erste Infrastrukturmaßnahme des preußischen Staates in seinem damals neuen Herrschaftsbereich bedeutete für Nordthüringen ein seltenes Ingenieurbau- und Verkehrsdenkmal. Für den neuen Übergang nutzte man vorwiegend Abbruchsteine vom Hauptturm der nahen Burg Lohra. Die Brücke besteht aus zwei großen Gewölbetonnen, die auf wiederum zwei massiven Rand- und einem Mittelpfeiler aufliegen. Der Mittelpfeiler hat an der flussauf- und an der flussabwärtigen Seite je einen spitz auslaufenden Spornpfeiler, der als Flutbrecher dient. Die Außenschale des massiven Mauerwerks besteht aus exakt bearbeiteten einheimischen Muschelkalkwerksteinen. Die Laibung der Bögen ist in unregelmäßigem Schichtmauerwerk ausgeführt. Für das Werksteinmauerwerk an der Bogenstirn arbeitete man mit Messerfugen. Die Brüstung aus Quadermauerwerk ist nur noch in Resten vorhanden. Bis heute großenteils erhalten hat sich hingegen die Kalksteinpflaster-Fahrbahn aus der Bauzeit. Benannt nach Bonifatius, dem Apostel der Deutschen, wurde die Brücke wohl erst im 19. Jahrhundert. Da noch im selben Jahrhundert der Verkehr umgeleitet wurde, ist die Brücke weitgehend original erhalten.
Die Apostelbrücke, der erste steinerne Brückenbau der Region, ist eines von über 410 Förderprojekten, die die private Denkmalstiftung seit ihrer Gründung 1985 dank Spenden und Mittel der Lotterie GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Thüringen fördern konnte.
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